Quarantäne-Talk mit Caro von Gute Güte
Mit ihrem Blog “Ach du gute Güte!” geht Caro auf “kulinarische und kulturelle Entdeckungsreise” durch die Mozartstadt. Im Interview erzählt sie darüber, mit wem sie das Mehr an Zeit verbringt, wie sie andere in der Krise unterstützt und was sie gegen “Pseudonachrichten” unternimmt. Außerdem wagt sie eine Prognose für die Zukunft - die sowohl optimistisch als auch kritisch ausfällt.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Ich bin mit meinem Mann in Quarantäne, unser „Quartier“ ist die 56 m2 große Wohnung, in der wir seit mittlerweile drei Jahren wohnen. Sie hat zwar weder Terrasse noch Balkon, aber wir wissen, dass wir damit trotzdem sehr privilegiert sind. Wir haben alles, was wir brauchen und sind nicht mit der Herausforderung konfrontiert, Kinder durch diese herausfordernde Zeit zu begleiten. Es geht uns also sehr, sehr gut.
2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Eigentlich nicht viel anders als vor der Isolation. Ich arbeite im Digitalmarketing für eine Werbeagentur und habe auch vorher schon sehr ortsunabhängig und häufig vom Home Office aus gearbeitet. Ich stehe also auf, setze mich mit meinem Laptop an den Esstisch – Schreibtisch habe ich leider keinen – arbeite dort bis Mittag, koche und schiebe den PC für das gemeinsame Mittagessen mit meinem Mann beiseite. Dann folgt eine zweite Arbeitsschicht bis in den Abend hinein, gefolgt vom gemeinsamen Abendessen. Im großen und ganzen ist es eigentlich ein recht „normaler“ Tagesablauf, was fehlt ist der berufsbedingte Ortswechsel. Die Abende gestalten wir immer ganz bewusst und versuchen, für Abwechslung zu sorgen.
3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Die größte Veränderung für mich ist, dass ich viel mehr Zeit mit meinem Mann verbringe. Wie die meisten Paare sehen wir uns üblicherweise erst zum Abendessen, oder manchmal auch erst später. Jetzt sitzen wir den ganzen Tag gemeinsam in der Wohnung, ich im Wohnzimmer, mein Mann im Schlafzimmer und man trifft sich an der Kaffeemaschine – fast wie im Büro.
4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Ich genieße sehr, dass ich momentan zwei Mal am Tag kochen kann und nicht nur schnell ein „Weckerl“ am Schreibtisch esse. Außerdem hab ich mehr Zeit zu lesen und sämtliche Kästen in der Wohnung durchzusortieren. Und ich mache viel mehr Sport als vor der Krise. Die Zeit, die ich dafür aufwende, ist allerdings die, die ich sonst mit Freunden oder Familie verbracht hätte. Mein Arbeitspensum ist mindestens gleich geblieben.
5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Ich wäre wahrscheinlich noch einmal ausführlich mit Freundinnen essen gegangen oder hätte meine Familie besucht. Das vermisse ich schon sehr.
6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Absolut. Ich war schon lange nicht mehr so entspannt, weil ich das Gefühl habe, dass die Welt endlich etwas langsamer geworden ist und man sich allem mit viel mehr Ruhe widmet. Ich hoffe, dass wir etwas davon aufrechterhalten können, wenn die Gesellschaft wieder auf Normalbetrieb läuft.
7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?
Ich bin da in vielen Bereichen optimistisch, in manchen aber auch pessimistisch. Optimistisch, weil wohl viele Menschen erkennen, dass man auch mit weniger, einem langsameren Leben glücklich sein kann, Prinzipien wie Home Office sehr gut funktionieren können und Anwesenheitskultur im Büro nicht alles ist. Pessimistisch sehe ich, dass viele Dinge wie Kinderbetreuung oder gewisse soziale und berufliche Arbeit aufgrund einer gigantischen allgemeinen Kraftanstrengung momentan „trotzdem funktionieren“. Hier sehe ich ein wenig die Gefahr, dass dieses „es funktioniert ja trotzdem“ zu einem Totschlagargument gegen Verbesserungen in vielen Bereichen werden könnte. Stichwort: Unbezahlte Care-Arbeit.
8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Ich würde mir zum ersten Mal seit Wochen wieder ein Kleid anziehen, Lippenstift auftragen und in die Stadt fahren, Kaffee trinken gehen, oder mir ein Glas Wein gönnen und mich mit Freunden zum Essen treffen.
9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Ich persönlich bin mit meiner sozialen und beruflichen Lage absolut privilegiert. Das sehe ich jetzt mehr denn je, weil mein Leben aktuell fast gleich funktioniert wie vor der Krise. Was mich wegen meines Blogs und jüngsten Buches vielleicht am meisten bewegt, ist die Lage vieler kleiner Betriebe, von Gastronomen, Geschäften, Floristen – aber vor allem auch von Künstlerinnen und Künstlern sowie Veranstaltern, die in vielen Fällen sehr unter der Quarantäne leiden und ums wirtschaftliche Überleben kämpfen. Hier bemühe ich mich, zu helfen, soweit ich kann, indem ich noch bewusster als sonst schon lokal einkaufe, bereits gebuchte Tickets nicht storniere, Gutscheine kaufe und am Blog und auf Instagram davon erzähle. Auch, wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.
10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt befugt bin, aus meiner Lage irgendwem Tipps zu geben. Was ich aber empfehlen kann, ist das folgende: Ich habe mir angewöhnt, nur noch einmal täglich Nachrichten zu konsumieren und das Internet auch einfach einmal abzudrehen – um nicht permanent mit Pseudo-Nachrichten, Meinungen, Verschwörungstheorien und Negativität konfrontiert zu werden. Seit ich das tue, bin ich noch entspannter als zuvor.
Ich bedanke mich für das feine Gespräch!
Caro ist digital als “die Gute Güte” bekannt und zählt mit ihrem mehrfach ausgezeichneten Kultur- und Lifestyle-Blog zu den Urgesteinen des Salzburger Bloggerszene. Sie ist unter anderem für ihre genialen Genusstouren bekannt - von der “Tour de Frühstück” bis zur “Tour de Gesund Essen”. Ihr kulinarischer Stadtführer “Genießen in Salzburg” erzählt von 200 Genusserlebnissen abseits von Mozartkugel und Salzburger Nockerln.
Quarantäne-Talk mit Claudia Braunstein
Einsamkeit, Isolation, Unsicherheit, Existenzsorgen… Claudia Braunstein hat bereits lange vor Corona schwierige Zeiten durchgemacht. Die Spätfolgen ihrer schweren Krebserkrankung mit massiven Auswirkungen begleiten sie bis heute. Allen Umständen zum Trotz genießt die Food-, Lifestyle-und Reise-Bloggerin ihr Leben heute in vollen Zügen. Im persönlichen Gespräch erzählt sie von Hamplerei vorm Laptop, ihrem Traum vom Eiskaffee im Tomaselli und wieso sie versucht, nachhaltiger zu leben.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Ich bin gemeinsam mit meinem Mann, unserem ältesten Sohn und seiner Lebensgefährtin zuhause. Die beiden haben bereits zuvor bei uns gewohnt, da sie gerade darauf warten, bis ihr neues Zuhause bezugsfertig ist.
2. Wie schafft ihr es, euch gegenseitig nicht auf die Nerven zu gehen?
Für uns funktioniert das Miteinander sehr harmonisch. Wir haben immer in einem Mehrgenerationenhaushalt gewohnt. Als meine vier Kinder noch klein waren, hat meine Großmutter bei uns gelebt. Das Großfamilien-Gefühl kennen wir schon gut. Die schwierigen Zeiten, die wir miteinander in der Vergangenheit erlebt haben (meint ihre Krebserkrankung sowie die Privatinsolvenz) haben uns eng zusammen geschweißt. Außerdem können wir alle gut aufeinander Rücksicht nehmen. Unser Wohnzimmer ist zu unserem Großraumbüro geworden! Gemeinsam mit meiner Schwiegertochter hab ich dort ein gemütliches Coworking eingerichtet.
3. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Der unterscheidet sich nicht so von meinem normalen Alltag, aber ich bin in den vergangenen Wochen zur Langschläferin geworden! Das liegt bestimmt auch daran, dass wir abends gemeinsam länger aufbleiben und Netflix für uns entdeckt haben. Wir haben uns angewöhnt, zu viert zu brunchen und gemeinsam zu kochen. Ein Mal pro Woche lassen wir uns etwas Feines zum Abendessen liefern. Wir haben jetzt mehr gemeinsame Zeit und mehr Struktur im Alltag. Ich merke, dass mir die Bewegung fehlt. Außerhalb der Quarantäne war ich ständig zu Fuß unterwegs. Jetzt habe ich begonnen, mich mit einem Online-Personaltraining fit zu halten. Die Hamplerei vorm Laptop ist schon ungewöhnlich, aber sie tut gut.
4. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Ich empfinde meine persönliche Situation nicht als schwierig. Das liegt vielleicht daran, dass ich aufgrund meiner Erkrankung bereits viel Zeit im Krankenhaus und auf Reha verbracht habe. Außerdem bin ich bereits einmal in Quarantäne gewesen, als ich mich mit einem Krankenhauskeim angesteckt hatte. Ich habe gelernt, mit solchen Situationen umzugehen. Das hat mich Resilienz und Akzeptanz gelehrt. Selbstverständlich habe auch ich finanzielle Einbußen, da einige Aufträge von heute auf morgen weggebrochen sind. Den Umgang mit finanziellen Verlusten habe ich jedoch in meiner Privatinsolvenz gelernt. Mir ist bewusst: Vielleicht muss ich mich ein bisschen einschränken. Doch ich kann meine Miete bezahlen, ich habe genug zu essen, ich bin privilegiert.
5. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Für das gemeinsame Kochen und Essen mit meiner Familie. Wir genießen das sehr! Ich denke, es geht vielen Menschen so - mein Foodblog erfreut sich vieler Zugriffe!
6. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Für mich ist die Ausgangssperre nicht überraschend gekommen. Als Anfang März die ITB in Berlin abgesagt wurde, war mir schon klar, dass da noch Einiges auf uns zu kommt. Am Freitag, dem 13., bin ich noch einmal ausgiebig spazieren gegangen, habe mir gekauft, was ich unbedingt wollte und bin nach Hause gekommen mit dem Wissen, dass ich jetzt für längere Zeit meine Wohnung kaum mehr verlassen werde.
7. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Ich genieße, dass wir uns in der Familie so gut umeinander kümmern. Viele Menschen, von denen ich lange nichts mehr gehört habe, melden sich plötzlich wieder bei mir. Das freut mich einerseits. Andererseits kommt es immer wieder vor, dass die Leute kurz fragen, wie es mir geht, bevor sie anfangen, schier unendlich von sich selbst zu erzählen. Verständlich, wenn man so alleine zuhause ist. Aber das kann auch ganz schön anstrengend sein.
8. Wird dein Leben “danach” genau so weiter gehen wie bisher?
Das hängt zu einem gewissen Teil davon ab, wie lange die Quarantäne noch dauert. Viele Menschen gehen jetzt in sich und fragen sich: Will ich so weiter leben? Möchte ich wirklich Teil dieser Leistungsgesellschaft bleiben? Ich denke, und hoffe, es gibt wichtige Veränderungen im Konsumverhalten der Menschen. So zum Beispiel beim Thema Reisen. Nachhaltiger Urlaub, am besten in der Region, wird immer attraktiver. Ich muss schmunzeln: Zu Jahresbeginn habe ich einen Beitrag zum Thema #staycation verfasst, der sich jetzt großer Beliebtheit erfreut! Ich versuche auch selbst seit einigen Jahren, nachhaltiger zu leben. Ich reise kaum mehr in weit entfernte Destinationen, auch wenn mir das gar nicht leicht fällt. Aber ich denke, das sind wir unseren Kindern und Enkelkindern einfach schuldig.
9. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Dann setzte ich mich ins Cafè Tomaselli ins Salettl, bestelle mir einen Eiskaffee und beobachte fünf Stunden lang die Leute, die vorbeilaufen! Herrlich!
© Claudia Braunstein/ Claudia on tour: Die “Silent City” bietet ein ungewöhnliches Stadtbild von Salzburg.
10. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Auf der einen Seite bin ich bewegt von der Solidarität und dem starken Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Ich sehe viele positive Veränderungen. Auf der anderen Seite bin ich aber auch schockiert von den Anfeindungen und Hassattacken, die vor allem in den sozialen Netzwerken passieren. Ich habe selbst aufgehört, öffentliche Diskussionen rund um das Thema Corona zu führen, weil das leicht ausartet. Teilweise bin ich wirklich erstaunt, wie egoistisch manche Menschen reagieren und wie viele auf ihre eigenen Befindlichkeiten verharren.
11. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Jeder von uns hat in seinem Leben schon einmal eine Krise erlebt, hat einen lieben Menschen verloren oder eine harte Zeit durchgemacht. Und wenn es nur der erste Liebeskummer in der Schule war. An solche schwierigen Momente kann man sich zurück erinnern und daraus lernen. Damals hat man sich auch gedacht: Das schaffe ich nicht. Und im Endeffekt hat man es dann doch irgendwie überlebt. Davon kann man lernen! Das Leben ist trotzdem weitergegangen. Die eigene Grundeinstellung ist schon vorrangig. Ich kann morgens aufwachen und mich fragen: Was kann ich heute Schönes erleben? Selbst wenn es nur von zuhause aus ist. Mein Mann hat gerade seine Begeisterung für Naturfilme entdeckt! Meine Töchter haben wieder begonnen, zu zeichnen. Diese Auszeit ist ideal, um wieder ein bisschen kreativer zu werden. Da gibt es zum Beispiel wunderbare Museen, die man sich online ansehen kann. Das ist auf jeden Fall sinnvoller, als ständig Nachrichten zu schauen oder irgendwelche Verschwörungstheorien zu verfolgen.
Vielen Dank für das wundervolle Gespräch, ich freue mich schon auf unseren nächsten gemeinsamen Kaffee “draußen”.
Durch die Folgen ihrer Krebserkrankung leidet Claudia Braunstein an Dysphagie. Diese Schluckstörung macht es ihr unmöglich, herkömmliche Speisen zu genießen. Ihre Suche nach ansprechenden barrierefreien Rezepten verlief erfolglos. So startete sie kurzerhand ihren eigenen Foodblog, auf dem sie ihre Rezepte mit anderen Betroffenen teilte - der Start Ihrer Bloggerkarriere! Heute gehört sie mit ihren beiden Blogs “Geschmeidige Köstlichkeiten” und “Claudia on tour” zu viel beachteten Blogs im deutschsprachigen Raum. Als eine der wenigen 50+-Blogger in Österreich ist sie ein Vorbild für viele.
Quarantäne-Talk mit Vicky Heiler
Mit ihrem Blog “Bikinis & Passports” zählt Vicky Heiler in Österreich zu den berühmtesten Influencerinnen im Bereich Mode und Lifestyle. Im persönlichen Interview erzählt sie von ihrem Tagesablauf während der Corona-Quarantäne, über ihren Umgang mit großen Umsatzeinbußen und warum sie in diesen schwierigen Zeiten dennoch positive Veränderungen erkennen kann.
1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?
Ich verbringe die Quarantäne mit meinem Freund, da wir bereits seit über 10 Jahren den gemeinsamen Wohnsitz haben.
2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Der Wecker klingelt von Montag bis Freitag um 7.30 morgens. Eigentlich wie sonst auch immer. Die erste halbe Stunde des Tages verbringe ich alleine auf der Terrasse und starte ohne Handy oder Ablenkung in den Tag. Die Ruhe, frische Luft und (fast tägliche) Sonne tut unheimlich gut. Danach mache ich entweder gegen 8.30 oder 9.00 Sport, oder ich frühstücke und richte mich anschließend. Im Idealfall so wie sonst für's Büro auch. Dann mache ich Emails, arbeite an Content für The Daily Dose oder Instagram und strukturiere meinen Tag anhand einer To-Do Liste. Seit der Quarantäne kochen wir sowohl mittags als auch abends, was früher kaum der Fall war. Mittagessen gibt es gegen 13.00 und danach geht es wieder in's Home Office. Da zur Zeit weniger Jobs, Reisen und Events anstehen als sonst, versuche ich mich den Buchhaltungsthemen und anderen Dingen, die ich sonst gerne aufschiebe, zu widmen. Gegen 15.00 gibt es dann einen Iced Coffee in der Sonne und eine kurze Pause, bevor ich am späten Nachmittag die letzten Emails abarbeite. Früher hat mein Arbeitsalltag meist bis nach dem Abendessen gedauert, jetzt klappe ich fast immer gegen 18.00 den Laptop zu. Wenn ich morgens noch keinen Sport gemacht habe, dann trainiere ich um 18.00 mit Oti2Go via Instagram live oder gehe joggen. Anschließend gibt's Abendessen und ein paar Folgen This Is Us.
3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?
Die größte Veränderung ist für mich tatsächlich das Ausbleiben von Aufträgen. Home Office und freie Zeiteinteilung haben bereits vor der Corona Krise zu meinem Alltag als Selbstständige gehört. Doch abgesehen davon, dass rund 80% meiner Jobs abgesagt oder verschoben wurden, kommen auch kaum neue Anfragen rein. Sprich: Ich habe weniger Kundenbetreuung, Freigaben und Co. auf der Agenda. Hinzu kommt natürlich auch die psychologische Komponente. Ich habe eine Mitarbeiterin, und wie alle anderen auch, Lebenserhaltungskosten zu tragen. In den ersten beiden Wochen habe ich mich über die "Auszeit" gefreut, nun stellt man sich immer öfter die Frage wie lange das wohl anhalten wird und wie schnell sich die Wirtschaft anschließend wieder erholt.
4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?
Kochen! Eigentlich kochen mein Freund und ich total gerne und auch ziemlich gut, wenn man das über sich selbst sagen darf. Im stressigen Alltag war der Kühlschrank meistens leer und wir haben viel zu oft Essen bestellt oder sind spontan ins Restaurant gegangen. Jetzt gehen wir 1x pro Woche groß einkaufen, schreiben wohl-überlegte Einkaufslisten, probieren neue Rezepte und lieben die gemeinsame Zeit in der Küche und am Esstisch.
5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?
Wir hatten für Ende April eine große Reise geplant, die seit vielen Jahren auf unserer Bucketlist stand: Vietnam. Diese ist nun natürlich ausser Frage. Das sind absolute First World Probleme und ich weiß, wir werden diese Reise irgendwann nachholen. Doch leider sehen wir in nächster Zeit keine Möglichkeit das zu tun. Abgesehen davon vermisse ich meine Familie sehr. Zum Glück waren wir aber am Wochenende vor Inkrafttreten der Ausgangssperre noch bei meinen Eltern in Zell am See.
6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?
Definitiv. Erst heute ist mir aufgefallen, dass ich wieder 20, 30 Seiten in einem Buch am Stück lesen kann, ohne dass meine Gedanken die ganze Zeit rattern und ich ständig den Faden verliere. Auch wenn mir die aktuelle fehlende Auftragslage auch Sorge bereitet, merke ich, dass das langsamere Leben mir gut tut. Ich schlafe abends leichter ein, ich kann mich besser auf einzelne Tätigkeiten konzentrieren und höre viel auf meinen Körper.
7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?
Ich hoffe es. Ich denke wir alle haben viele Dinge als selbstverständlich genommen, die man jetzt mehr zu schätzen weiß. Ich für meinen Teil möchte das bewusste Wahrnehmen von Privilegen gerne auch nach der Krise mitnehmen. Mal schauen wie lange das anhält bevor wir wieder in unseren gewohnten Trott fallen.
8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?
Eine Dinner Party mit meinen Eltern, Geschwistern und deren Partner abhalten. Und am nächsten Tag direkt mit einer großen Runde Freunde brunchen gehen. Und meine beste Freundin umarmen!
9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?
Vieles. Vor allem aber der Zusammenhalt. Ich finde es unheimlich bewegend, wie sehr sich die Menschen (in meiner Bubble) in's Zeug legen um für einander da zu sein. Live Trainings als Ablenkung und um fit zu bleiben. Bananenbrot vor der Türe von meiner Schwester, selbstgeflückter Bärlauch von der besten Freundin oder fast tägliche Anrufe von Menschen die einem viel bedeuten - das sind alles Zeichen, dass wir für einander da sind!
10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?
Ich denke man muss sich bewusst sein, dass nicht jeder Tag gut sein kann. Das ist im "normalen" Leben auch nicht so. Auch ich habe Tage an denen ich mich kaum aufraffen kann, an denen ich nicht mehr zustande bringe als zum 100x Instagram zu refreshen oder ich mich im Pyjama vor den Laptop setze - weil's eh egal ist. Zu glauben es müsse einem immer gut gehen, übt mehr Druck als Motivation aus.
Ich bedanke mich für das wunderbare Gespräch!
Hier geht es zu Vicky`s Blog: bikinisandpassports.com.
Gemeinsam mit ihrer besten Freundin hat sie das Lifestyle-Magazin “The Daily Dose” gegründet: lovedailydose.com.
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