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Die vier Schritte der Veränderung

Die vier Schritte der Veränderung

Die menschliche Psyche fasziniert mich, seit ich denken kann. Schon als kleines Kind habe ich stundenlang darüber nachgedacht, was in andere Menschen jetzt wohl gerade vor sich geht. Ich glaube diese frühe Begeisterung ist mit ein Grund dafür, dass ich meinen Beruf so gerne ausübe und von einer echten Berufung spreche. Egal ob als Psychologin, Coach, Beraterin oder angehende Verhaltenstherapeutin - i really love what I do! Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals ungern in meine Praxis gefahren wäre. Für viele Menschen ist es unvorstellbar, sich mit den “Problemen” anderer Menschen zu beschäftigen. Doch so wie es nach außen wirkt, ist es in der Tat gar nicht. Ich beschäftige mich eher mit den Lösungen für die individuellen Probleme der Menschen, die in meine Praxis kommen bzw. mich digital kontaktieren.

Depression, Angst, Hoffnungslosigkeit… wann kann ich endlich jedem helfen?

Die Begeisterung für die menschliche Psyche war immer schon da, das Selbstbewusstsein, das ich heute in an den Tag lege, nicht! Während meines Psychologiestudiums war ich - kurz vor dem Bachelorabschluss - der Verzweiflung nahe. Ich erinnere mich noch genau an meine Worte, als ich nach einem langen Praktikumstag in der Psychiatrie mit meinem Partner gesprochen habe: Jetzt hab ich schon so viel gelernt, so viele Prüfungen absolviert, so viele Praktikumsstunden gemacht ABER: Wann kann ich endlich allen helfen? Diese Frage begleitete mich ständig und ich war weit weg von dem Gefühl, wirklich kompetent und erfahren zu sein. Zugleich war ich unheimlich ungeduldig und wollte am liebsten sofort meine eigene Praxis eröffnen. Wenn ich nach vorne blickte lag ein sehr langer Weg vor mir: Noch zwei Jahre Master, noch x Jahre Ausbildung zur Verhaltenstherapeutin, so viele Wochenende, so viel Zeit, so viel Geld… Ich hinterfragte alles, was ich bis dahin getan hatte und war kurz davor, mein Studium hinzuschmeißen.

Fundierte Ausbildung, Erfahrung und Selbstvertrauen

Heute bin ich froh, dass ich den kurzen Zweifel hinter mir lassen konnte. Auf meinem langen Weg durch Studium und Ausbildung habe ich nach und nach erkannt, wie wichtig und wertvoll all diese Schritte waren, um eine wirklich gute Psychologin und später eine wirklich gute Verhaltenstherapeutin zu werden. “Gut” bedeutet für mich in diesem Zusammenhang, dass meine Klienten gerne in meine Praxis kommen, dass sie über ihre Probleme offen sprechen können und sich ernst genommen fühlen. Und dass sie nach unseren Gesprächen sich 1. selbst besser kennen und 2. konkrete Techniken erlernt haben, um mit ihren ungeliebten Mustern besser zurecht zu kommen.

Selbstmanagement in vier Schritten

Eine dieser Techniken lässt sich unter dem Begriff “Achtsamkeit” zusammenfassen. Es gibt unzählige Übungen, die uns dabei helfen, diese in uns verborgene Fähigkeit zu entwickeln. Immer mehr Studien belegen die positive Wirkung von Achtsamkeit auf unser Gehirn, unser Wohlbefinden und langfristig gesehen unsere Gesundheit. Vereinfacht gesagt lernen wir durch dieses Mehr an Bewusstsein unsere Muster kennen und verändern sie so, dass es uns besser geht. Von Moment zu Moment, im Hier und Jetzt. Eine weiter Technik oder besser gesagt ein Modell, das ich bei so ziemlich all meinen Klienten gerne zum Einsatz bringe, ist die Selbstregulation, die der Verhaltenspsychologe Frederick Kanfer entwickelt hat. Er beschreibt dabei sehr anschaulich, wie wir unser Verhalten (damit meint er auch unsere Gefühle und Gedanken) in vier Schritten verändern können:

  1. Selbstbeobachtung

    Ich stelle mir folgende Fragen: Wie verhalte ich mich in bestimmten Situationen? Was geht in mir vor, wenn ich in diese Situation komme? Was sage ich zu mir? Was geht mir durch den Kopf? Was fühle ich? Was tue ich? Was sage ich? Was sage ich nicht, obwohl ich es gerne sagen würde? Welche Glaubenssätze sind in meinem Inneren festgelegt (“Ein Mensch muss xy tun, um beliebt, erfolgreich, ein guter Mensch… zu sein”, “Ich muss immer xy, um gemocht zu werden”, “eine gute Partnerin muss immer xy, um ihrer Rolle gerecht zu werden”, “ein engagierter Mitarbeiter muss immer xy, um nicht negativ aufzufallen”…)

  2. Selbstbewertung

    Dabei vergleiche ich den IST-Zustand mit dem SOLL-Zustand und frage mich: Wie stelle ich mir mein Leben vor, wie möchte ich sein, wie möchte ich mit einer bestimmten Situation umgehen, darauf reagieren? Was muss ich verändern, um dies zu erreichen?

  3. Selbstveränderung

    Just do it! Setze die konkreten Schritte von 2. um

  4. Selbstverstärkung

    Eigenlob stinkt NICHT, du brauchst es sogar, um dich selbst zu motivieren, das neu erlernte Verhalten nun auch beizubehalten. Fokussiere dich auf das, was dir bereits gelingt und sei nachsichtig mit dir! Diese Muster haben sich über Jahre, viele sogar über Jahrzehnte ausgeprägt und lassen sich nicht von heute auf morgen verändern. Aber von Moment zu Moment.

Diese vier Schritte der Veränderung können wir auf so ziemlich alle Bereiche unseres Lebens umlegen. Sie sind quasi ein Werkzeug, um uns darüber im Klaren zu werden, was wir verändern möchten und sind uns zugleich eine Unterstützung, um diese Veränderung auch nachhaltig umzusetzen.

Probier es gerne einmal aus! Am besten du startest mit einem Thema, das dich mehrmals pro Woche stört, zB deine Reaktion auf eine Kollegin, deinen Umgang mit Zeitdruck, deine Art, mit dir selbst zu sprechen… Wichtig ist dabei, dass du so genau wie möglich in deiner Beschreibung bist und dir auch wirklich Zeit nimmst, um die ersten beiden Schritte zu analysieren. Sie sind die Basis der Veränderung (Schritt 3). Auch wenn es verlockend scheint - bitte nimm dir nicht zu viele Themen auf einmal vor! Fokussiere dich lieber auf ein Thema und entdecke, wie hilfreich diese Technik ist. Dann kannst du sie nach und nach auf andere Lebensbereiche und Verhaltensweisen ausweiten.

Falls du Fragen hast, schreib mir gerne an contact@themindfullivingblog.com!

Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren!

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