Ressourcentagebuch-Studie: Bessere Stimmung und mehr Wohlbefinden
Im Interview erzählt Theresa Ruder, angehende Psychologin an der Universität Hamburg, wie ein Ressourcentagebuch unser psychisches Wohlbefinden steigern kann, warum es so hilfreich ist, sich positive Erlebnisse und Erinnerungen bewusst zu machen und wie ihre aktuelle Forschungsarbeit am Psychologischen Institut der Universität Hamburg dir dabei helfen kann, gelassener und selbstreflektierter zu werden.
Theresa Ruder ist angehende Psychologin und hat sich für ihre Masterarbeit an der Uni Hamburg ein sehr spannendes Thema ausgesucht: Das Ressourcentagebuch.
Für ihre wissenschaftliche Arbeit untersucht Theresa, warum es uns Menschen so gut tut, uns die eigenen Ressourcen bewusst zu machen. Dazu hat sie eine Kurzversion des Ressourcentagesbuchs erstellt. Für die Originalversion des Ressourcentagebuchs (nach Wilz, Risch und Töpfer aus dem Jahr 2017) ist die Wirksamkeit bereits wissenschaftlich nachgewiesen worden. Das Ressourcentagebuch kann etwa in Prävention, Therapie und Beratung eingesetzt werden, um Menschen dabei zu helfen, jene Bereiche in ihrem Leben zu entdecken, die ihnen gut tun.Ihre Studie wird auch vom Psychologen Dr. Nils Töpfer von der Abteilung für klinisch-psychologische Intervention der Friedrich-Schiller-Universität Jena begleitet. Der Wissenschaftler hat an der finalen Konzeption des Ressourcentagebuchs mitgewirkt.
Die bisherige Forschung zeigt: Wenn wir uns regelmäßig die Zeit dazu nehmen, eigene positive Erlebnisse und schöne Erinnerungen aufzuschreiben, steigern wir unser psychisches Wohlbefinden und unsere Stimmung. Außerdem können wir besser mit Herausforderungen umgehen und reagieren gelassener auf Belastungen – das tut uns allen gerade nach den vergangenen Monaten sehr gut!
Im persönlichen Interview erzählt Theresa über ihre spannende Forschungsarbeit:
„Durch das Aufschreiben der eigenen Ressourcen entsteht in uns eine positive Spirale, die das Wohlbefinden und die Stimmung verbessern kann“
Die wichtigsten Informationen zur Ressourcentagebuch-Studie
Wie läuft die Studie ab?
Als Teilnehmer dieser schriftlichen Online-Studie füllst du zuerst einen umfangreichen Fragebogen aus, der die Themen Wohlbefinden, Ressourcen, Gedanken und Gefühle, Umgang mit Ungewissheit und der aktuellen Situation sowie allgemeine Belastungen beinhaltet. Selbstverständlich wird deine Identität anonymisiert, nur du selbst kennst deinen Zugangscode! Nun wirst du per Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zugeteilt. In der einen Gruppe erhältst du über eine Woche lang an drei Terminen die Bitte, dir jeweils 20 Minuten Zeit für das Ressourcentagebuch zu nehmen. Praktischerweise bekommst du dazu einen E-Mail. Du wirst durch konkrete Ressourcenfragen zum Schreiben angeregt, die dir das Entdecken deiner ganz persönlichen Ressourcen erleichtern.Gegen Ende der Woche erfolgt eine erneute Befragung, ebenso nach zwei Monaten. Der Vergleich dieser Ergebnisse soll zeigen, wie sich die erfragten Bereiche durch das Ressourcentagebuch verändern. Für die Teilnehmer der zweiten Gruppe gibt es zu Beginn nichts zu tun, außer die Fragebögen erneut nach einer Woche und dann noch einmal nach zwei Monaten auszufüllen. Theresa Ruder ist es ein großes Anliegen, dass möglichst viele Menschen von den positiven Auswirkungen des Ressourcentagebuchs profitieren. Deshalb erhalten auch die Teilnehmer der zweiten Gruppe nach den zwei Monaten die ausführliche Anleitung für das Ressourcentagebuch.
Für wen ist das Ressourcentagebuch geeignet und wer kann an dieser Studie teilnehmen?
Kurzum: Für alle, die ihr Wohlbefinden steigern wollen, die gelassener und resilienter werden möchten! Es gibt wenige Ausschlusskriterien, etwa wenn du jünger als 18 Jahre bist, unter einer Substanzabhängigkeit leidest oder dich in einer akuten Psychose befindest. Sollten diese psychischen Beschwerden auf dich zutreffen, dann wende dich bitte umgehend an deinen Arzt und/oder Psychotherapeuten!
Was bringt die Teilnahme an dieser Studie?
Als Studienteilnehmer erlernst du eine hilfreiche und einfache Technik, dir deine eigenen positiven Erlebnisse und Erinnerungen bewusster zu machen. So steigerst du mit nur wenigen Minuten Aufwand dein Wohlbefinden! Außerdem helfen dir die spannenden Fragen bei der Selbstreflexion und Selbstbeobachtung. Das Ressourcentagebuch kannst du in deinen Alltag mitnehmen und immer wieder anwenden, wenn es dir gerade gut tut.
Unter allen Teilnehmern werden tolle Gewinne verlost!
Hier geht`s zur Teilnahme und allen Informationen:
Für Interessiert hat Theresa Ruder noch zwei Literaturtipps zum Thema Ressourcenaktivierung:
Flückiger, C. & Wüsten, G. (2021). Ressourcenaktivierung: Ein Manual für Psychotherapie, Coaching und Beratung (3., überarbeitete Auflage). Hogrefe.
"Unklebrig von Moment zu Moment wandern"
Ein wundervolles Gespräch über die Kraft der Meditation, einen positiven Blick auf die Vergänglichkeit und die Buddhistische Philosophie des Diamantweges.
Im persönlichen Interview erzählt Guido Czeija, Leiter des Buddhistischen Diamantweg-Zentrums in Salzburg, warum Meditation uns Menschen so gut tut, vom Streben nach vollkommener Klarheit und Zufriedenheit und warum er der Vergänglichkeit positiv gegenüber steht. Außerdem zeigt er uns eine sehr einfache und zugleich wirkungsvolle Atemmeditation, die wir sofort ausprobieren können.
Lieber Herr Czeija, welche Verbindung haben Sie zum Buddhismus?
Ich praktiziere seit mehr als 25 Jahren in der Tradition des Diamantweg-Buddhismus nach der tibetischen Karma Kagyü Linie. Historisch gesehen haben sich auf der ganzen Welt unterschiedliche buddhistische Traditionen und Praktiken entwickelt, die sich in ihrer Ausrichtung und Praxis unterscheiden. Der Dalai Lama, den viele Menschen automatisch mit dem Buddhismus in Verbindung bringen, ist der Vertreter einer der vier großen Schulen. Allen gemeinsam ist die Aufgabe, das Wissen, das von Buddha stammt, weiter zu geben und zu verwirklichen. Die rituellen Praktiken unterscheiden sich von Schule zu Schule. Dem Diamantweg-Buddhismus fühlen sich weltweit über 700 buddhistische Zentren mit mehr als 30 000 Schülern zugehörig. Mein Lehrer Lama Ole Nydahl hat mehr als 300 Schüler autorisiert, ihr Wissen als Lehrer weiterzugeben. Zu denen gehöre auch ich.
Was ist das Ziel Ihrer buddhistischen Praxis?
Der Buddhismus erscheint in vielen Traditionen, diese haben aber alle dasselbe Ziel, die vollkommene Erleuchtung. Der Weg dorthin ist aber unterschiedlich. In der tibetischen Karma Kagyü Schule liegt der Schwerpunkt der Praxis auf Meditation auf die vollkommenen Eigenschaften eines Buddhas am Beispiel des eigenen Lehrers. Unser Lehrer Lama Ole Nydahl hat dieses Wissen und die Methoden von seinem Lehrer bekommen und dieser von seinem Lehrer. So wird das Wissen seit Buddhas Zeiten weitergeben. Unser Ziel ist es, den Zustand der vollkommenen Klarheit und Freude zu erreichen.
Das klingt nach einem Ziel, das viele Menschen erreichen möchten. Woher weiß ich, dass ich diesen Zustand erreicht habe?
Die vollkommene Klarheit drückt sich durch drei Empfindungen aus: Furchtlosigkeit, Freude und aktivem Mitgefühl. Diese drei Geisteszustände bedingen einander. Durch die Furchtlosigkeit gelange ich zur absoluten Freude. Wenn ich vollkommen zufrieden und glücklich bin, kann ich gar nicht anders, als mich auch aktiv um meine Mitmenschen zu kümmern. So schließt sich der Kreis.
Wie genau zeigen sich diese drei Zustände im Alltag eines Menschen?
Bei der Furchtlosigkeit geht es nicht darum, wilde Mutproben zu machen, sondern um eine offene, weite, grundsätzlich zustimmende Haltung jedem Moment gegenüber. Ein freudvolles Ja zu jedem Moment, egal was passiert. Eine Zustimmung dazu, loszulassen, was im vergangenen Moment passiert ist. In dem Moment, wo wir Ärger haben, halten wir Menschen meist automatische an einer Idee von gerade eben fest. Wir hoffen und befürchten, das ist genau das Gegenteil von Furchtlosigkeit. Wenn ich Furchtlosigkeit bewusst übe, dann kann mein Geist immer stabil und offen sein. Dann erlebe ich ein unglaubliches Interesse und diese Begeisterung für den gegenwärtigen Moment. Dann ähneln wir einem Kind, das zum ersten Mal Weihnachten erlebt: Es steht da mit offenen Mund, hat keine Konzepte, da ist kein Platz für „Ich will etwas anderes“. Es ist vollkommen eingenommen von der Freude über das, was gerade passiert. Das ist Weisheit, die wir durch Meditation erlangen wollen.
Das hört sich nach einer sehr weisen Einstellung an.
Ja, das ist es, was unser Lehrer Lama Ole Nydahl uns vorlebt! Wenn wir furchtlos sind, dann können wir in jedem Moment das Vergangene loslassen und den nächsten Moment bewusst willkommen heißen, ohne am Alten festzuhalten. Dann können wir absolut unklebrig von Moment zu Moment wandern – müheloses Verweilen in dem, was ist. Das ist eine besonders wohltuende Erfahrungsqualität von Weisheit.
Gibt es ein Beispiel für diese Weisheit im Alltag?
In jedem Moment können wir uns bewusst machen, dass nichts starr und alles vergänglich ist und diesen Wandel furchtlos annehmen. Ich sitze hier etwa gerade in meinem Büro, habe ein iPhone und ein iPad vor mir liegen, daneben einen wissenschaftlichen Artikel, den ich noch lesen möchte. Nichts von all dem gehört mir. Das ist alles für eine Weile da, in meinem Leben und ich weiß, dass es wieder geht. So ist es mit allem im Leben: Ich habe eine Körper, der in jungen Jahren von Kraft und Wachstum geprägt ist, das ist genau so spannend wie das Alter mit der Vergänglichkeit, der Weisheit und schließlich dem Sterben. Das eine gibt es nicht ohne das andere. Die Vergänglichkeit ist das Natürlichste in unserem Leben. Durch unsere Praxis versuchen wir, das aus der Tiefe des Herzens zu erkennen.
"Entscheidend ist die Einsicht, dass man in jedem Augenblick die Möglichkeit hat,
sich für etwas langfristig Glückbringendes zu entscheiden."
(Lama Ole Nydahl)
Sie beschreiben die Vergänglichkeit als etwas Positives… Es gibt aber doch viele Veränderungen, die uns Leid bereiten.
Die Furchtlosigkeit geht einher mit dieser riesigen Freude. Egal was passiert, das ist grundlegend freudvoll. Das bedeutet nicht, dass man nicht handeln kann. Es macht natürlich einen Unterschied, ob ich am Wochenende ein schönes Gespräch habe, während ich im Garten in der Sonne sitze oder in Syrien gerade bombardiert werde. Es gibt bedrohliche und schwierige Situationen, ins denen ich auf bestimmte Weise handeln muss, und das muss auch nicht immer einfach sein. Haben wir aber Weisheit verwirklicht, also Vergänglichkeit verstanden, dann ist das Erleben in beiden Fällen gleich: Freudvoll geben wir von Moment zu Moment unser Bestes, ohne furchtvoll zu verharren. Diese Weisheit ist eine dem Geist innewohnende absolute Qualität, also unabhängig von den äußeren Bedingungen.
Photo by Aron Visuals on Unsplash: Die Vergänglichkeit zeigt uns den Wert des Augenblicks.
Das aktive Mitgefühl ist ein wichtigster Bestandteil Ihrer Praxis. Sie sagen, Furchtlosigkeit und Freude sind die Grundlagen dafür. Warum?
Durch die Furchtlosigkeit erlebe ich echte, vollkommene Freude. Dann geht es mir wirklich gut. Ich bin voller Energie, weil ich wenig in neurotischen Mustern gefangen ist, sondern wirklich frei bin von negativen Mustern und Verstrickungen. Dieser positive Überschuss geht natürlicherweise zu anderen. Man ist spontan aktiv und tut das, was zum Besten für die anderen ist. Da macht man sich auch nicht so viele Gedanken, sondern tut einfach.
Wie gelingt es, diese Zustände zu erreichen?
In der Tradition des Diamantweges formen wir unsere Haltung durch Meditationen. Meditation ist aus unserer Sicht kein Selbstzweck, sondern eine Form der Bewusstseinsbildung.
Photo by Darius Bashar on Unsplash: Unser Atem ist eine wundervolle Möglichkeit um unseren Geist zur Ruhe zu bringen.
Atemmeditation zum Ausprobieren
Gibt es eine einfache Meditation, die Sie uns mitgeben können?
Die tibetische Atemmeditation des ruhigen Verweilens, auch als Shine (skr Shamatha) bekannt. Man richtet seine Aufmerksamkeit auf ein Objekt, das kann zB der Atem sein. Den hat man immer dabei. Man setzt sich in eine Meditationshaltung mit aufrechtem Rücken und beobachtet wie der Atem an der Nasenspitze kommt und geht. Ganz natürlich, ohne dass man etwas dazu tut. Der Atem ist das Objekt, an das ich mit meiner Aufmerksamkeit meinen Geist, also meine Bewusstheit, binde. Der Geist schwirrt ja sonst immer herum, wenn ich mir einen Kaffee koche, denke schon wieder daran, was ich als nächstes tue. Manchmal sind es Gedanken, manchmal Gefühle, das ist im Prinzip aber eh das gleiche. In der Meditation knüpfe ich meine Aufmerksamkeit an den Atem. Alle anderen Gefühle und Gedanken lasse ich vorbei ziehen. Ich schiebe sie aber nicht weg! Ich registriere sie und interessiere nicht dafür, ich komme mit der Aufmerksamkeit zurück an meine Nasenspitze. Ich lerne, zu erkennen, womit mein Geist gerade beschäftigt ist, ich fokussiere mich auf ein Objekt und lasse alles andere gehen. Das ist das Training, mit dem ich lerne, meinen Geist zur Ruhe zu bringen.
Sie beschreiben den Geist als Ozean.
Ja, unser Inneres ähnelt einem Ozean: Da gibt es Zustände wie Wind und Wellen, da ist viel los, man hat Stress, ärgert sich, ist ängstlich oder zornig. Und dann gibt es wieder Sonnenschein und Ruhe, die Wellen legen sich. Aus diesem Zustand der Geistesruhe heraus kann dann in weiterer Folge Weisheit entstehen. Wir können klar sehen, was unter der Wasseroberfläche liegt. Wir erkennen die Tiefe des Ozeans. In dieser Tiefe entdecke ich dann Furchtlosigkeit, Freude und Mitgefühl. Dafür braucht es aber die Ruhe. Und durch die Meditation können wir diese erreichen, egal wie stark die Stürme in und um uns herum gerade sein mögen. Wir können sie beobachten und vorbeiziehen lassen, mit dieser furchtlosen und offenen Haltung. Denn erst wenn ich meine Gedanken und Gefühle nicht so ernst nehme, dann bin ich wirklich frei. Durch die Praxis erkenne ich, dass ich in jedem Moment meines Lebens frei bin, zu handeln. Insofern ist das, was heute als Achtsamkeit bezeichnet wird, die Grundlage für diese vollkommenen Geisteszustände.
Immer wenn wir leiden, ist unser Geist die Ursache dafür. Warum fällt es uns Menschen so schwer, frei von Gedanken und Gefühlen zu sein?
Wir sind niemals frei von Gedanken und Gefühlen, sie sind wie das freie Spiel des Geistes. Die entscheidende Frage ist, wie sehr wir sie ernst nehmen. Das Grundproblem ist: Wir denken, dass es uns getrennt von der Außenwelt gibt. Das ist die grundlegende Verwirrung, die durch die Praxis aufgelöst wird. Wir haben das Gefühl, wir selbst zu sein und betrachten Erlebnisse in der Außenwelt als angenehm oder unangenehm: Da ist die tolle Beziehung, der Status, das Geld, eine schöne Liebesnacht… Und wir reagieren automatisch mit Anhaftung darauf. Wir wollen das festhalten, mit all unserer Kraft. Und dann gibt es schlimme Dinge, wie Zahnschmerzen, Ablehnung durch andere oder ein schmerzhafter Verlust, und wir reagieren mit Ablehnung dagegen. Wir möchten das nicht in unserem Leben haben, möchten diese unangenehmen Erfahrungen verdrängen. Wir glauben, wir brauchen Dinge, damit wir Glück haben und dann anderes Fernhalten müssen, um das Glück zu verteidigen. Darin liegt diese grundsätzliche Verwirrung, die uns das Leben so schwer macht. Denn an dieser Stelle entsteht das ganze Auf und Ab unseres Lebens. Die Verwirklichung, die ein Buddhist anstrebt, ist hingegen ein absoluter Geisteszustand, also nicht von äußeren oder inneren Bedingungen abhängig. Diese Einsicht beginnt mit dem furchtlosen Annehmen, dass nichts permanent ist.
Kann jeder Mensch Erleuchtung erlangen?
Grundsätzlich kann jeder Mensch Erleuchtung erlangen. Dieser Zustand zeigt sich als vollkommene Weisheit. Das kann im Prinzip jeden Moment passieren. Man muss die Verwirrung loslassen und aufhören zu hoffen und zu befürchten. Das ist natürlich leichter gesagt als getan.
Die Beobachtung der eigenen Gedanken und Gefühle führt also zur Freiheit?
Ja, sie ist ein Teil des Weges dorthin. Die Ursache des Problems liegt ja darin, dass man die eigenen Gedanken und Gefühle ernst nimmt – obwohl sie vor wenigen Minuten erst entstanden sind und etwas später nicht mehr da sein werden. Durch das Üben von Geistesruhe gelingt es, die Gefühle und Gedanken zu beobachten und sich davon zu lösen. Wirkliche Freiheit entsteht dann durch den zweiten Schritt, die Meditation der tiefen Einsicht (tib Lhaktong, skr Vipassana). Hier übt der Praktizierende seinen Geist ungekünstelt im Hier und jetzt verweilen zu lassen, in einem Zustand frei von dualistischer Wahrnehmung.
Gibt es neben der Meditation noch andere Dinge, die zu Ihrer buddhistische Praxis gehören?
Meditationen in unterschiedlichen Formen bilden die zentrale Übung, die die Veränderung des Geistes unterstützen. Ich kann noch so viel mit meinem Geist arbeiten, wenn ich mich dann aber in meinem Alltag egoistisch verhalte, etwa aggressiv und neidisch bin, werde ich über meine Handlungen so viele negative Eindrücke in meinen Geist bringen, dass ich wieder unruhig und unzufrieden werde. Wir versuchen, unser Leben so zu gestalten, dass wir uns grundlegend gut benehmen, grundlegend mitfühlend, großzügig und geduldig sind. Im Kern bedeutet es, mehr an andere zu denken als an sich selbst. Diese ethische Komponente des Verhaltens ist zusammen mit dem Verständnis von Weg und Methode essentieller Bestandteil buddhistischer Praxis.
Wie lange soll man meditieren, um eine Veränderung zu bemerken?
Es geht weniger um die Dauer der Meditationen, das Wichtigste ist die regelmäßige Praxis. Das schafft eine Orientierung für den Tag und ich erinnere mich tagsüber immer wieder an diese Einstellung. Ich selbst meditiere zwischen einer halben Stunde und einer Dreiviertel Stunde, manchmal geht sich aber nur eine Viertelstunde aus und das passt ebenso. Die wichtigste Minute ist die erste!
Sie berichten vom Phänomen der „Erstverschlechterung“ durch Meditation?
Viele Menschen, die anfangen zu meditieren, berichten nach einer Weile vom Gefühl: Es wird schlimmer! Da sind jetzt mehr Gedanken und negative Gefühle als zuvor. Ich antworte dann: Das stimmt so nicht, du hattest immer schon so viele Gedanken und Gefühle, nur jetzt nimmst du sie endlich wahr.
Photo by Ant Rozetsky on Unsplash: Unser Geist gleicht dem Ozean - mal ruhig, mal stürmisch.
Wie würden Sie Achtsamkeit beschreiben?
Achtsamkeit ist der erste Schritt, um Geistesruhe in den Ozean des eigenen Geistes zu bringen. Sie ist die Basis für die Arbeit mit dem Geist, die Qualitäten der Furchtlosigkeit, Freude und des Mitgefühls zeigen sich nur auf Basis eines ruhigen Geistes. Die Geistesruhe ist nur eine von zwei Säulen, ich muss das auch im Alltag mitnehmen. Ich muss auch im Alltag auf andere achten, mich grundlegend sinnvoll und fürsorglich verhalten. Sonst wird sie keine dauerhafte Veränderung bringen. In vielen Achtsamkeitspraktiken fehlt der zweite Aspekt. Die Menschen lernen, sich sehr stark mit sich selbst zu beschäftigen, vergessen aber auch ihre Mitmenschen. Nur wenn ich lerne, die anderen Menschen genauso wichtig zu nehmen wie mich, kann ich vollkommene Verwirklichung erlangen.
Sie praktizieren seit mehr als 25 Jahren Buddhismus. Woran erkennt man eigentlich den Fortschritt in der eigenen Praxis?
Es ist gar nicht so einfach, die eigene Entwicklung einzuschätzen. Es müsste ja ein verwirrter Geist sich selbst bewerten und das geht nicht. Die meisten Praktizierenden werden beobachten, dass ihr Geist nach einer Aufregung schneller wieder zur Ruhe kommt. Man erkennt Gefühle und Gedanken viel früher und kann sie leichter loslassen. Ein deutliches Zeichen ist, wenn man in einer auftretenden Situation ein schwieriges Gefühl erwartet, zum Beispiel Ärger. Man wartet auf den Ärger, bis er daherkommt und ist dann erstaunt, wenn er gar nicht auftaucht oder nur in homöopathischen Dosen. An dieser Stelle kann man sich freuen und dem eigenen Lehrer danken.
Wie gehen Sie persönlich mit den Herausforderungen durch die Pandemie um?
Ich beobachte sehr deutlich, wie Menschen, die schon lange praktizieren, allen Umständen zum Trotz das Gute an dieser Situation sehen. Die Umstände und die Betroffenheit sind für jeden sehr persönlich unterschiedlich problematisch. Manche sind kaum betroffen, andere wieder haben vieles verloren, sei es beruflich oder durch den Verlust eines nahestehenden Menschen. Ich spüre auch bei mir selbst, wie durch die fortschreitende Praxis der Geist unabhängiger davon wird, was im Außen geschieht. Es fällt mir leichter, die guten Seiten zu sehen und das Negative zu akzeptieren, ohne mich darin zu verstricken. Das ist eine sehr wohltuende Erfahrung, die zeigt: Glück und Freude entstehen im eigenen Geist.
Vielen Dank für das wunderbare und inspirierende Gespräch!
Mehr Informationen über die Buddhistischen Diamantweg-Zentren in Österreich: www.diamantweg.at
© Titelbild: privat
Interview mit Christoph Schlick "2020: Trotzdem dankbar"
Im persönlichen Gespräch erzählt der Theologe und Logotherapeut wieso er mittlerweile genervt vom Umgang mit Corona ist, vom Hauptproblem vieler Menschen in dieser Zeit und wie wir mit der allgegenwärtigen Angst besser zurecht kommen.
“Speaker, Berater, Potential-Entfaltet” ist auf seiner Website zu lesen. Christoph Schlick ist der Gründer des SinnZentrums in Salzburg, wo er gemeinsam mit seinem Team Menschen auf ihrem Weg zu mehr Sinn im eigenen Leben begleitet. Der Theologe und Logotherapeut hat 20 Jahre seines Lebens im Kloster verbracht, bevor er sein “weltliches Leben” begonnen hat. Im Zoom-Interview sprechen wir über seine unerschütterliche Akzeptanz, den richtigen Umgang mit der allgegenwärtigen Angst und der Suche nach dem Ur-Vertrauen in uns selbst.
“Ich bin nicht unterzukriegen”
Im persönlichen Interview reden wir über …
…Herausforderungen im Jahr 2020:
“Die Tatsache, dass Corona da ist, nervt mich nicht. Dinge geraten einfach außer Kontrolle. Wie wir damit umgegangen sind, ist halt ein anderes Thema.”
…die psychische Belastung durch Corona :
“In meinen Beratungsstunden ist es weniger um Corona oder den Lockdown an sich gegangen. Vielmehr sind Themen, die davor schon da waren, an die Oberfläche gekommen.”
… die Schwierigkeiten hinter social distancing und Freiheitseinschränkungen:
“Ich denke an ein Zitat von Blaise Pascale, das im übertragenen Sinne so viel heißt wie: Ein Grundproblem der Menschen ist, dass sie es nicht mehr als ein paar Stunden in ihrem Zimmer aushalten. Das schreibt er vor 400 Jahren!! Das ist das Thema: Wenn wir nicht mehr unsere Freiräume haben, sind wir plötzlich auf uns zurück geworden und Themen werden virulenter.”
… die Bedeutung von Krise:
“Das griechische Wort Krise hat zwei Bedeutungen: Katharsis oder Katastrophe. Ich hoffe, dass wir doch eher auf eine Katharsis, also eine Reinigung und eine Weiterentwicklung, zusteuern. Es geht darum zu erkennen, wie wir mit der Krise umgehen und diese Herausforderungen meistern können.”
… den richtigen Umgang mit der Angst:
“Das Schlüsselthema Angst öffnet die Tür für eine Krise. Mit diesem Grundthema spielen die Politik und die Medizin in diesem Jahr ganz besonders. Wenn man da nicht gewappnet ist, schwappt die Angst hoch. Wir stärken das Vertrauen, die Resilienz, den gesunden Kern in uns allen, um sie gegen die Angst anzuwenden. Es ist mir ein Anliegen, kollektives Vertrauen aufzubauen: In uns und in unsere Gesellschaft.”
… unsere Abneigung gegen Veränderungen:
“Ich glaube, es ist eine Gundversuchung des Menschen, im Alten bleiben zu wollen.”
… sinnerfülltes Leben durch Beziehungen:
“Klarerweise brauchen wir andere Menschen um uns. Aber ich kann auch Beziehung zu einem guten Buch haben oder zur Natur, ich muss diesen Sinn nicht unbedingt im Anderen finden. Wir müssen auch mit uns selbst gut zurecht kommen, damit es uns gut geht. Die Beziehung zu mir ist essenziell.”
Christoph Schlick schreibt von sinnerfüllten Beziehungen in seinem Buch “Was meinem Leben echten Sinn gibt”
Im Zoom-Interview erzählt er uns, wofür er in diesem Jahr besonders dankbar ist und wie er dem Jahr 2021 entgegenblickt:
Seit diesem Jahr bietet Christoph Schlick seine Vorträge und Beratungen auch online an.
Mehr erfahren: www.christophschlick.com
Mit dem SinnZENTRUM Salzburg hat Christoph Schlick einen Ort geschaffen, an dem er die von Viktor Frankl gegründete Logotherapie in Form von Ausbildungen weitergibt: www.sinnzentrum.at
Interview mit Claudia Henzler "2020: Trotzdem dankbar"
Für ihre Fotokunst wurde die Wahl-Salzburgerin bereits mehrfach ausgezeichnet. Ich hatte das Glück, sie vor einigen Jahren bei einem Workshop zum Thema “Was zählt” kennenzulernen und durch ihre “Schule der Achtsamkeit” wieder mehr zu erkennen, was für mich wirklich zählt.
Für ihre Fotokunst wurde die Wahl-Salzburgerin bereits mehrfach ausgezeichnet. Ich hatte das Glück, sie vor einigen Jahren bei einem Workshop zum Thema “Was zählt” kennenzulernen und durch ihre “Schule der Achtsamkeit” wieder mehr zu erkennen, was für mich wirklich zählt.
“Ich richte mich immer wieder neu aus”
Im Jahr 2020, das für Claudia neben den Herausforderungen rund um die Corona-Krise auch zwei besonders schmerzhafte persönliche Verluste mit sich gebracht hat, gab es Höhen und Tiefen. Sie erzählt im Zoom-Gespräch davon, was ihr in diesen schwierigen Phasen geholfen hat, wieso Achtsamkeit ein lebenslanger Prozess für sie ist und warum sie ihren Fokus immer wieder neu ausrichtet.
© Christine Feger: Heiterkeit fällt Claudia Henzler besonders leicht, sie kennt aber auch die anderen Facetten der Gefühlswelt.
Im persönlichen Interview sprechen wir über …
… ihre inspirierenden Posts auf Social Media:
“Ich liebe es, meine Sichtweisen durch Bilder mit Botschaft zu teilen. Dabei geht es mir vor allem darum, zu berühren, Inspiration, Achtsamkeit und Wertschätzung in den Blick zu nehmen. Wenn ich ein Bild aus der Natur oder von einem Aspekt des MenschSeins zeige, erinnere und ermutige ich zum Fokus auf Schönheit und Dankbarkeit nach dem Motto: Übe die Kunst des Sehens.”
… die Verbindung von Fotografie und Achtsamkeit:
“Fotos sind sozusagen die Sichtbarmachung meines inneren Fokus. Sie zeigen, wie ich die Welt sehe und was mir gerade wichtig ist. Denn genau das nehme ich in den Blick und wähle hierzu auch die Bildkomposition, Ausschnitt und Aussage. Es gehört alles zusammen. Ohne Achtsamkeit ist eine Fotografie nur ein zufälliger Schnappschuss. Mit Achtsamkeit kann die Fotografie zur Kunst werden.“
… ihre eigenen Perfektionsansprüche:
“Ich bin in vielerlei Hinsicht ein Perfektionist. Manchmal ist das gut, manchmal macht es mir selbst das Leben schwerer als nötig. Wäre cool, wenn ich mir mehr zugestehe, Fehler zu machen, zu Scheitern, … und mit einem Mix aus Mitgefühl und Humor wieder aufstehe, weitermache, neues ausprobiere… Im Grunde mache ich das auch… nur eine Spur leichter könnte ich es mir selbst noch machen.“
… wie sie reagiert, wenn es in der Welt turbulent zugeht:
“Ich suche Ruhe und Ausrichtung, indem ich immer wieder frage: Was ist mir wichtig? Was gibt mir Kraft? “
© Augenblicke by Claudia Henzler
… Achtsamkeit als Unterstützung im Umgang mit Krisen:
“ Durch Achtsamkeitstraining übe ich, in die Gegenwart zu kommen. Das sind ganz verschiedene Übungen. Was mir hilft sind z.B. achtsames tiefes atmen, singen, wandern und aufatmen in der Natur, wo ich der Schönheit auf Schritt und Tritt begegne. Video und Fotografie benutze ich als Werkzeuge, meinen Fokus auf das Besondere zu richten.“
… ihren Umgang mit Gefühlen und Perspektiven
“Ich bin ein leidenschaftlicher Mensch. Mein Gefühlspendel schlägt in alle Richtungen ordentlich aus. Das zeichnet wahrscheinlich viele Künstler aus. Man sieht es in meiner Fotokunst. Emotionen, Atmosphäre, das, was unser MenschSein ausmacht… das ist mir alles wichtig zu spüren und auch sichtbar zu machen. Wenn ich mich z.B. traurig, ängstlich oder ohnmächtig fühle, schaue ich immer wieder: wie kann ich die Sichtweise wechseln. Da hilft mir stark die Begegnung der Natur. In der Natur fällt es mir besonders leicht, die Anbindung an den Urgrund meines Seins zu suchen. Ich sehe dann Gottes Spuren in verschiedensten Facetten durch sein Funkeln in mein Leben hineinstrahlen. Das sind dann oft Lichtblicke, die ich auch digital oder in Ausstellungen hervorhebe. Der Blick auf das Schöne ist für mich immer neu eine Inspiration und erweckt Freude und Lebendigkeit.”
© Augenblicke by Claudia Henzler: Der Fokus liegt bei Claudia Henzler stark auf der Schönheit der Natur und des MenschSeins.
… den Umgang mit Verlust und Tod in der Familie:
“Bei dem Verlust von Sicherheit, Träumen, Lebensvisionen ist einiges ins Wanken gekommen. In diesem Jahr ist mein Schwiegervater Oleh Hornikiewicz gestorben. Er gilt als einer der größten Wissenschaftler dieses Jahrhunderts. Mit ihm ging eine Ära zu Ende.
Als nur vier Tage später auch mein Stiefsohn Jeremias im Alter von 26 starb, war das nochmal ein ganz anderer vehementer Schicksalsschlag. Es gibt viel anzuschauen. Auch zu betrauern. Ich möchte dem nachspüren, was für mich tatsächlich relevant ist. Das erfordert meinen Mut zur Echtheit, zur Offenheit, zur Verwundbarkeit. Kraft und Ausrichtung verkündet mir die Vision: es warten neue Ufer, weite Horizonte und der Duft von neuer Freiheit und Lebendigkeit.”
… Schritte zur Selbsterkenntnis und Mut zur Authentizität:
“Wenn ich mich ernst nehme… und den Mut habe, mich authentisch zu zeigen, dann kann das auch meine Umgebung ermutigen und zusprechen: „Auch Du darfst so sein, wie Du bist“. Ich wünsche mir eine Welt, in der wir einander wertschätzen. Mitsamt unseren Makeln. Sozusagen trotzdem. Wenn wir nicht so sehr beschäftigt damit sind, Angst zu haben, zu versagen, andere zu enttäuschen, und dann vielleicht „nicht mehr gemocht oder gar „in die Wüste“ geschickt zu werden“, was sich ja „furchtbar einsam anfühlt“,… Wenn also mehr Vertrauen als Angst da ist, dann haben wir plötzlich ein riesen extra Kraft-Reservoir. Aus dem können wir schöpfen und richtig geniales zur Welt bringen. Ich stelle mir vor, in dem ich bei mir beginne, mitfühlender zu werden, umso mehr lade ich andere ein, es auch zu werden. … Im Bilde gesprochen, stelle ich mir das Resultat authentischen Daseins so vor: wie einen üppigen, wild und schön wachsenden Blumengarten, wo wir uns gegenseitig „befruchten“ und prächtig miteinander gedeihen. Jeder auf seine Weise: schön, einzigartig und wertvoll. … Ist doch eine coole Idee, oder (lacht)?“
Im Film-Interview verrät Claudia zur „Selbsterkenntnis“ einen super Buchtipp von C.S. Lewis!
… wie Corona sie verändert hat:
“Ich habe mich intensiv damit beschäftigt: Was macht Corona mit mir? Wie betrachte ich Corona und wie kann ich es noch sehen. Die Frage bei Herausforderungen ist: Was hilft (jetzt) weiter? Welcher Blick, welche Art der Lebensperspektive, was für kleine Gedanken und Handlungen kann ich aktiv wählen, die ins Leben führen - – mich und andere? Was für Geschenke und Gelegenheiten kann ich in dieser Zeit entdecken, wenn ich einen Perspektivenwechsel vornehme? Mit diesen Wahrnehmungsübungen und Blickwechseln experimentiere ich viel. Die Kamera nutze ich oft für diese „Schule des Sehens“. Als Werkzeug hilft sie dabei, mir meinen eigenen Blick sichtbar zu machen. Sie kann auch wie ein „Heilmittel in kranken Zeiten“ wirken. Durch die Kameralinse schauend sehe und teile ich: es gibt selbst in Krisenmomenten ganz viel Wertvolles.“
… Meinungsverschiedenheiten, Krisen und Potential in der Ehe:
“Mein Mann und ich kennen uns seit Ende 2008. 2013 haben wir geheiratet. Als Scheidungskind ist für mich die Ehe ein hohes, fragiles und schützenswertes Gut. Auch wenn wir oft sehr konträre Meinungen und Zugänge haben, ist mir wichtig: dass wir uns auf Gott als unseren Anker und auf unser „Ja“-Wort – „in guten wie in schlechten Zeiten” besinnen. Wenn wir Meinungsverschiedenheiten haben und uns „zoffen“, hilft es uns, den Frieden aktiv zu suchen. Wir gehen im Laufe unserer Ehe immer schneller auf einander zu. Das beinhaltet zum Beispiel zugeben von eigenen Fehlern, oder den Blick auf das zu richten, was uns verbindet. Gegenseitiges Verzeihen – „Entschuldigung“ sagen… Dem anderen in seiner Sprache der Liebe vermitteln „ich sehe Dich, Du bist mir wichtig“, das sind immer wieder Schritte zu einem kleinen Neubeginn. Mein Mann sagt: Die Liebe ist eine – tägliche - Entscheidung. Nicht nur ein Gefühl. Wenn das tolle Gefühl weg ist und das alles wäre, worauf man baut, wäre die Ehe schnell beendet. … Ich fand das früher total unromantisch. Aber jetzt verstehe ich immer mehr, was er meint. Die Liebe ist wie ein Blumengarten, der bewässert werden will. Kleine Akte der Aufmerksamkeit wirken wie Dünger. Mal braucht es etwas Überwindung, andere Male geht es ganz leicht: ein Zulächeln, ein Streicheln, ein Tränen wegwischen, ein Gebet, ein gemeinsamer Gesang… eine Radtour, ein offenes Ohr, ein anerkennendes Wort, eine helfende Hand ... Das sind alles Bausteine, die unsere Ehe stärken und gedeihen lassen.”
Außerdem erzählt sie uns, wofür sie besonders dankbar ist*.
Hier geht’s zum Interview in voller Länge:
*Die Antwort auf die letzte Frage wurde aufgrund technischer Probleme nicht mehr aufgenommen, daher ergänze ich sie hier:
Dankbarkeit in Beruf und Berufung
„Ich kann auf große Auszeichnungen und Preise zurückschauen, internationale Fotoaufträge, irrsinnige Reportagen in Krisengebieten, Ausstellungen, Workshops,… Friedens-Kunstprojekte wie das, als am Salzburger Dom zur Festspielzeit meine „Art for Peace“-Fotoinstallation hing. Da, erinnerte ich mit dem Portrait einer alten Frau an das Massaker von Srebrenica und gleichzeitig appellierte ich an unser solidarisches Miteinander und MenschSein. Mit hohem Einsatz wurde das „schier unmögliche“ möglich. Gerade weil es sehr sinnstiftend war, bin ich dafür dankbar.
Die Frage nach Beruf und Berufung ist für mich eine Frage nach dem, was Sinn stiftet. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, dass ich sehr viel in meinem Leben durch mein künstlerisches Schaffen tun durfte und darf.”
Dankbarkeit in Beziehungen
“Immens dankbar bin ich für das Erlebnis von Verbundenheit – in ganz besonderen Momenten erlebe ich das als eine Art „Eins-Sein“. Meine ganz besondere Dankbarkeit gilt allen voran: Meinem Ehemann, der Familie, besonderen Freundschaften, … Und natürlich dem Übergeordneten, der Lebensquelle, die sich auf besondere Weise für mich in der Kraft und Schönheit ausdrückt, die ich besonders in der Natur immer neu erlebe.”
Dankbarkeit in der Fotografie
“Dankbarkeits-Momente mehre und teile ich fotografisch gern. Meine Bilder, Vermittlung der Sichtweisen in den Workshops, Coachings, Ausstellungen… all das sehe ich als Beitrag, Inspiration, die ich empfangen habe, weiter zu geben…
Ich lade ein, die Augen für das Schöne, Einzigartige, Wertvolle zu öffnen, quasi: „schau, da funkelt das Göttliche und Wunderbare durch. Ich glaube, wenn wir mit staunenden Kinderaugen die Welt betrachten, mehrt sich auch ganz automatisch die Dankbarkeit in der Welt.”
Was wünschst du dir für das Jahr 2021?
“Ich verbinde Menschen durch Fotografie und Kunst. Meine Vision ist eine Welt, wo wir einander in unserer Einzigartigkeit und Verschiedenheit ansehen und Anerkennung und Wertschätzung schenken. Wir sind alle einmalig, haben alle verschiedene Fähigkeiten und Talente. Wir sind wie ungeschliffene Diamanten. Keiner gleicht dem anderen. Jeder ist besonders. Das finde ich wichtig immer neu zu entdecken und anderen auch zu zeigen. Fotografie und Achtsamkeit nutze ich, um die „Kunst des Sehens“ (Art of Seeing) zu schulen und sie weiterzuvermitteln. Das biete ich jetzt auch digital – z.B. durch Foto-Coaching“ an. Ich meine es gibt eine große Sehnsucht nach beidem: Wertschätzung und das Gefühl der Verbundenheit. Anders gesagt: sehen und gesehen werden. Die (Smartphone-)Kamera ist ein sehr wichtiges Hilfsmittel um Aufmerksamkeit zu generieren und die eigene Sicht der Dinge mit Anderen zu teilen. Wer hat heute kein Handy, mit dem er Fotos oder Videos versendet? Es geht aber eigentlich nicht nur darum „tolle Fotos“ zu machen, sondern auf einer anderen Ebene geht es um vieles mehr. Das sind Bestandteile, die ich lehre:
Die Kunst des Storytelling – wie erzähle ich meine Geschichte mit Bildern?
Fokustraining + Perspektiven… Wie möchte ich auf die Welt blicken?
Komposition, Bildinszenierung und Bildwirkung… Wie möchte ich „mitgestalten“ an einer Welt, in der ich leben will?
Wie zeige ich mich und das, was mir wichtig ist, so, dass es Andere erreicht?
Ich glaube nach was Menschen sich sehnen, ist sich lebendig und echt zu fühlen. Es muss gar nicht unbedingt alles rund laufen, aber was guttut, ist, wann man in seinen Anstrengungen und mit dem, was man tut und kann, geachtet und gesehen wird. Auch ein „Fehlermachen und Scheitern“ ist ok. Ich glaube, wenn wir uns – so wie wir echt sind – trauen, sichtbar zu werden, dann machen wir uns berührbar und schaffen auch Verbundenheit.
Also, was ich mit meiner Art des Lebens möchte, ist Schritt für Schritt beizutragen, zu gegenseitiger Verbundenheit und Wertschätzung.
Auf unserem Lebensweg geht es um Persönlichkeitsentwicklung: Wer will ich sein? Wie sehe ich die Dinge? Was zeige ich der Welt? Was trage ich bei?
Dass wir uns immer besser ausdrücken lernen ist eine Kunst der Kommunikation. Fotografie, Video, Achtsamkeit… das alles hängt zusammen. Wenn wir in die „Schule der Achtsamkeit“ gehen, lernen wir Schritt für Schritt dazu. Das sieht man in verschiedenen Aspekten des Lebens und natürlich auch an der Qualität der Fotos, die sich sehr steigern lässt – egal ob man ein „Beginner“ ist oder ein Profi.
Meine Vision vom „guten Leben“: Einander Ansehen und Wertschätzung schenken.
Was ich wertschätze, lässt Dankbarkeit hervorsprudeln.
Ich möchte selbst weiter lernen und lehren, dass ich mit meinem Blick wähle, was ich als wertvoll empfinde. Anders gesagt: Mit meinem Blick vermag ich auszudrücken, was ich wertschätze (sonst würde ich meinen Blick und meine Aufmerksamkeit nicht genau dort hinwenden).
„Ich sehe Dich. Du bist beachtenswert.
Du bist wertvoll. Du bist einzigartig.
Ich schätze Dich. Du bist kostbar.“
Wenn mir klar ist, dass ich mit meinem puren Blick – und natürlich explizit durch meine Art der Fotografie – Wertschätzung zollen kann, empfinde ich das als Gabe und als Beitrag. Ich glaube Wertschätzung und Dankbarkeit gehen Hand in Hand. Wo Wertschätzung und Dankbarkeit blühen, kann sich die Schönheit des MenschSeins voll entfalten. Schönheit, Wertschätzung und Dankbarkeit im Blick.”
© Claudia Henzler: Dieses Portrait zum "ART for PEACE"-Projekt mit dem Titel “MENSCHSEIN nach Srebrenica” war im Jahr 2015 zeitgleich am Salzburger Dom und in Srebrenica zu sehen.
Photos with a message
Einblicke in ihre beeindruckende Fotokunst sowie wertvolle Blogbeiträge gibt es auf ihrer Website zu entdecken. Dort findest du auch Informationen über Ausstellungen und Workshops. Claudia gibt ihr Wissen auch in 1:1 Online-Coachings weiter.
Mehr: www.henzlerworks.com
© Augenblicke by Claudia Henzler: Das wohl bekannteste Bild der Fotokünstlerin
Interview mit Carina Köberl von Carina and the Boys "2020: Trotzdem dankbar"
Als Mama von 3 Söhnen und Family-Bloggerin hat Carina immer viel zu tun. Trotz Krise hat sie sich im Jahr 2020 ihren lang gehegten Traum vom eigenen Online-Shop verwirklicht.
Sie ist eine echte Power-Mom und ein Vorbild für viele Frauen. Gekonnt jongliert sie das Mama-Sein mit Lifestyle, Fashion und ihrer authentischen Lebensfreude. Im Interview erzählt die 3-fach-Mama (ihre Jungs sind 13, 2 und 1), Bloggerin und Unternehmerin von den Herausforderungen des ersten Lockdowns, wieso sie ihre Traum-Hochzeit in letzter Minute doch noch auf das nächste Jahr verschoben hat und wofür sie tagtäglich dankbar ist.
Im persönlichen Interview reden wir über …
… die Planung ihrer Traumhochzeit:
“ich war da mit ganz vielen aus meiner Community im Austausch! Nach den Höhen und Tiefen voll Vorfreude und Stress haben René und ich dann am Ende entschieden, die Hochzeit doch auf das nächste Jahr zu verschieben .”
… ihre Beziehung zu ihrem Verlobten, dem ehemaligen Olympioniken René Pranz:
“er ist meine Stütze! René ist immer positiv und motiviert mich dazu, immer weiterzumachen.”
… kritische Kommentare auf social media:
“ich habe erst lernen müssen, damit umzugehen. Meistens weiß ich: Das darf ich nicht so persönlich nehmen und ich spare meine eigene Energie, bevor ich auf solche negative Kommentare oder Nachrichten zurückschreibe. Aber das gelingt mir halt auch nicht immer.”
… den Druck, guten Content zu produzieren:
“die meiste Zeit macht uns das wirklich Spaß. Manchmal ist es schon ein bisschen schwierig, wenn zum Beispiel die Kinder nicht mitspielen. Aber durch gute Planung klappt es meistens sehr gut!”
… ihren eigenen Online-Shop:
“ich hatte schon lange den Traum, meine eigene Kollektion zu designen und mein eigenes Geschäft zu haben. Aber ich habe immer wieder gezögert. Jetzt bin ich 33, ich habe mir gedacht: Wenn ich scheitere, dann scheitere ich halt, wenn nicht, dann ist es gut!”
… ihr Kollektion:
“es sollen Kleidungsstücke sein, die zu echten Lieblingsteilen werden und sich gut kombinieren lassen.”
… ihren Umgang mit den Herausforderungen als Selbstständige:
“es ist immer viel zu tun und man muss echt geduldig sein bei so einem Projekt. Grundsätzlich kann das ja jeder machen, aber es ist ganz wichtig, am Ball zu bleiben und nicht aufzugeben. Ich möchte jeden Tag arbeiten und genau das tun, was mir Spaß macht. Das motiviert mich dazu, nicht aufzugeben, auch wenn es mal anstrengend ist.”
… ihre positive Einstellung zum Leben:
“wir achten darauf, dass wir uns auf das positive Fokussieren und schätzen die kleinen Dinge, etwa, dass wir ein Dach über dem Kopf haben und wir alle gesund sind.”
Außerdem erzählt sie uns, wofür sie in diesem Jahr besonders dankbar ist und was sie sich für das Jahr 2021 wünscht.
Auf ihrem Blog Carina and the Boys zeigt Carina, wie sich Familie, Life-Style und Fashion gekonnt vereinen lassen. Im Herbst 2020 hat sie einen lang gehegten Traum verwirklicht und ihren eigenen Online-Shop eröffnet - eigenes Mode-Label inklusive: andsimple.at
Interview mit Kerstin Kögler von kerstinloves "2020: Trotzdem dankbar"
Auf ihrem Blog schreibt die Content Creatorin über Yoga, gesunden Lifestyle und Mindset. Im Zoom-Interview erzählt die Kärntnerin von ihrem ungewöhnlichen Start ins Jahr 2020, ihrem Umgang mit negativen Gefühlen und wofür sie in diesem Jahr trotz allem dankbar ist.
Von der Yoga-Ausbildung auf Bali direkt in den Lockdown in Klagenfurt - für Kerstin hat das Jahr 2020 mit einem extremen Kontrast begonnen. Im Zoom-Interview erzählt die Content Creatorin vom Glück, wieder nahe an der Natur zu leben, Herausforderungen und Chancen im Krisenjahr 2020, ihren Umgang mit negativen Gefühlen und den vielen Facetten von social media.
Im persönlichen Interview reden wir über …
… die Vorteile von digitalen Yoga-Klassen:
“Ich konnte von Klagenfurt aus mit meinem liebsten Yoga-Studio in Graz praktizieren.”
… Mut trotz Herausforderungen:
“Voll viele Menschen haben Dinge einfach ausprobiert und sich getraut, ihre Bedenken zu überwinden. Man hat ja nichts zu verlieren - wenn es nicht funktioniert, funktioniert es halt nicht.”
…ihren Umgang mit Existenzängsten:
“Ich hab da keinen Trick, ich denke, dass da jeder Selbstständige damit zu kämpfen hat.”
…die Trennung von Beruf und Privatleben auf social media:
“Gerade in unserem Beruf ist das superschwierig, man ist schon dazu verleitet, absolut alles zu zeigen. Aber je mehr ich von mir preis gebe, desto mehr gebe ich auch von mir auf."
…ihre persönliche Motivation hinter dem Bloggen:
“Ich hab an 9 von 10 Tagen absolut Bock auf meinen Job. Mir macht der Austausch mit der Community total viel Spaß und es ist ein gutes Gefühl, einen positiven Einfluss auf andere Menschen zu haben. Es freut mich total, wenn jemand schreibt: Hey, durch dich habe ich gelernt, Sport zu machen, weil es mir gut tut und nicht um abzunehmen.”
…kritische Kommentare auf Instagram:
“ich ruf mir immer wieder ins Gedächtnis, dass das was die Person über mich gesagt hat ja so nicht stimmt. Das hat ja viel mehr mit dieser Person zu tun als mit mir. Außer natürlich es handelt sich um konstruktive Kritik.”
…Sorgen von Followern um ihre Katzen:
“Das ist einer der größten Kontras in meinem Job: Jeder versucht dir seine Meinung aufzuzwingen: Wieso fütterst du dieses Futter, wieso machst du das und das, man sieht, dass es den Katzen doch gar nicht gut geht… Das ist schon wirklich heftig. “
Außerdem erzählt sie uns, wofür sie besonders dankbar ist und was sie sich für das Jahr 2021 wünscht.
Auf ihrem persönlichen Blog kerstinloves erzählt die leidenschaftliche Content Creatorin über Yoga, gesunden Lifestyle und Mindset inklusive Tipps für die eigene Zielerreichung, wohltuenden Rezepten und ihrem E-Book.
Mehr über Kerstin: kerstinloves.com
Interview mit Isabel Zinnagl von Salon Mama "2020: Trotzdem dankbar"
Sie ist Filmproduzentin, Gründerin, Bloggerin und Mama zweier wundervoller Kinder. Im Gespräch über das Jahr 2020 erzählt die Wahl-Wienerin, was sie in diesem Jahr gelernt hat und wieso es vieles gibt, wofür sie dankbar ist.
Im Zoom-Talk spricht Isabel Zinnagl, Gründerin, Bloggerin, Agenturinhaberin und Mama über den Vergleich von ersten Lockdown mit zweitem Lockdown, die Freude über geschenkte Zeit und den Versuch, Normalität in den Alltag zu bringen. Außerdem erzählt sie von ihren Erfahrungen als Unternehmerin und gibt hilfreiche Tipps, um besser mit Herausforderungen und Rückschlägen zurecht zu kommen.
“Übermorgen schaut die Welt schon ganz anders aus”
Filmproduzentin, Bloggerin, Netzwerkerin, Gastgeberin (Salon Mama Talks), Unternehmerin und Mama zweier wunderbarer Kinder - für Isabel Zinnagl ist Stillstand ein Fremdwort. Ihr Instagram-Account zeigt, wie sich Mama-Sein, Lifestyle und Leichtigkeit gekonnt verbinden lassen.
Im persönlichen Interview reden wir über …
…die learnings aus dem ersten Lockdown
“mein Mann und ich wechseln uns jetzt wirklich ab, wir planen unsere Termine und koordinieren das viel besser - das ist wirklich eine Erleichterung!”
…die Veränderungen im zweiten Lockdown
“wir hatten im Frühjahr das Gefühl, die Welt steht ein bisschen still. Da war weniger Druck da. Dieses Mal ist es anders, die Welt dreht sich weiter und es wird auch beruflich wieder viel mehr erwartet!”
…die Vorteile des social distancings
“Die Fear of missing out fällt weg, ich habe keine Druck, irgendwo hin zu gehen und hab dadurch mehr geschenkte Zeit. Ich kann mir auch zuhause einen Glühwein mixen.”
… das Geheimnis der Zufriedenheit
“Wenn man einigermaßen zufrieden ist mit sich als Mensch, dann braucht man eh nicht so viel.”
…die Veränderungen als Mama eines Schulkindes
“Alma macht das super, für uns ist das Mehr an Struktur eine Herausforderung.”
…ihre berufliche Entwicklung
“…prinzipiell ist es bei allen Dingen, die ich mache so: Ich bin ständig in der Weiterentwicklung, es wir immer professioneller.”
…den Umgang mit Einschränkungen durch Corona
“Klar, mit Corona ist vieles nicht möglich. Ja, ist so.”
…die wichtigen Kompetenzen als Unternehmerin
“Jeder Tag ist anders, da passiert die ganze Zeit etwas Unerwartetes. Man wird viel gelassener. Ich bin extrem anpassungsfähig und flexibel geworden.”
…hilfreiche Erkenntnisse aus den vergangenen Jahren
“Man lernt, dass aus total schwierigen Situationen wieder etwas Neues entsteht. Es geht aber doch immer weiter. Das gibt totale Sicherheit!”
…ihre Erfahrungen mit Rückschlägen
“Ich denk mir: Ja, das ist halt so, aber übermorgen schaut die Welt schon wieder anders aus.”
…über das viel zitierte “Nein-Sagen”
“Dinge müssen sich wirklich auch lohnen, die Balance muss passen, sonst mach ich’ s nicht. Die Erfahrung zeigt: Es kommt immer das Nächste!”
…die unterschiedliche Auslegung der Corona-Maßnahmen
“Jeder soll machen, wie er will. Mom-Bashing ärgert mich wahnsinnig. Jeder geht seien Weg so, wie es für die eigene Familie am besten passt.”
Außerdem erzählt sie uns, wofür sie besonders dankbar ist und was sie sich für das Jahr 2021 wünscht.
Mit ihrem Premium Lifestyle- und Familienblog “Salon Mama” hat Isabel eine wundervolle Plattform geschaffen, auf der sich Eltern informieren und inspirieren lassen können. Bei ihren beliebten Salon Mama Events bringt sie “coole Mamas” zusammen.
Mehr erfahren: salonmama.com
© fotocredit: Isabel Zinnagl (Salon Mama)
Quarantäne-Talk mit Michaela Hauser
Als Expertin für Achtsames Essen begleitet Michaela Hauser ihre KundInnen auf ihrem genussvollen Weg zum individuellen Wohlbefinden. Im Interview erzählt sie von ihrem Alltag während der Quarantäne, wie sie zu Beginn auf die Corona-Krise reagiert hat und wieso sich nun für sie doch neue Wege geöffnet haben.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Mit meinem erwachsenen Sohn und meinem Garten samt vielen tierischen Bewohnern, wie Amseln, Meisen, Spatzen … Leider gibt es meinen Kater „Stinker“ seit kurzem nicht mehr.
2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Das ist recht unterschiedlich. Meistens mach ich mir als erstes einen Tee mit Kräutern aus dem Garten und setz mich, wenn es irgendwie geht, auf die Terrasse in die Sonne. Dabei versuch ich noch möglichst wenig zu planen und einfach die Zeit zu genießen. Die Sonne, den Wind, die Vögel und meine Freiheit, die ich mehr und mehr zu schätzen lerne.
3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Die größte Herausforderung war, dass ich völlig machtlos ausgeliefert war und andere Menschen einfach so bestimmt haben, dass meine Praxis auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben wird. Ich hab in den ersten Wochen echt geknabbert an dieser Tatsache. Erst dann hab ich mich selbst langsam geöffnet für die Vorteile der online -Beratung. Seit ich darauf eingetuned bin, sind es meine Kundeinnen auch. Diese Woche mach ich mein erstes Webinar. Das ist alles sehr aufregend!
4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Ich bin ganz viel bei uns am Wallersee. Der ist von meinem Haus ca. 30 Minuten zu Fuß entfernt und ich hab das früher nicht so genutzt. Jetzt spazier ich einfach mal so mit meinem Macbook und meinem Frühstück zum See und setz mich hin und manchmal arbeite ich dann was und manchmal „fühl“ ich auch einfach nur. Mich, meinen Körper, die schöne Landschaft. Das genieße ich gerade vermehrt. Und irgendwie mag ich es nicht mehr „zurückgeben“ nach der Quarantäne. Das macht süchtig!
5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Ich hatte im Dezember schon einen Online-Kurs vorbereitet und dann irgendwie wieder die Hose voll gehabt. Ich hab mich so ein bisschen rausgeredet, dass es die wenigen unschönen Kommentare waren, die ich auf Facebook bekommen hab. Aber ganz ehrlich muss ich heute sagen, ich war ein Angsthase. Videos drehen, sich so zeigen … naja. So mach ich es halt jetzt.
6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Ganz klarer Benefit, jetzt nach ein paar Wochen ist die Entscheidung, auf online-Beratung und Coaching und Webinare umzusatteln. Ich hab immer schon von einem völlig freien Leben geträumt. Heuer im Februar war ich in Belgien und hab dort erstmals eine Beratung aus dem Urlaub gemacht. Das war ein sehr schönes Gefühl, räumlich frei zu sein und trotzdem für meine Kundinnen da sein zu können. Da will ich hin.
7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?
Ich hoffe es sehr. Und ich denke, der Prozess läuft bereits. Ich hab immer gesagt, es müsste sich so vieles ändern in der Wirtschaft und daraus folgend für unsere Umwelt. Dass ich selbst damit dann für´s Erste ein Problem habe, hätt` ich ja nie geglaubt! Ich denke, es geht jetzt darum, so ganz ehrlich zu sich zu sein. Über Werte und ein neues Miteinander nachzudenken. Da dürfen wir jetzt alle miteinander viel lernen und ausprobieren. Ich find, es ist Zeit für neue Ideen, Kreativität und eine Wirtschaft, die allen dient.
8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Meine House-warming Party machen. Bin nämlich im März (wieder) in mein Haus gezogen. Und wir müssten dringend mal wieder in der Küche tanzen.
9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Die geschlossenen Grenzen und die Angst, die so viele Menschen jetzt haben. Die damit einhergehenden politischen Entscheidungen, die die Angst der Menschen wieder schüren. Das ist eigentlich die größte Gefahr.
10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Atmen, achtsam Essen, den Körper fühlen, die Natur genießen, viel gutes Wasser trinken, sich bewegen und Visionen entwickeln. Das Leben ist permanente Veränderung. Das war es immer. Und wird es immer sein. Annehmen ist ein großes Wort in dieser Zeit. Und dennoch die einzige Möglichkeit um das Beste daraus zu machen. Was wäre, wenn alles gut ist, wie es ist?
Ich bedanke mich für das wunderbare Gespräch!
Nach unzähligen Diäten wurde Michaela Hauser eines Tages klar: So kann es nicht weiter gehen! Sie begann, auf ihre Intuition zu hören und ihr Essen ganz bewusst zu genießen. Durch diesen Wandel gelangte sie zu ihrem persönlichen Wohlfühlgewicht. Ihre Erfahrung gibt sie seitdem als Coach für Achtsames Essen weiter. In ihren Webinaren begleitet sie Menschen auf ihrer “Genussreise zum Wohlfühlkörper”. Mehr erfahren: www.unterwegs-sein.org
Quarantäne-Talk mit Joachim Bergauer
Der Salzburger Fotokünstler Joachim Bergauer findet mit seinen Werken international Anerkennung. Er ist regelmäßig in Indien, Bangladesch und Afrika unterwegs, um mit seinen Bildern gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen. Im persönlichen Gespräch erzählt er von durchkreuzten Reiseplänen, seiner Hoffnung auf eine bessere Welt und dem Privileg, in Zeiten von Corona in Österreich zu leben.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Mit meiner Lebensgefährtin.
2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Morgens drehe ich gleich nach dem Aufstehen ein Runde am Kapuzinerberg, eine Stunde, um das Gehirn auszulüften. Danach setzte ich mich in mein Büro, checke meine Mails, kümmere mich um meine Vernetzungen und anstehende Reiseplanungen. Danach schreibe ich Geschichten oder beantworte Interviewanfragen. Meine Lebensgefährtin und ich arbeiten gemeinsam, unser Büro und Studio befindet sich in unserem Zuhause.
3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Die größte Einschränkung ist wohl, dass ich nicht reisen kann. Dadurch, dass ich in Salzburg generell nicht so viel unterwegs bin, ist der Unterschied zuhause gar nicht so groß. Ich merke schon, dass es viel ruhiger geworden ist. Man spürt am Kapuzinerberg die Ruhe – das mag ich auch mal ganz gerne. Außerdem ist es schon eine Besonderheit, der Salzburger Sternenhimmel so klar zu sehen! Was ich wirklich vermisse sind die sozialen Kontakte.
4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Zum Lesen und Filme schauen, an dieses Mehr an Zeit gewöhnt man sich schnell. Ich bin ein totaler SPIEGEL-Junkie und lese mir gerne mehrere Meinungen durch. Und höre befreundeten Experten zu, wie sie über Corona denken. Aus meiner Sicht kann ich sagen: In Österreich kommen wir mit dieser Situation gut zurecht, klarerweise passieren Fehler, aber das ist überall so, wo Menschen arbeiten.
5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Ich hätte einen früheren Flug nach Bangladesch genommen. Dort wäre eine Reportage geplant gewesen, in Zusammenarbeit mit den Austrian und German Doctors über die Arbeitsbedingungen und Krankenhäuser vor Ort. Bangladesch ist eines der ersten Länder, das die Klimakrise unmittelbar mitbekommt. Doppelt so groß wie Österreich, mit mehr als 160 Millionen Einwohnern.
6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Also mit Klopapier bin ich jetzt auf jeden Fall eingedeckt! Scherz beiseite! Ich merke auf jeden Fall: Humor hilft, um mit den Herausforderungen umzugehen.
7. Wird dein Leben “danach” genau so weiter gehen wie bisher?
Für mich persönlich wird es wohl kaum Veränderungen geben. Doch ich denke so eine Krise bringt die Menschen zum Nachdenken. Man muss die Dinge schon relativ positiv sehen. Gerade wir in Österreich haben es in unserer Blase wirklich gut. Wenn man das mit anderen Ländern vergleicht , da kann man nur demütig werden.
8. Wenn Corona morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Ich würd mich ins Franziskischlössl in den Gastgarten setzten, mir einen Radler bestellen und mit den anderen Gästen anstoßen!
9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Die globale Situation. Die Ökologie, der Ressourcenkampf, mögliche weitere Pandemien und drohende Rezensionen… Corona wird nicht die einzige Herausforderung bleiben. Das Nationaldenken soll aufhören, wir leben alle gemeinsam in einer Welt. Grenzen können den Virus nicht aufhalten. Wir hätten jetzt die Möglichkeit für einen Neuanfang. Das ist vielleicht ein bisschen naiv, aber die einzige Möglichkeit, die Menschen zu retten. Menschen ticken aus, weil sie keine Perspektiven haben. Deshalb brauchen sie Perspektiven und Hoffnung. Wir können nicht alles mit Isolation lösen, wir brauchen einen Plan B. Ich denke mir immer wieder: Jetzt wäre die Chance, etwas zu verändern. Man könnte zum Beispiel das bedingungslose Grundeinkommen einführen.
10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Angst ist der schlechteste Berater. Durch die Ängste kommen so viele Dinge hoch. Sie führt zu brutaler Distanz, dann kommt auch eine aggressive Haltung und die wiederum begünstigt andere Krankheiten . Es gibt immer viele positive Dinge, die man machen kann. Man kann sich alte Geschichten und Fotos ansehen. Man kann sich mit Literatur, Fotografie und Kunst auseinandersetzen. Raus gehen, wann immer es möglich ist. Nicht 14 Stunden lang vor der Playstation sitzen. Leben bedeutet Bewegung, wer das einstellt, tut sich selbst nichts Gutes! Das merke ich auch selbst: Wenn man das schon am Morgen sportlich war, spürt man diese Befriedigung den ganzen Tag über.
Ich bedanke mich für das wunderbare Gespräch!
Joachim Bergauer ist der meist ausgezeichnete Fotograf Österreichs. Er ist für seine Fotokunst in aller Welt unterwegs. In seinen Workshops und Vorträgen erzählt er von seinen Erfahrungen und gibt persönliche Einblicke in die unterschiedlichsten Lebenswelten: bergauer.cc
Einblicke in seine Kunstwerke gibt es auf z.B. auf 500px und Instagram. Hier findest du sein Interview über das Leben im Lepradorf in Senegal im SPIEGEL .
fotocredit © René Wenzel
Quarantäne-Talk mit Michaela Gründler
Die Chefredakteurin der Salzburger Straßenzeitung “Apropos” erzählt darüber, wie sie diese außergewöhnliche Zeit mit mehr Ruhe und Bewusstsein erlebt, über ihre Reaktion auf den Entzug ihrer Freiheit und ihren Umgang mit anfänglichem Widerstand.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Mit mir.
2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Eigentlich sehr strukturiert. An drei Tagen in der Woche mache ich Homeoffice, an zwei Tagen bin ich in der Redaktion. Seit Jahren beginne ich meinen Tag, indem ich meditiere. Das gibt mir eine gute Ausrichtung für den Tag. Ein bis zweimal die Woche kommt noch Yoga dazu. Ich bin zudem eine Ganzjahresradlerin. Da ich merke, dass mir der tägliche Weg in die Arbeit als Bewegung fehlt (zwischen Josefiau und Schallmoos), habe ich seit Beginn der Quarantäne begonnen, täglich in die Au und entlang der Salzach spazieren zu gehen. Daraus hat sich ergeben, dass ich jetzt mit dem Laufen begonnen habe. Es ist nach zwei Wochen des Ausprobierens zwar noch immer eine Mischung aus Laufen, Gehen, Laufen, Gehen, aber es erfreut mich. Abends lese ich oder ich höre mir erbauliche Impulse meiner Facebook- und Youtube-Kanäle an. Ab und zu treffe ich mich mit Freund*innen und Familie virtuell per Videotelefonie.
3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Der Entzug der Freiheit. Mein Lebensrhythmus ist jetzt nicht großartig anders. Ich habe auch zuvor gerne Zeit zuhause verbracht. Das Wissen, dass ich das jetzt muss, verändert die Wahrnehmung allerdings schon immer wieder. Dass ich meine Familie in Linz und meine Freundinnen nicht treffen und umarmen darf, fehlt mir sehr. Daher gehe ich wohl auch derzeit so gerne spazieren, weil ich da - wie in einer Art Kaffeehaus - zwar alleine, aber doch in Gesellschaft bin. Schön finde ich, dass sich fremde Menschen jetzt grüßen und anlächeln auf der Straße. Das erzeugt ein Gefühl der Verbundenheit.
4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Da ich alleine lebe, genieße ich den Luxus, Zeit für mich zu haben. Das war auch zuvor schon der Fall. Insofern kann ich eigentlich nur sagen: ich habe jetzt noch mehr Zeit zu spüren, was mir im Leben wichtig ist.
5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Ich hatte das ungeheure Glück, eine Woche vor der Ausgangsbeschränkung mit 18 Menschen, die mir wichtig sind, meinen Geburtstag in meiner Wohnung zu feiern – auch meine Familie aus Linz kam zu Besuch. Somit habe ich (fast) alle Menschen, die mir am Herzen liegen, ganz nah gehabt. Welch schöne Fügung, die mich nährt.
6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Zu Beginn war ich im inneren Widerstand wegen der Freiheitsbeschränkung, wegen der Sorge um die Auswirkungen auf die Gesellschaft und wie es unseren Straßenzeitungs-Verkäufer*innen ergeht. Wir haben seit Mitte März die Zeitungsausgabe gestoppt. Da war es gut, dass ich die ersten Wochen normal wie zuvor arbeitete (einen Teil eben von zuhause aus), weil ich gemeinsam mit meinem Team die nächste Zeitung fertig machte und es viele Dinge zu regeln galt, um Unterstützungsangebote für die Straßenzeitungs-Verkäufer*innen zu organisieren. Im Wissen, jetzt alles getan zu haben, was möglich ist, genieße ich es jetzt, an einigen Nachmittagen frei zu haben – und gerade bei diesem schönen Wetter schätze ich diese geschenkte Zeit. Mir kommt zudem vor, dass dies eine Chance für einen Wertewandel sein könnte. Bei meinen Spaziergängen nehme ich Familien wahr, die untertags zusammen spielen in ihren Gärten. Viele Menschen sind nun in der Natur. Der Konsum ist zwangsweise gedrosselt - und da nehme ich bei manchen Straßenzeitungs-Verkäufer*innen, mit denen ich in Kontakt bin, eine Entspannung wahr. Wenn niemand einkaufen kann, macht das "gleicher", kommt mir vor. Es ist ruhiger auf den Straßen und man kann mehr bei sich bleiben. Man ist weniger abgelenkt. Zudem ist es schön, auf einmal wieder von Menschen zu hören, mit denen man schon länger keinen Kontakt hatte. Es wird einem bewusster, wer und was wichtig im Leben ist.
7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?
Jede Krise birgt eine Chance – auch wenn dies einem währenddessen nicht immer bewusst ist. Jeder und jede ist derzeit auf sich und das Existentielle in irgendeiner Form zurückgeworfen und gefragt, sich mit sich (und der Welt) auseinanderzusetzen. Das ist nicht immer angenehm, aber langfristig lohnenswert. Da die ganze Welt ihr System herunterfährt, wird jetzt sichtbar, wie unser System funktioniert. Man sieht das Gute, aber auch die Schwachstellen. Jetzt ist die Chance, zu sehen, was man davon behalten möchte und was nicht. Es heißt ja, eine Gewohnheit ist nach 21 (oder je nach Denktradition 40) Tagen gebrochen und eine neue Gewohnheit lässt sich etablieren. Insofern sehe ich eine berechtigte Hoffnung, dass Werte wie Solidarität (etwas, das in diesen Tagen sehr sichtbar geworden ist mit vielen tollen Projekte im Kleinen wie im Großen), Nachhaltigkeit, bewusster Umgang mit Ressourcen, Konzentration auf das Wesentliche etc. eine Chance haben, sich intensiver zu verwurzeln.
8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Nach Linz fahren, um meine Mama, meine Schwestern und ihre Familien zu besuchen.
9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Zu Beginn war es die Sorge um unsere Verkäufer*innen – auch wenn jeder Mensch Eigenverantwortung für sein Leben hat. Mir ist noch viel stärker als zuvor bewusst geworden: Es ist so wichtig, zu schauen, dass es einem selbst gut geht. Dass man sich gut nährt, Dinge macht, die einen stärken, um gut in die eigene Kraft zu kommen und in ihr zu bleiben. Denn wenn es einem selbst gut geht, strahlt man dies auch auf andere aus. Wie im Flugzeug: da heißt es, dass sich Eltern zuerst die Sauerstoffmasken aufsetzen sollen und dann erst ihren Kindern. Denn dann können sie gut für diese sorgen.
10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Jeder Mensch ist anders. Ich kann nur sagen, was mir gut tut. Ich übe mich darin, Dinge so anzunehmen wie sie sind und das Beste daraus zu machen. Also auch den inneren Widerstand, den ich während der ersten Wochen hatte oder die Ängste, die hochgekommen sind. Und ich merke sehr, dass mich die tägliche Bewegung in der Natur erdet.
Hier geht`s zur Straßenzeitung Apropos.
fotocredits © Verena Siller-Ramsl
Quarantäne-Talk mit Caro von Gute Güte
Mit ihrem Blog “Ach du gute Güte!” geht Caro auf “kulinarische und kulturelle Entdeckungsreise” durch die Mozartstadt. Im Interview erzählt sie darüber, mit wem sie das Mehr an Zeit verbringt, wie sie andere in der Krise unterstützt und was sie gegen “Pseudonachrichten” unternimmt. Außerdem wagt sie eine Prognose für die Zukunft - die sowohl optimistisch als auch kritisch ausfällt.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Ich bin mit meinem Mann in Quarantäne, unser „Quartier“ ist die 56 m2 große Wohnung, in der wir seit mittlerweile drei Jahren wohnen. Sie hat zwar weder Terrasse noch Balkon, aber wir wissen, dass wir damit trotzdem sehr privilegiert sind. Wir haben alles, was wir brauchen und sind nicht mit der Herausforderung konfrontiert, Kinder durch diese herausfordernde Zeit zu begleiten. Es geht uns also sehr, sehr gut.
2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Eigentlich nicht viel anders als vor der Isolation. Ich arbeite im Digitalmarketing für eine Werbeagentur und habe auch vorher schon sehr ortsunabhängig und häufig vom Home Office aus gearbeitet. Ich stehe also auf, setze mich mit meinem Laptop an den Esstisch – Schreibtisch habe ich leider keinen – arbeite dort bis Mittag, koche und schiebe den PC für das gemeinsame Mittagessen mit meinem Mann beiseite. Dann folgt eine zweite Arbeitsschicht bis in den Abend hinein, gefolgt vom gemeinsamen Abendessen. Im großen und ganzen ist es eigentlich ein recht „normaler“ Tagesablauf, was fehlt ist der berufsbedingte Ortswechsel. Die Abende gestalten wir immer ganz bewusst und versuchen, für Abwechslung zu sorgen.
3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Die größte Veränderung für mich ist, dass ich viel mehr Zeit mit meinem Mann verbringe. Wie die meisten Paare sehen wir uns üblicherweise erst zum Abendessen, oder manchmal auch erst später. Jetzt sitzen wir den ganzen Tag gemeinsam in der Wohnung, ich im Wohnzimmer, mein Mann im Schlafzimmer und man trifft sich an der Kaffeemaschine – fast wie im Büro.
4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Ich genieße sehr, dass ich momentan zwei Mal am Tag kochen kann und nicht nur schnell ein „Weckerl“ am Schreibtisch esse. Außerdem hab ich mehr Zeit zu lesen und sämtliche Kästen in der Wohnung durchzusortieren. Und ich mache viel mehr Sport als vor der Krise. Die Zeit, die ich dafür aufwende, ist allerdings die, die ich sonst mit Freunden oder Familie verbracht hätte. Mein Arbeitspensum ist mindestens gleich geblieben.
5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Ich wäre wahrscheinlich noch einmal ausführlich mit Freundinnen essen gegangen oder hätte meine Familie besucht. Das vermisse ich schon sehr.
6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Absolut. Ich war schon lange nicht mehr so entspannt, weil ich das Gefühl habe, dass die Welt endlich etwas langsamer geworden ist und man sich allem mit viel mehr Ruhe widmet. Ich hoffe, dass wir etwas davon aufrechterhalten können, wenn die Gesellschaft wieder auf Normalbetrieb läuft.
7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?
Ich bin da in vielen Bereichen optimistisch, in manchen aber auch pessimistisch. Optimistisch, weil wohl viele Menschen erkennen, dass man auch mit weniger, einem langsameren Leben glücklich sein kann, Prinzipien wie Home Office sehr gut funktionieren können und Anwesenheitskultur im Büro nicht alles ist. Pessimistisch sehe ich, dass viele Dinge wie Kinderbetreuung oder gewisse soziale und berufliche Arbeit aufgrund einer gigantischen allgemeinen Kraftanstrengung momentan „trotzdem funktionieren“. Hier sehe ich ein wenig die Gefahr, dass dieses „es funktioniert ja trotzdem“ zu einem Totschlagargument gegen Verbesserungen in vielen Bereichen werden könnte. Stichwort: Unbezahlte Care-Arbeit.
8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Ich würde mir zum ersten Mal seit Wochen wieder ein Kleid anziehen, Lippenstift auftragen und in die Stadt fahren, Kaffee trinken gehen, oder mir ein Glas Wein gönnen und mich mit Freunden zum Essen treffen.
9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Ich persönlich bin mit meiner sozialen und beruflichen Lage absolut privilegiert. Das sehe ich jetzt mehr denn je, weil mein Leben aktuell fast gleich funktioniert wie vor der Krise. Was mich wegen meines Blogs und jüngsten Buches vielleicht am meisten bewegt, ist die Lage vieler kleiner Betriebe, von Gastronomen, Geschäften, Floristen – aber vor allem auch von Künstlerinnen und Künstlern sowie Veranstaltern, die in vielen Fällen sehr unter der Quarantäne leiden und ums wirtschaftliche Überleben kämpfen. Hier bemühe ich mich, zu helfen, soweit ich kann, indem ich noch bewusster als sonst schon lokal einkaufe, bereits gebuchte Tickets nicht storniere, Gutscheine kaufe und am Blog und auf Instagram davon erzähle. Auch, wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.
10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt befugt bin, aus meiner Lage irgendwem Tipps zu geben. Was ich aber empfehlen kann, ist das folgende: Ich habe mir angewöhnt, nur noch einmal täglich Nachrichten zu konsumieren und das Internet auch einfach einmal abzudrehen – um nicht permanent mit Pseudo-Nachrichten, Meinungen, Verschwörungstheorien und Negativität konfrontiert zu werden. Seit ich das tue, bin ich noch entspannter als zuvor.
Ich bedanke mich für das feine Gespräch!
Caro ist digital als “die Gute Güte” bekannt und zählt mit ihrem mehrfach ausgezeichneten Kultur- und Lifestyle-Blog zu den Urgesteinen des Salzburger Bloggerszene. Sie ist unter anderem für ihre genialen Genusstouren bekannt - von der “Tour de Frühstück” bis zur “Tour de Gesund Essen”. Ihr kulinarischer Stadtführer “Genießen in Salzburg” erzählt von 200 Genusserlebnissen abseits von Mozartkugel und Salzburger Nockerln.
Quarantäne-Talk mit Christian Salić
In dieser außergewöhnlichen Zeit genießt er das Mehr an Ruhe. Agenturinhaber und kreativer Freigeist Christian Salić nimmt uns im persönlichen Interview mit in seinen Quarantäne-Alltag, spricht von Camus, seiner Sehnsucht nach Natural Wine und wieso wir nach Corona nicht mehr zu “business as usual” zurückkehren werden.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Mit meiner Frau Johanna, meinen Söhnen Leonhard und Virgil, und unseren Katern Yoru und Okami.
2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
06 Uhr Aufstehen und zum Bäcker fahren
06 Uhr 15 Kaffee kochen
06 Uhr 30 Frühstück mit meiner Frau Johanna
07 Uhr 30 Mit der „Waking Up« App 10 Minuten Achtsamkeit üben
08 Uhr Den Tag planen, Emails beantworten
09 Uhr Videokonferenz mit meinem Team
09 Uhr 30 bis 12 Uhr Arbeiten
12 Uhr bis 13.30 Uhr Mittag, Spaziergang
13 Uhr 30 bis 17 Uhr Arbeiten
Nach 17 Uhr Kochen, Plaudern, Wein trinken, Rennrad fahren, Spazieren gehen.
3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Eigentlich empfinde ich die Quarantäne nicht als besonders große Einschränkung, weil sich an meinem Leben nicht allzu viel geändert hat. Ich habe immer schon das ruhige Leben bevorzugt. Was schön ist: Zu sehen, wie wenig man braucht, um ein gutes Leben zu führen, wenn man das hat, was einem gut tut und das weglässt, was einen ohnehin nicht glücklich macht. So gesehen hilft einem die Krise, noch genauer darauf zu achten, was wirklich zählt und was alles nebensächlich bis überflüssig ist.
4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Bassgitarre üben. Die Pest von Albert Camus zum zweiten Mal lesen und mir nach und nach die 24-Stunden-Lesung der Pest auf FM4 ansehen.
5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Wahrscheinlich hätte ich gerne noch Freunde getroffen auf ein Glas Natural Wine in der Enoteca Settemilla.
6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Ja, gibt es: Ich kann mich auf vielen Ebenen neu fokussieren. Auch für unsere Agentur ergeben sich neue Herausforderungen. Viele unserer Kunden können nach Corona nicht einfach so weitermachen wie bisher. “Business as usal” wird danach in vielen Bereichen nicht mehr funktionieren. Wir brauchen neue Konzepte und wieder mehr Flexibilität. Das ist auch ein schöner Ansporn.
7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?
Nein, das denke ich nicht – und schon gar nicht wird die Krise die Welt verbessern. Aber sie wird vieles beschleunigen, was sich ohnehin schon abgezeichnet hat – und das wird leider nicht nur angenehm.
8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Ins Büro gehen, eine Runde Rennrad fahren und später Freunde treffen auf ein Glas Natural Wine in der Enoteca Settemila.
9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Wie ich die zehn Arbeitsplätze in meiner Firma für die nächsten sechs bis zwölf Monate absichern kann.
10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Ich selbst benutze die App “Waking Up” von Sam Harris. Außerdem ist es wichtig, weniger auf Social Media abzuhängen und sich stattdessen gezielt und nur über einige ausgewählte Medien informieren.
Die Agentur Salić zählt zu den erfolgreichsten in Salzburg: www.salic.at
Quarantäne-Talk mit Claudia Braunstein
Einsamkeit, Isolation, Unsicherheit, Existenzsorgen… Claudia Braunstein hat bereits lange vor Corona schwierige Zeiten durchgemacht. Die Spätfolgen ihrer schweren Krebserkrankung mit massiven Auswirkungen begleiten sie bis heute. Allen Umständen zum Trotz genießt die Food-, Lifestyle-und Reise-Bloggerin ihr Leben heute in vollen Zügen. Im persönlichen Gespräch erzählt sie von Hamplerei vorm Laptop, ihrem Traum vom Eiskaffee im Tomaselli und wieso sie versucht, nachhaltiger zu leben.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Ich bin gemeinsam mit meinem Mann, unserem ältesten Sohn und seiner Lebensgefährtin zuhause. Die beiden haben bereits zuvor bei uns gewohnt, da sie gerade darauf warten, bis ihr neues Zuhause bezugsfertig ist.
2. Wie schafft ihr es, euch gegenseitig nicht auf die Nerven zu gehen?
Für uns funktioniert das Miteinander sehr harmonisch. Wir haben immer in einem Mehrgenerationenhaushalt gewohnt. Als meine vier Kinder noch klein waren, hat meine Großmutter bei uns gelebt. Das Großfamilien-Gefühl kennen wir schon gut. Die schwierigen Zeiten, die wir miteinander in der Vergangenheit erlebt haben (meint ihre Krebserkrankung sowie die Privatinsolvenz) haben uns eng zusammen geschweißt. Außerdem können wir alle gut aufeinander Rücksicht nehmen. Unser Wohnzimmer ist zu unserem Großraumbüro geworden! Gemeinsam mit meiner Schwiegertochter hab ich dort ein gemütliches Coworking eingerichtet.
3. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Der unterscheidet sich nicht so von meinem normalen Alltag, aber ich bin in den vergangenen Wochen zur Langschläferin geworden! Das liegt bestimmt auch daran, dass wir abends gemeinsam länger aufbleiben und Netflix für uns entdeckt haben. Wir haben uns angewöhnt, zu viert zu brunchen und gemeinsam zu kochen. Ein Mal pro Woche lassen wir uns etwas Feines zum Abendessen liefern. Wir haben jetzt mehr gemeinsame Zeit und mehr Struktur im Alltag. Ich merke, dass mir die Bewegung fehlt. Außerhalb der Quarantäne war ich ständig zu Fuß unterwegs. Jetzt habe ich begonnen, mich mit einem Online-Personaltraining fit zu halten. Die Hamplerei vorm Laptop ist schon ungewöhnlich, aber sie tut gut.
4. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Ich empfinde meine persönliche Situation nicht als schwierig. Das liegt vielleicht daran, dass ich aufgrund meiner Erkrankung bereits viel Zeit im Krankenhaus und auf Reha verbracht habe. Außerdem bin ich bereits einmal in Quarantäne gewesen, als ich mich mit einem Krankenhauskeim angesteckt hatte. Ich habe gelernt, mit solchen Situationen umzugehen. Das hat mich Resilienz und Akzeptanz gelehrt. Selbstverständlich habe auch ich finanzielle Einbußen, da einige Aufträge von heute auf morgen weggebrochen sind. Den Umgang mit finanziellen Verlusten habe ich jedoch in meiner Privatinsolvenz gelernt. Mir ist bewusst: Vielleicht muss ich mich ein bisschen einschränken. Doch ich kann meine Miete bezahlen, ich habe genug zu essen, ich bin privilegiert.
5. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Für das gemeinsame Kochen und Essen mit meiner Familie. Wir genießen das sehr! Ich denke, es geht vielen Menschen so - mein Foodblog erfreut sich vieler Zugriffe!
6. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Für mich ist die Ausgangssperre nicht überraschend gekommen. Als Anfang März die ITB in Berlin abgesagt wurde, war mir schon klar, dass da noch Einiges auf uns zu kommt. Am Freitag, dem 13., bin ich noch einmal ausgiebig spazieren gegangen, habe mir gekauft, was ich unbedingt wollte und bin nach Hause gekommen mit dem Wissen, dass ich jetzt für längere Zeit meine Wohnung kaum mehr verlassen werde.
7. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Ich genieße, dass wir uns in der Familie so gut umeinander kümmern. Viele Menschen, von denen ich lange nichts mehr gehört habe, melden sich plötzlich wieder bei mir. Das freut mich einerseits. Andererseits kommt es immer wieder vor, dass die Leute kurz fragen, wie es mir geht, bevor sie anfangen, schier unendlich von sich selbst zu erzählen. Verständlich, wenn man so alleine zuhause ist. Aber das kann auch ganz schön anstrengend sein.
8. Wird dein Leben “danach” genau so weiter gehen wie bisher?
Das hängt zu einem gewissen Teil davon ab, wie lange die Quarantäne noch dauert. Viele Menschen gehen jetzt in sich und fragen sich: Will ich so weiter leben? Möchte ich wirklich Teil dieser Leistungsgesellschaft bleiben? Ich denke, und hoffe, es gibt wichtige Veränderungen im Konsumverhalten der Menschen. So zum Beispiel beim Thema Reisen. Nachhaltiger Urlaub, am besten in der Region, wird immer attraktiver. Ich muss schmunzeln: Zu Jahresbeginn habe ich einen Beitrag zum Thema #staycation verfasst, der sich jetzt großer Beliebtheit erfreut! Ich versuche auch selbst seit einigen Jahren, nachhaltiger zu leben. Ich reise kaum mehr in weit entfernte Destinationen, auch wenn mir das gar nicht leicht fällt. Aber ich denke, das sind wir unseren Kindern und Enkelkindern einfach schuldig.
9. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Dann setzte ich mich ins Cafè Tomaselli ins Salettl, bestelle mir einen Eiskaffee und beobachte fünf Stunden lang die Leute, die vorbeilaufen! Herrlich!
© Claudia Braunstein/ Claudia on tour: Die “Silent City” bietet ein ungewöhnliches Stadtbild von Salzburg.
10. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Auf der einen Seite bin ich bewegt von der Solidarität und dem starken Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Ich sehe viele positive Veränderungen. Auf der anderen Seite bin ich aber auch schockiert von den Anfeindungen und Hassattacken, die vor allem in den sozialen Netzwerken passieren. Ich habe selbst aufgehört, öffentliche Diskussionen rund um das Thema Corona zu führen, weil das leicht ausartet. Teilweise bin ich wirklich erstaunt, wie egoistisch manche Menschen reagieren und wie viele auf ihre eigenen Befindlichkeiten verharren.
11. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Jeder von uns hat in seinem Leben schon einmal eine Krise erlebt, hat einen lieben Menschen verloren oder eine harte Zeit durchgemacht. Und wenn es nur der erste Liebeskummer in der Schule war. An solche schwierigen Momente kann man sich zurück erinnern und daraus lernen. Damals hat man sich auch gedacht: Das schaffe ich nicht. Und im Endeffekt hat man es dann doch irgendwie überlebt. Davon kann man lernen! Das Leben ist trotzdem weitergegangen. Die eigene Grundeinstellung ist schon vorrangig. Ich kann morgens aufwachen und mich fragen: Was kann ich heute Schönes erleben? Selbst wenn es nur von zuhause aus ist. Mein Mann hat gerade seine Begeisterung für Naturfilme entdeckt! Meine Töchter haben wieder begonnen, zu zeichnen. Diese Auszeit ist ideal, um wieder ein bisschen kreativer zu werden. Da gibt es zum Beispiel wunderbare Museen, die man sich online ansehen kann. Das ist auf jeden Fall sinnvoller, als ständig Nachrichten zu schauen oder irgendwelche Verschwörungstheorien zu verfolgen.
Vielen Dank für das wundervolle Gespräch, ich freue mich schon auf unseren nächsten gemeinsamen Kaffee “draußen”.
Durch die Folgen ihrer Krebserkrankung leidet Claudia Braunstein an Dysphagie. Diese Schluckstörung macht es ihr unmöglich, herkömmliche Speisen zu genießen. Ihre Suche nach ansprechenden barrierefreien Rezepten verlief erfolglos. So startete sie kurzerhand ihren eigenen Foodblog, auf dem sie ihre Rezepte mit anderen Betroffenen teilte - der Start Ihrer Bloggerkarriere! Heute gehört sie mit ihren beiden Blogs “Geschmeidige Köstlichkeiten” und “Claudia on tour” zu viel beachteten Blogs im deutschsprachigen Raum. Als eine der wenigen 50+-Blogger in Österreich ist sie ein Vorbild für viele.
Quarantäne-Talk mit Romy Sigl
Multipassionate. Wenn man versuchen müsste, Romy Sigl zu beschreiben, kann dieses Wort ein Wegweiser sein. Die Gründerin des Coworking Salzburg ist für ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre Neugierde bekannt. Stillsitzen fällt der Unternehmerin und Mutter eines 2,5-jährigen schwer. Im Interview erzählt die “Rebellin” warum sie sich in dieser Zeit “Back to the 50ies” fühlt, was sie derzeit am meisten vermisst und von ihren Tipps gegen den Lagerkoller.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Ich verbringe diese Zeit zu Hause im Paradies vor allem mit meinem Sohn (2,5) und seinem Vater, meiner Jugendliebe. Der muss bzw darf, an den Wochentagen tagsüber ganz „normal“ arbeiten.
2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Ich bin ein Nachtmensch, daher weckt mich mein kleiner Sonnenschein jeden Morgen auf. Er erinnert mich mit seinem kecken Blick täglich daran wer ich bin – eine Rebellin. Dem entsprechend sieht unser Tagesablauf aus. Es ist eine Mischung aus: - „ich bin ganz bei dir und sehe dich und was du tust“ - „jetzt spielst du mal alleine“ - „schau mal wer gerade online bei mir ist, magst du Hallo sagen zu ...“ - „Lass uns online Yoga mit Pascale machen“ (das klappt zu 50%). So verbringen wir den ganzen Tag gemeinsam. Das ist wunderschön und - oh Wunder - auch ein wenig anstrengend. Den ganzen Tag freuen wir uns auf die Abendstunden, wenn sein Papa heimkommt. Dann kann ich mich auf meine Sachen konzentrieren, und Ideen, die mir tagsüber einfallen, in die Tat umsetzen. Das kann bis 2:00 oder 3:00 Uhr Früh dauern. Wie ich mich dabei fühle drückt „Back to the 50ties“, wie wir es auch in unserer letzten Wochenschau genannt haben, ganz gut aus. Nur, dass die damals kein Internet und kein Startup am Start hatten...
3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Es ist ganz einfach der Grund, warum ich COWORKING SALZBURG vor 8 Jahren gestartet habe. Mich mit inspirierenden Menschen zu umgeben. Das fehlt mir wahnsinnig! Wir sehen uns jetzt zwar regelmäßig online und auch das hat seine Vorzüge, trotzdem merke ich regelmäßig, dass ich auch mal raus muss – und wenn ich nur zum Blumen gießen in den Coworkingspace fahre.
© privat. Sobald der Papa zuhause ist, kann Mama Romy sich ihren Ideen widmen.
4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Zum Kochen, Ostereierfärben, Backen und Putzen... Scherz. Diese Frage passt für mich nicht. Auf meinem Auto steht #dowhatyoulove! Das bedeutet, ich reflektiere regelmäßig, wie und mit wem ich meine Lebenszeit verbringen möchte. Wir geben dazu sogar Seminare.
5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Ein heikles Thema. Die, die es mit betrifft mögen mir verzeihen. Ich hätte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um unseren Garten noch sommerfit zu bekommen - also eine grüne Wiese zum Spielen und ein mit Wasser gefüllter Pool. Beides befindet sich im Moment im Baustellenmodus. Da die Vorfreude die schönste Freude ist, und alle Beteiligten ihr Bestes geben, stelle ich mir einfach jetzt schon, vor wie ich dann zum ersten Mal hinein springe.
6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Dass ich unser Landleben genießen kann und die wunderschöne Umgebung hier im Trumer Seenland. Dass ich durch Online-Yoga jetzt meine Stunde am See praktizieren kann, weil hier niemand ist, das ist ein unglaublicher Luxus.
© privat. Der größte Luxus: Yoga am See.
7. Wird dein Leben “danach” genau so weiter gehen wie bisher?
Das “davor” ist für mich mit einem Zeitpunkt ganz klar abgrenzbar: 13.03.2020. Das “danach” sehe ich nicht so. Mein Zeitgefühl hat sich verändert. Im Moment empfinde ich Tage wie Wochen und Wochen wie Monate. Das bedeutet, mein zurück zur Normalität wird sich gefühlt so langsam ereignen, dass mein Leben danach ein ganz anderes sein wird. Wir entwickeln uns in der Zeitspanne ja trotzdem weiter (an meinem Sohn sehe ich das besonders gut) und wachen „danach“ nicht wie von einem Koma auf, um ganz gleich weiter zu machen wie zuvor.
8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Ich würde die Feier die zu unserem 8. Geburtstag für 15. April geplant gewesen wäre, weiter organisieren und mich über jeden Einzelnen und jede Einzelne der/die kommt, noch mehr freuen als früher.
9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Vieles. Wie auch schon vorher. Manche verstehen nicht, warum ich mich nicht auf ein Thema fokussieren kann und wie eine Biene von einer Blume zur anderen fliege. Meine Themen sind große Themen die alle miteinander zu tun haben: Innovation, Neues Arbeiten, Feminismus*, Umgang mit Flüchtlingen, Kooperation statt Konkurrenzdenken, Coworking, & Colearning. In meiner Realität hängen diese Themen so stark zusammen, dass es grober Unfug wäre, sie isoliert zu betrachten oder anzugehen. Neu dazugekommen ist durch Corona mein Interesse für das Konzept des Grundeinkommens und die Initiative „Gemeinsam durch die Krise“.
*„Die Vision des Feminismus ist nicht eine „weibliche Zukunft“. Es ist eine menschliche Zukunft. Ohne Rollenzwänge, ohne Macht- und Gewaltverhältnisse, ohne Männerbündelei und ohne Weiblichkeitswahn.“ (Johanna Dohnal)
10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Ich hatte letztens einen kleinen Lagerkoller. Was mir geholfen hat war Bewegung in der Natur und spirituell den Blick auf das Gute zu richten. Ich bin dankbar, in Österreich geboren worden zu sein ohne dabei zu vergessen, dass es noch viel zu tun gibt.
Ich bedanke mich für das wunderbare Gespräch!
Romy Sigl ist Coworkings-Gründerin, Netzwerkerin, Visionärin, Feministin mit Herz und Verstand, Humanistin, Mompreneur und Rebellin. Stillstand ist ihr zuwider. Ihre Freude an der Kommunikation und an Menschen mit ihren Geschichten verbindet sie unter anderem in den “Good News Wochentalks”, die sie seit rund einem Jahr auf ihrem Facebook-Kanal veröffentlicht. Außerdem hat sie gemeinsam mit ihrer Freundin und Kollegin Romana Hasenöhrl das Buch “Do what you love” verfasst. Zu diesem Thema - Romys persönlichem Motto - veranstaltet sie auch Seminare.
Quarantäne-Talk mit Anne-Liese Prem
Sie erzählt Geschichten über die Zukunft und ist mit ihrem Trendradar ständig auf der Suche nach neuen Ideen, Konzepten und Innovationen. Im Gespräch aus ihrem Quaranänte-Domizil im Pongau erzählt Anne-Liese Prem über die positiven und die schwierigen Seiten der Coronakrise, über die Herausforderung “Homeoffice mit Kind “ und wie sie mit unangenehmen Gefühlen umgeht.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Ich bin mit meiner engsten Familie zusammen. Nachdem die Schule geschlossen wurde, bin ich mit meinem Sohn in den Pongau in meine Zweitwohnung gefahren.
2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Wir halten uns an eine gewisse Routine: Etwas später als sonst aufstehen, Vormittag Home Schooling, Mittagessen, am Nachmittag im Garten spielen, Abends fernsehen/lesen/Internet. Und dazwischen irgendwie im Home Office arbeiten!
3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Der Tag ist weniger durchgetaktet: Normalerweise bin ich immer auf dem Sprung von hier nach da. Jetzt spielt sich alles zuhause ab und die vielen Wege fallen weg. So ist mein Alltag definitiv entschleunigt und bietet mehr Freiräume.
4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Naja, eigentlich habe ich nicht viel zusätzliche Zeit durch die Krise geschenkt bekommen - was wahrscheinlich jede Mutter im Home Office bestätigen wird. Nur das Ausschlafen in der Früh, das ist großartig!
5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Ich hätte unser tomorrow designfestival früher angesetzt. Leider hätte es vom 16.-18. April stattgefunden und musste jetzt abgesagt werden. Wir haben monatelang darauf hingearbeitet.
6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Nicht wirklich. Nur das Ausschlafen! ;) Leider hat die Krise vieles gestoppt, auf das ich mich sehr gefreut hätte. Aber vielleicht ist genau das das Gute an der Zwangspause: Ich konnte in den letzten Wochen über mein Leben reflektieren und bin zum Schluss gekommen, dass es eigentlich eh voll ok ist, wie es ist.
7. Wird dein Leben “danach” genau so weiter gehen wie bisher?
In den ersten Wochen habe ich gedacht, dass sich vieles ändern wird. Aber ich vermisse mittlerweile meinen Alltag und hoffe schon, dass es so weiter geht wie bisher! Ich möchte vieles noch bewusster machen und bewusster genießen. Ich bin viel klarer geworden, fokussierter. Wir suchen gerade nach einem Ausweichtermin für das Festival, aber wie es aussieht, wird das heuer schwierig.
8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Ich würde Freunde treffen und meinem kleinen Sohn ermöglichen, endlich wieder seine Freunde zu treffen.
9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Ich entdecke gerade an mir, wie sehr ich meine Freiheit liebe und wie sehr ich es schätze, dass ich in einem Land und in einer Kultur leben darf, in der ich mich normalerweise frei bewegen kann. Die Krise zeigt auch, wie sehr wir auf diesem Planeten miteinander verbunden sind - wir Menschen miteinander überall auf der Welt und die Natur. Leider befürchte ich aber, dass sich diese Erkenntnis in Sachen Klimaschutz nicht zum Positiven durchsetzen wird.
10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Mir fällt manchmal abends die Decke auf den Kopf. Dann hilft es mir, daran zu denken, dass nichts von Dauer ist und alles irgendwann vorübergeht. Und das es ganz normal ist, sich jetzt irgendwie komisch zu fühlen. Ich versuche, meine Frustration und meinen Ärger nicht hinunter zu schlucken, sondern zuzulassen. Dabei hilft mir das Online-Training theclass.com und Meditation mit der Headspace-App. Die Podcasts vom Happiness Lab sind auch toll. Außerdem tut es mir gut, ein konkretes Ziel zu haben: Ich mache jetzt eine Online-Fortbildung, die mir extrem viel Spaß macht und mir am Ende dieser eigenartigen Zeit auch etwas bringen wird, auf das ich stolz sein kann.
Ich bedanke mich für das wundervolle Gespräch!
Lisi Prem ist Kommunikationsexperten, Zukunftsdetektivin und Geschichtenerzählerin. Sie hat bereits in Sydney und Uganda gelebt und für nationale und internationale Magazine geschrieben. Ihre Begeisterung für Fashion, Lifestyle und Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Arbeit.
Quarantäne-Talk mit Vicky Heiler
Mit ihrem Blog “Bikinis & Passports” zählt Vicky Heiler in Österreich zu den berühmtesten Influencerinnen im Bereich Mode und Lifestyle. Im persönlichen Interview erzählt sie von ihrem Tagesablauf während der Corona-Quarantäne, über ihren Umgang mit großen Umsatzeinbußen und warum sie in diesen schwierigen Zeiten dennoch positive Veränderungen erkennen kann.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Ich verbringe die Quarantäne mit meinem Freund, da wir bereits seit über 10 Jahren den gemeinsamen Wohnsitz haben.
2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Der Wecker klingelt von Montag bis Freitag um 7.30 morgens. Eigentlich wie sonst auch immer. Die erste halbe Stunde des Tages verbringe ich alleine auf der Terrasse und starte ohne Handy oder Ablenkung in den Tag. Die Ruhe, frische Luft und (fast tägliche) Sonne tut unheimlich gut. Danach mache ich entweder gegen 8.30 oder 9.00 Sport, oder ich frühstücke und richte mich anschließend. Im Idealfall so wie sonst für's Büro auch. Dann mache ich Emails, arbeite an Content für The Daily Dose oder Instagram und strukturiere meinen Tag anhand einer To-Do Liste. Seit der Quarantäne kochen wir sowohl mittags als auch abends, was früher kaum der Fall war. Mittagessen gibt es gegen 13.00 und danach geht es wieder in's Home Office. Da zur Zeit weniger Jobs, Reisen und Events anstehen als sonst, versuche ich mich den Buchhaltungsthemen und anderen Dingen, die ich sonst gerne aufschiebe, zu widmen. Gegen 15.00 gibt es dann einen Iced Coffee in der Sonne und eine kurze Pause, bevor ich am späten Nachmittag die letzten Emails abarbeite. Früher hat mein Arbeitsalltag meist bis nach dem Abendessen gedauert, jetzt klappe ich fast immer gegen 18.00 den Laptop zu. Wenn ich morgens noch keinen Sport gemacht habe, dann trainiere ich um 18.00 mit Oti2Go via Instagram live oder gehe joggen. Anschließend gibt's Abendessen und ein paar Folgen This Is Us.
3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Die größte Veränderung ist für mich tatsächlich das Ausbleiben von Aufträgen. Home Office und freie Zeiteinteilung haben bereits vor der Corona Krise zu meinem Alltag als Selbstständige gehört. Doch abgesehen davon, dass rund 80% meiner Jobs abgesagt oder verschoben wurden, kommen auch kaum neue Anfragen rein. Sprich: Ich habe weniger Kundenbetreuung, Freigaben und Co. auf der Agenda. Hinzu kommt natürlich auch die psychologische Komponente. Ich habe eine Mitarbeiterin, und wie alle anderen auch, Lebenserhaltungskosten zu tragen. In den ersten beiden Wochen habe ich mich über die "Auszeit" gefreut, nun stellt man sich immer öfter die Frage wie lange das wohl anhalten wird und wie schnell sich die Wirtschaft anschließend wieder erholt.
4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Kochen! Eigentlich kochen mein Freund und ich total gerne und auch ziemlich gut, wenn man das über sich selbst sagen darf. Im stressigen Alltag war der Kühlschrank meistens leer und wir haben viel zu oft Essen bestellt oder sind spontan ins Restaurant gegangen. Jetzt gehen wir 1x pro Woche groß einkaufen, schreiben wohl-überlegte Einkaufslisten, probieren neue Rezepte und lieben die gemeinsame Zeit in der Küche und am Esstisch.
5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Wir hatten für Ende April eine große Reise geplant, die seit vielen Jahren auf unserer Bucketlist stand: Vietnam. Diese ist nun natürlich ausser Frage. Das sind absolute First World Probleme und ich weiß, wir werden diese Reise irgendwann nachholen. Doch leider sehen wir in nächster Zeit keine Möglichkeit das zu tun. Abgesehen davon vermisse ich meine Familie sehr. Zum Glück waren wir aber am Wochenende vor Inkrafttreten der Ausgangssperre noch bei meinen Eltern in Zell am See.
6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Definitiv. Erst heute ist mir aufgefallen, dass ich wieder 20, 30 Seiten in einem Buch am Stück lesen kann, ohne dass meine Gedanken die ganze Zeit rattern und ich ständig den Faden verliere. Auch wenn mir die aktuelle fehlende Auftragslage auch Sorge bereitet, merke ich, dass das langsamere Leben mir gut tut. Ich schlafe abends leichter ein, ich kann mich besser auf einzelne Tätigkeiten konzentrieren und höre viel auf meinen Körper.
7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?
Ich hoffe es. Ich denke wir alle haben viele Dinge als selbstverständlich genommen, die man jetzt mehr zu schätzen weiß. Ich für meinen Teil möchte das bewusste Wahrnehmen von Privilegen gerne auch nach der Krise mitnehmen. Mal schauen wie lange das anhält bevor wir wieder in unseren gewohnten Trott fallen.
8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Eine Dinner Party mit meinen Eltern, Geschwistern und deren Partner abhalten. Und am nächsten Tag direkt mit einer großen Runde Freunde brunchen gehen. Und meine beste Freundin umarmen!
9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Vieles. Vor allem aber der Zusammenhalt. Ich finde es unheimlich bewegend, wie sehr sich die Menschen (in meiner Bubble) in's Zeug legen um für einander da zu sein. Live Trainings als Ablenkung und um fit zu bleiben. Bananenbrot vor der Türe von meiner Schwester, selbstgeflückter Bärlauch von der besten Freundin oder fast tägliche Anrufe von Menschen die einem viel bedeuten - das sind alles Zeichen, dass wir für einander da sind!
10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Ich denke man muss sich bewusst sein, dass nicht jeder Tag gut sein kann. Das ist im "normalen" Leben auch nicht so. Auch ich habe Tage an denen ich mich kaum aufraffen kann, an denen ich nicht mehr zustande bringe als zum 100x Instagram zu refreshen oder ich mich im Pyjama vor den Laptop setze - weil's eh egal ist. Zu glauben es müsse einem immer gut gehen, übt mehr Druck als Motivation aus.
Ich bedanke mich für das wunderbare Gespräch!
Hier geht es zu Vicky`s Blog: bikinisandpassports.com.
Gemeinsam mit ihrer besten Freundin hat sie das Lifestyle-Magazin “The Daily Dose” gegründet: lovedailydose.com.
© privat.
Quarantäne-Talk mit Birgit von Mutti`s Nähkästchen
Auf ihrem Blog “Muttis Nähkästchen” plaudert Birgit seit mehr als 10 Jahren über ihren Familienalltag. Sie ist längst eine digitale Institution in Sachen Eltern werden und Eltern sein. Warum sie sich vor der “Quarantäne” am liebsten geklont hätte, von den Herausforderungen des “Homeschooling” inklusive Tränen der Verzweiflung und wieso mit Liebe alles leichter fällt, erzählt sie im Interview.
1. Mit wem gemeinsam bist du in “Quarantäne”?
Mit meinem Mann und zwei Kindern (11 und 14 Jahre alt). Gott sei Dank ist es bei uns keine echte Quarantäne, sondern nur die vorgeschriebene Ausgangsbeschränkung.
2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Die Frage lautet: Schule oder nicht Schule? In den Ferien ist alles ganz relaxt. Aber das Homeschooling in Kombination mit Home Office ist eine echte Herausforderung! Da heißt's dann: Ab 9:00 alle vier Computer an! (Klingt jetzt so einfach, aber von jetzt auf gleich vier voll funktionstüchtige Computerarbeitsplätze zu schaffen, war gar nicht leicht!) Und dann ist jonglieren angesagt: Zwischen “ich versteh das nicht, ich kann das nicht, bitte sag deinem Lehrer, dass du nicht verstehst, was gemeint war, neiiiiin!, "vielleicht kann ich dir helfen, lass mich mal schauen, oh, Mann!, hab Geduld, ich muss mich doch selbst erst mal einlesen”, müssen wir auch noch unser eigenes Pensum im Home Office unterbringen. Konzentriertes Arbeiten war da leider meist nur in der Nacht möglich. Zusätzlich kommen dann dazwischen noch Aufgaben im Haushalt.
3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Homeschooling! Wir mussten von heute auf morgen zu Universalgelehrten in sämtlichen Schulfächern werden (13, 14 Fächer, wie Deutsch, Englisch, Latein, Mathe, Physik, Chemie...). Auch wenn unsere Kinder prinzipiell selbständiges Arbeiten können sollten, so mussten doch immer wieder wir Eltern ran: Unklarheiten klären, Selbstorganisation, Motivation, Überblick behalten ... Freilich stünden die Lehrer*innen im Chat für Fragen zur Verfügung. Aber kein Kind wollte sich diese Blöße geben und bettelte bei uns um Hilfe. Oft flossen Tränen der Verzweiflung. Oder das Kind ging in die pubertäre Totalverweigerung.
4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Schule oder Ferien? Während der Schulzeit hab ich nämlich deutlich mehr zu tun als sonst - da gibt es kaum freie Kapazitäten. Ungläubig hab ich gehört, dass Leute beginnen, ihre Habseligkeiten auszumisten. Wann, bitte, wann hätte ich das in welchen 24 Stunden unterbringen sollen? Ich fiel doch so schon abends völlig erschöpft ins Bett ... Aber in den Osterferien hatte ich dann auch Zeit dafür - sehr schön! Und für Lesen in der Hängematte. Und für das Genießen des eigenen Gartens - statt ständig Ausflüge oder Reisen zu Ostern zu unternehmen.
5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Mich geklont. Dann hätte eine ganz geduldig die Kinder beim Homeschooling unterstützen können. Und die andere hätte im Home Office konzentriert gearbeitet. Vielleicht hätte auch eine dritte noch Sinn gemacht: eine die einkauft, kocht und putzt und so den anderen beiden den Rücken freihält. Tja, Pech ... jetzt muss ich alles selbst irgendwie wuppen.
6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Das Pendeln und damit das im Stau stehen fällt weg. Länger schlafen und den eigenen Rhythmus leben können tut gut.
7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?
Ui, da hab ich meine Zweifel. Menschen sind Gewohnheitstiere - und alte Gewohnheiten sind flugs wieder da ... Ich hoffe, dass die Freundlichkeit bleibt - man grüßt sich jetzt mehr als Unbekannte. Aber es gibt leider auch neue Besserwissereien, die unflätig, ungefragt und vorurteilsbehaftet verteilt werden ...
8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Es wird nicht von heute auf morgen vorbei sein, sondern wohl Schrittchen für Schrittchen ausgeschlichen. Speziell bei den Schulen hab ich da so meine Zweifel, ob da dieses Semester noch eine Rückkehr möglich ist.
9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Wir alle lernen momentan enorm viel! Wir lernen uns gerade selbst neu kennen. Die Kinder, die sonst nur über die Schule gejammert haben, würden jetzt liebend gerne wieder hingehen. Home Office funktioniert zwar, ist aber zeitaufwendiger und komplizierter als Face-to-Face.Wir lernen eine neue Zerbrechlichkeit. Die Erkenntnis, dass wir Menschen eben nicht alles unter Kontrolle haben, schmerzt manche extrem. Wir lernen eine neue Gemeinsamkeit trotz Getrenntsein. Ich lerne den Unterschied zwischen Präpositionalobjekt und Umstandsergänzung (war mir allerdings bis dato noch nicht abgegangen). Und ich lerne (wieder) Latein und kann Inschriften entziffern. In capitae eius corona stellarum duodecim steht in der Wallfahrtskirche Maria Bühel. Auf ihrem Haupt eine Krone von 12 Sternen. Hoffentlich sind viele dieser Lektionen nachhaltig ...
10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Wertschätzen, was wir haben, anstatt ständig dorthin schielen, was uns aktuell verweigert bleibt. Wir haben nämlich SEHR viel! Und SEHR Gutes. Und mehr aus dem Herzen fühlen, denn Liebe macht alles leichter.
Ich bedanke mich für das wunderbare Gespräch!
Birgit`s Blog Muttis Nähkästchen gehört zu den meistgelesenen Familyblogs im deutschsprachigen Raum. Mit “mehr Life als Style” erzählt die 2-fach Mutter über den ganz normalen Familienwahnsinn mit all seinen Seiten und gibt dabei viele Tipps. Hier geht`s zum aktuellen Beitrag: Quarantäne mit Kids. Tipps gegen den Lagerkoller und Langeweile.