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Quarantäne-Talk mit Vicky Heiler

Quarantäne-Talk mit Vicky Heiler

Mit ihrem Blog “Bikinis & Passports” zählt Vicky Heiler in Österreich zu den berühmtesten Influencerinnen im Bereich Mode und Lifestyle. Im persönlichen Interview erzählt sie von ihrem Tagesablauf während der Corona-Quarantäne, über ihren Umgang mit großen Umsatzeinbußen und warum sie in diesen schwierigen Zeiten dennoch positive Veränderungen erkennen kann.

1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?

Ich verbringe die Quarantäne mit meinem Freund, da wir bereits seit über 10 Jahren den gemeinsamen Wohnsitz haben.

2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?

Der Wecker klingelt von Montag bis Freitag um 7.30 morgens. Eigentlich wie sonst auch immer. Die erste halbe Stunde des Tages verbringe ich alleine auf der Terrasse und starte ohne Handy oder Ablenkung in den Tag. Die Ruhe, frische Luft und (fast tägliche) Sonne tut unheimlich gut. Danach mache ich entweder gegen 8.30 oder 9.00 Sport, oder ich frühstücke und richte mich anschließend. Im Idealfall so wie sonst für's Büro auch. Dann mache ich Emails, arbeite an Content für The Daily Dose oder Instagram und strukturiere meinen Tag anhand einer To-Do Liste. Seit der Quarantäne kochen wir sowohl mittags als auch abends, was früher kaum der Fall war. Mittagessen gibt es gegen 13.00 und danach geht es wieder in's Home Office. Da zur Zeit weniger Jobs, Reisen und Events anstehen als sonst, versuche ich mich den Buchhaltungsthemen und anderen Dingen, die ich sonst gerne aufschiebe, zu widmen. Gegen 15.00 gibt es dann einen Iced Coffee in der Sonne und eine kurze Pause, bevor ich am späten Nachmittag die letzten Emails abarbeite. Früher hat mein Arbeitsalltag meist bis nach dem Abendessen gedauert, jetzt klappe ich fast immer gegen 18.00 den Laptop zu. Wenn ich morgens noch keinen Sport gemacht habe, dann trainiere ich um 18.00 mit Oti2Go via Instagram live oder gehe joggen. Anschließend gibt's Abendessen und ein paar Folgen This Is Us.

3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?

Die größte Veränderung ist für mich tatsächlich das Ausbleiben von Aufträgen. Home Office und freie Zeiteinteilung haben bereits vor der Corona Krise zu meinem Alltag als Selbstständige gehört. Doch abgesehen davon, dass rund 80% meiner Jobs abgesagt oder verschoben wurden, kommen auch kaum neue Anfragen rein. Sprich: Ich habe weniger Kundenbetreuung, Freigaben und Co. auf der Agenda. Hinzu kommt natürlich auch die psychologische Komponente. Ich habe eine Mitarbeiterin, und wie alle anderen auch, Lebenserhaltungskosten zu tragen. In den ersten beiden Wochen habe ich mich über die "Auszeit" gefreut, nun stellt man sich immer öfter die Frage wie lange das wohl anhalten wird und wie schnell sich die Wirtschaft anschließend wieder erholt.

4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?

Kochen! Eigentlich kochen mein Freund und ich total gerne und auch ziemlich gut, wenn man das über sich selbst sagen darf. Im stressigen Alltag war der Kühlschrank meistens leer und wir haben viel zu oft Essen bestellt oder sind spontan ins Restaurant gegangen. Jetzt gehen wir 1x pro Woche groß einkaufen, schreiben wohl-überlegte Einkaufslisten, probieren neue Rezepte und lieben die gemeinsame Zeit in der Küche und am Esstisch.

5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?

Wir hatten für Ende April eine große Reise geplant, die seit vielen Jahren auf unserer Bucketlist stand: Vietnam. Diese ist nun natürlich ausser Frage. Das sind absolute First World Probleme und ich weiß, wir werden diese Reise irgendwann nachholen. Doch leider sehen wir in nächster Zeit keine Möglichkeit das zu tun. Abgesehen davon vermisse ich meine Familie sehr. Zum Glück waren wir aber am Wochenende vor Inkrafttreten der Ausgangssperre noch bei meinen Eltern in Zell am See.

6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?

Definitiv. Erst heute ist mir aufgefallen, dass ich wieder 20, 30 Seiten in einem Buch am Stück lesen kann, ohne dass meine Gedanken die ganze Zeit rattern und ich ständig den Faden verliere. Auch wenn mir die aktuelle fehlende Auftragslage auch Sorge bereitet, merke ich, dass das langsamere Leben mir gut tut. Ich schlafe abends leichter ein, ich kann mich besser auf einzelne Tätigkeiten konzentrieren und höre viel auf meinen Körper.

7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?

Ich hoffe es. Ich denke wir alle haben viele Dinge als selbstverständlich genommen, die man jetzt mehr zu schätzen weiß. Ich für meinen Teil möchte das bewusste Wahrnehmen von Privilegen gerne auch nach der Krise mitnehmen. Mal schauen wie lange das anhält bevor wir wieder in unseren gewohnten Trott fallen.

8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?

Eine Dinner Party mit meinen Eltern, Geschwistern und deren Partner abhalten. Und am nächsten Tag direkt mit einer großen Runde Freunde brunchen gehen. Und meine beste Freundin umarmen!

9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?

Vieles. Vor allem aber der Zusammenhalt. Ich finde es unheimlich bewegend, wie sehr sich die Menschen (in meiner Bubble) in's Zeug legen um für einander da zu sein. Live Trainings als Ablenkung und um fit zu bleiben. Bananenbrot vor der Türe von meiner Schwester, selbstgeflückter Bärlauch von der besten Freundin oder fast tägliche Anrufe von Menschen die einem viel bedeuten - das sind alles Zeichen, dass wir für einander da sind!

10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?

Ich denke man muss sich bewusst sein, dass nicht jeder Tag gut sein kann. Das ist im "normalen" Leben auch nicht so. Auch ich habe Tage an denen ich mich kaum aufraffen kann, an denen ich nicht mehr zustande bringe als zum 100x Instagram zu refreshen oder ich mich im Pyjama vor den Laptop setze - weil's eh egal ist. Zu glauben es müsse einem immer gut gehen, übt mehr Druck als Motivation aus.

Ich bedanke mich für das wunderbare Gespräch!

Hier geht es zu Vicky`s Blog: bikinisandpassports.com.

Gemeinsam mit ihrer besten Freundin hat sie das Lifestyle-Magazin “The Daily Dose” gegründet: lovedailydose.com.

© privat.

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