Was möchtest DU eigentlich?
Wenn ich Menschen, die in meine Praxis kommen, frage: Was wollen Sie eigentlich?” blicke ich oft in ein erstauntes Gesicht. Denn, so simpel sie klingen mag, viele Menschen haben sich diese Frage noch nie gestellt. Sie gehen durchs Leben, das aus Routinen und Pflichten besteht und kaum Spielraum lässt für das, was sie wirklich wollen. Es hilft hier wenig, einen “Schuldigen” für diese Umstände zu suchen. In vielen Familien bleibt neben allen Verpflichtungen des Alltags schlichtweg keine Zeit, um sich auf die Bedürfnisse einzelner Familienmitglieder einzulassen. Viele Kinder “laufen mit”. Später in der Schule geht es ihnen ähnlich - sie wollen sich nicht in den Vordergrund drängen, haben gelernt, sich selbst “nicht so wichtig” zu nehmen, möchten nicht negativ auffallen. Das Problem an dieser Einstellung: Sie haben ein Bild ihrer Selbst ausgeprägt, in dem sie auch sich selbst nicht mehr auffallen. In der Ausbildung geht es ähnlich weiter und auch im Beruf gibt es wenig Gelegenheiten, sich bemerkbar zu machen. Unsere Glaubenssätze prägen unsere Identität und sind fest in uns verankert und halten uns in unseren Routinen fest.
Da ist noch mehr - auch in deinem Leben
Jeder von uns weiß in seinem tiefsten Inneren, was gut für ihn ist. Anders könnte unser Leben doch gar nicht funktionieren - wer soll denn darüber bestimmen, wie wir das Leben leben sollten? Doch wir haben verlernt, auf unsere “innere Stimme”, auf das “Bauchgefühl” zu hören. Wir leben in unserer Alltagsroutine, from 9 to 5, scrollen durch unsere social media feeds, erledigen stoisch Haushalt, familiäre Verpflichtungen und funktionieren vor uns hin. Diese “innere Stimme” regt sich vielleicht noch, wenn wir sie in anderen Menschen entdecken: Bei der Schlüsselszene in Hollywood-Filmen, wenn sie den Protagonisten dazu veranlasst, im letzten Moment doch noch die richtige Entscheidung zu treffen. Dann spüren wir schon dieses warme Gefühl in der Magengegend, das uns sagen will: “Da ist doch noch mehr - auch in deinem Leben.”
Herausforderungen als Chance
Es sei denn, wir erleben eine Situation, die uns zur Veränderung bewegt. Oft sind dies Herausforderungen, die uns dazu zwingen, anders zu denken, zu fühlen, zu handeln. Solche Situationen sind es, die wir im Nachhinein als Chance zum Wachstum betrachten können. Manchmal haben wir aber auch das Glück, dass wir am Gegenüber wachsen: Ein Partner, der unsere Stärken entdeckt und uns dazu ermutigt, unsere Kreativität, unsere Empathie, unsere besonderem Fähigkeiten richtig einzusetzen und vielleicht doch endlich den Schritt in eine Umschulung zu wagen. Um diesen Schritt zu wagen, können wir auf unsere innere Stimme, auf unser Bauchgefühl hören und in uns hinein horchen: Was möchte ich eigentlich? Da ist dieser erste Impuls, der Funke, der kommt, bevor die rationalen, “vernünftigen” Gedanken daherkommen. Je genauer wir hinhören, auf diese zarte Stimme, desto eher spüren wir, was uns wirklich wichtig ist. Bei großen Entscheidungen ebenso wie bei kleinen - von der Wahl des Nachtischs bis zu der (für uns im Moment) richtigen Ausbildung - wir können darauf vertrauen, dass unsere Intuition weiß, was wir wirklich wollen.
Von Natur aus sind wir mit dieser inneren Stimme ausgestattet, um Entscheidungen zu treffen. Im modernen Alltag haben wir verlernt, auf sie zu hören. Doch wie so oft kann es uns gelingen, durch bewusstes Sein und aktives Hinhören, diese Stimme zu stärken. Sie kann uns durchs Leben begleiten und uns als Wegweiser dienen.