Endlich Zeit für mich?
Es ist schon komisch: Da haben wir plötzlich ein Leben wie im Urlaub*. Und trotzdem das Gefühl, keine Zeit für uns zu haben.
Zu wenig Zeit trotz mehr Zeit
Heute ist Montag (für alle, die es nicht wissen), der erste Montag im April. Dieser Tag hat für die meisten von uns deutlich entspannter begonnen, als noch der erste Montag im März. Die Must-Do-Liste ist wahrscheinlich weniger umfangreich, der Termindruck wohl deutlich geringer. Wir haben eines der wertvollsten Güter zurück erhalten: Zeit. Und doch haben viele von uns das Gefühl, zu wenig davon zu haben.
Eltern sind besonders gefordert
Besonders voll kommt der Tag jetzt wohl allen Eltern vor: Der Nachwuchs ersetzt den Wecker und sobald der Tag beginnt, ist es vorbei mit der Ruhe. Vor wenigen Wochen drehte sich morgens alles darum, pünktlich in die Krabbelgruppe, den Kindergarten, die Schule und schließlich ins Office zu kommen. Dort angekommen versuchte man, so effizient wie möglich alles zu erledigen, um nur ja wieder pünktlich beim Abholen zu sein. Ein Hamsterrad, das nur durch das (immer viel zu kurze) Wochenende angehalten wurde. Im Quarantänealltag sieht es anders aus: Der erhöhte Aufwand an Bespaßung, Betreuung, Homeschooling sowie der Versuch, soziale Kontakte zu ersetzen, kostet viel Zeit und Lebensenergie. Dabei ist unsere Zeiteinteilung so frei wie nie zuvor. Und dennoch klagen viele Menschen über Stress und Zeitmangel. Zwar fällt der Zeitdruck von Außen weg, ein echtes Mehr an Zeit hat sich jedoch bisher kaum bemerkbar gemacht.
Es gibt immer was zu tun
Ein Grund für das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben, liegt in der meist ganz unbewussten Umschichtung von Stress und Leistungsdruck in die Quarantäne. Wer vorher im Job immer 100 Prozent gegeben hat, ist versucht, dieses Tempo auch in der Zwangspause weiter zu fahren. Frei nach dem Werbespot eines großen Heimwerkermarktes “Es gibt immer was zu tun”. Nur schade, dass auch diese Geschäfte nun geschlossen haben und der Online-Handel bereits an seine Grenzen kommt. Da gäbe es doch so viele Projekte in Haus und Garten, die schon lange auf diese “Freizeit” warten. Unser unruhiger Geist (“Monkeymind”) tendiert eben dazu, sich gleich wieder mit Aufgaben abzulenken, um nur ja keine Langeweile aufkommen zu lassen.
Zurück zur Hektik der Normalität
Schön, wenn es Freude macht, Aufgaben, die schon lange auf der Wartebank sitzen, endlich in Angriff zu nehmen. Problematisch wird es hingegen dann, wenn wir uns in der Zeit “danach”, wenn die Hektik der Normalität uns wieder im Griff hat, zurück erinnern und bereuen, dass wir uns die Pausen, die Auszeiten, die bisher nie da gewesenen Möglichkeiten zum Energietanken nicht genommen haben. Denn - allen apokalyptischen Prophezeiungen zum Trotz - sie wird kommen, diese neue alte Zeit nach der Quarantäne. In der wir wieder von Montag bis Freitag den Großteil unseres Tages im Hamsterrad der Leistungsgesellschaft verbringen. In der wir uns in den wenig freien Stunden durch die Stadt stauen, um in überfüllten Lebensmittelgeschäfte mehr einzukaufen, als wir wirklich benötigen. In der wir kaum Zeit haben, um uns mit unserer Familie abzustimmen: Wer bestellt heute welches Essen vom Lieferservice? In der wir gar nicht sehen, wie dreckig unsere Fenster und wie verwildert unser Garten ist, weil wir ohnehin meist im Alltagswahnsinn unterwegs sind.
Jetzt ist Zeit für neue Routinen
Diese unsere Normalität, mit all ihren schwierigen, aber auch ihren schönen Seiten, wird früher oder später wieder unser Alltag sein. Um dann nicht voll Reue daran zu denken, was wir in der Quarantäne alle hätten nicht-machen sollen, könnten wir ein bisschen zu überlegen:
Was kann ich mir jetzt Gutes tun, um mich zu erholen?
Um Kraft zu tanken, für die Zeit zurück im Alltag?
Wie kann ich jetzt neue Routinen in meinen Alltag integrieren, die mir auch später helfen, gelassener und entspannter zu sein?
Mein liebster Tipp: Einfach mal für ein paar Minuten GAR NICHTS tun. Klingt einfach, ist aber für viele von uns heute schon zu einer schwierigen Aufgabe geworden. Das bewusste Nichtstun kann ein echter Genuss sein!
In diesem Artikel findest du auch noch ein paar Anregungen und wohltuende Übungen:
Morgen-Routine: Mit Selfcare besser in den Tag starten
Wenn ich dusche, dusche ich: Mehr Achtsamkeit im Alltag
Positive Affirmationen: Verbessere deinen Selbstwert & dein Körperbild
* in meinen Beiträgen während der Quarantäne schreibe ich über das Leben und den Alltag, wie es die meisten von uns (auch mich selbst) betrifft. Dabei sind selbstverständlich all jene ausgenommen, die gerade täglich ihr Allerbestes geben, um Menschenleben zu retten (wie alle Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten), die unser System aufrecht erhalten sowie all jene Menschen, die aus gesundheitlichen bzw. existenziellen Gründen gerade eine sehr schwierige Zeit durchmachen. Ein Blog ist stets eine Sammlung persönlicher Worte, weshalb er niemals allen Meinungen gerecht werden kann. Ich bitte um Verständnis.