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Quarantäne-Talk mit Birgit von Mutti`s Nähkästchen

Quarantäne-Talk mit Birgit von Mutti`s Nähkästchen

Auf ihrem Blog “Muttis Nähkästchen” plaudert Birgit seit mehr als 10 Jahren über ihren Familienalltag. Sie ist längst eine digitale Institution in Sachen Eltern werden und Eltern sein. Warum sie sich vor der “Quarantäne” am liebsten geklont hätte, von den Herausforderungen des “Homeschooling” inklusive Tränen der Verzweiflung und wieso mit Liebe alles leichter fällt, erzählt sie im Interview.

1. Mit wem gemeinsam bist du in “Quarantäne”?

Mit meinem Mann und zwei Kindern (11 und 14 Jahre alt). Gott sei Dank ist es bei uns keine echte Quarantäne, sondern nur die vorgeschriebene Ausgangsbeschränkung.

2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?

Die Frage lautet: Schule oder nicht Schule? In den Ferien ist alles ganz relaxt. Aber das Homeschooling in Kombination mit Home Office ist eine echte Herausforderung! Da heißt's dann: Ab 9:00 alle vier Computer an! (Klingt jetzt so einfach, aber von jetzt auf gleich vier voll funktionstüchtige Computerarbeitsplätze zu schaffen, war gar nicht leicht!) Und dann ist jonglieren angesagt: Zwischen “ich versteh das nicht, ich kann das nicht, bitte sag deinem Lehrer, dass du nicht verstehst, was gemeint war, neiiiiin!, "vielleicht kann ich dir helfen, lass mich mal schauen, oh, Mann!, hab Geduld, ich muss mich doch selbst erst mal einlesen”, müssen wir auch noch unser eigenes Pensum im Home Office unterbringen. Konzentriertes Arbeiten war da leider meist nur in der Nacht möglich. Zusätzlich kommen dann dazwischen noch Aufgaben im Haushalt. 

3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?

Homeschooling! Wir mussten von heute auf morgen zu Universalgelehrten in sämtlichen Schulfächern werden (13, 14 Fächer, wie Deutsch, Englisch, Latein, Mathe, Physik, Chemie...). Auch wenn unsere Kinder prinzipiell selbständiges Arbeiten können sollten, so mussten doch immer wieder wir Eltern ran: Unklarheiten klären, Selbstorganisation, Motivation, Überblick behalten ... Freilich stünden die Lehrer*innen im Chat für Fragen zur Verfügung. Aber kein Kind wollte sich diese Blöße geben und bettelte bei uns um Hilfe. Oft flossen Tränen der Verzweiflung. Oder das Kind ging in die pubertäre Totalverweigerung.

4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?

Schule oder Ferien? Während der Schulzeit hab ich nämlich deutlich mehr zu tun als sonst - da gibt es kaum freie Kapazitäten. Ungläubig hab ich gehört, dass Leute beginnen, ihre Habseligkeiten auszumisten. Wann, bitte, wann hätte ich das in welchen 24 Stunden unterbringen sollen? Ich fiel doch so schon abends völlig erschöpft ins Bett ... Aber in den Osterferien hatte ich dann auch Zeit dafür - sehr schön! Und für Lesen in der Hängematte. Und für das Genießen des eigenen Gartens - statt ständig Ausflüge oder Reisen zu Ostern zu unternehmen. 

5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?

Mich geklont. Dann hätte eine ganz geduldig die Kinder beim Homeschooling unterstützen können. Und die andere hätte im Home Office konzentriert gearbeitet. Vielleicht hätte auch eine dritte noch Sinn gemacht: eine die einkauft, kocht und putzt und so den anderen beiden den Rücken freihält.  Tja, Pech ... jetzt muss ich alles selbst irgendwie wuppen.

 6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?

Das Pendeln und damit das im Stau stehen fällt weg. Länger schlafen und den eigenen Rhythmus leben können tut gut.

7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?

Ui, da hab ich meine Zweifel. Menschen sind Gewohnheitstiere - und alte Gewohnheiten sind flugs wieder da ... Ich hoffe, dass die Freundlichkeit bleibt - man grüßt sich jetzt mehr als Unbekannte. Aber es gibt leider auch neue Besserwissereien, die unflätig, ungefragt und vorurteilsbehaftet verteilt werden ...

8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?

Es wird nicht von heute auf morgen vorbei sein, sondern wohl Schrittchen für Schrittchen ausgeschlichen. Speziell bei den Schulen hab ich da so meine Zweifel, ob da dieses Semester noch eine Rückkehr möglich ist.

9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?

Wir alle lernen momentan enorm viel! Wir lernen uns gerade selbst neu kennen. Die Kinder, die sonst nur über die Schule gejammert haben, würden jetzt liebend gerne wieder hingehen. Home Office funktioniert zwar, ist aber zeitaufwendiger und komplizierter als Face-to-Face.Wir lernen eine neue Zerbrechlichkeit. Die Erkenntnis, dass wir Menschen eben nicht alles unter Kontrolle haben, schmerzt manche extrem. Wir lernen eine neue Gemeinsamkeit trotz Getrenntsein. Ich lerne den Unterschied zwischen Präpositionalobjekt und Umstandsergänzung (war mir allerdings bis dato noch nicht abgegangen). Und ich lerne (wieder) Latein und kann Inschriften entziffern. In capitae eius corona stellarum duodecim steht in der Wallfahrtskirche Maria Bühel. Auf ihrem Haupt eine Krone von 12 Sternen. Hoffentlich sind viele dieser Lektionen nachhaltig ...

10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?

Wertschätzen, was wir haben, anstatt ständig dorthin schielen, was uns aktuell verweigert bleibt. Wir haben nämlich SEHR viel! Und SEHR Gutes. Und mehr aus dem Herzen fühlen, denn Liebe macht alles leichter.

Ich bedanke mich für das wunderbare Gespräch!

Birgit`s Blog Muttis Nähkästchen gehört zu den meistgelesenen Familyblogs im deutschsprachigen Raum. Mit “mehr Life als Style” erzählt die 2-fach Mutter über den ganz normalen Familienwahnsinn mit all seinen Seiten und gibt dabei viele Tipps. Hier geht`s zum aktuellen Beitrag: Quarantäne mit Kids. Tipps gegen den Lagerkoller und Langeweile.

Quarantäne-Talk mit Vicky Heiler

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