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Interview mit Christoph Schlick "2020: Trotzdem dankbar"

Im persönlichen Gespräch erzählt der Theologe und Logotherapeut wieso er mittlerweile genervt vom Umgang mit Corona ist, vom Hauptproblem vieler Menschen in dieser Zeit und wie wir mit der allgegenwärtigen Angst besser zurecht kommen.

“Speaker, Berater, Potential-Entfaltet” ist auf seiner Website zu lesen. Christoph Schlick ist der Gründer des SinnZentrums in Salzburg, wo er gemeinsam mit seinem Team Menschen auf ihrem Weg zu mehr Sinn im eigenen Leben begleitet. Der Theologe und Logotherapeut hat 20 Jahre seines Lebens im Kloster verbracht, bevor er sein “weltliches Leben” begonnen hat. Im Zoom-Interview sprechen wir über seine unerschütterliche Akzeptanz, den richtigen Umgang mit der allgegenwärtigen Angst und der Suche nach dem Ur-Vertrauen in uns selbst.

“Ich bin nicht unterzukriegen”


Im persönlichen Interview reden wir über …

…Herausforderungen im Jahr 2020:

“Die Tatsache, dass Corona da ist, nervt mich nicht. Dinge geraten einfach außer Kontrolle. Wie wir damit umgegangen sind, ist halt ein anderes Thema.”

…die psychische Belastung durch Corona :

“In meinen Beratungsstunden ist es weniger um Corona oder den Lockdown an sich gegangen. Vielmehr sind Themen, die davor schon da waren, an die Oberfläche gekommen.”

… die Schwierigkeiten hinter social distancing und Freiheitseinschränkungen:

“Ich denke an ein Zitat von Blaise Pascale, das im übertragenen Sinne so viel heißt wie: Ein Grundproblem der Menschen ist, dass sie es nicht mehr als ein paar Stunden in ihrem Zimmer aushalten. Das schreibt er vor 400 Jahren!! Das ist das Thema: Wenn wir nicht mehr unsere Freiräume haben, sind wir plötzlich auf uns zurück geworden und Themen werden virulenter.”

… die Bedeutung von Krise:

“Das griechische Wort Krise hat zwei Bedeutungen: Katharsis oder Katastrophe. Ich hoffe, dass wir doch eher auf eine Katharsis, also eine Reinigung und eine Weiterentwicklung, zusteuern. Es geht darum zu erkennen, wie wir mit der Krise umgehen und diese Herausforderungen meistern können.”

… den richtigen Umgang mit der Angst:

“Das Schlüsselthema Angst öffnet die Tür für eine Krise. Mit diesem Grundthema spielen die Politik und die Medizin in diesem Jahr ganz besonders. Wenn man da nicht gewappnet ist, schwappt die Angst hoch. Wir stärken das Vertrauen, die Resilienz, den gesunden Kern in uns allen, um sie gegen die Angst anzuwenden. Es ist mir ein Anliegen, kollektives Vertrauen aufzubauen: In uns und in unsere Gesellschaft.”

… unsere Abneigung gegen Veränderungen:

“Ich glaube, es ist eine Gundversuchung des Menschen, im Alten bleiben zu wollen.”

… sinnerfülltes Leben durch Beziehungen:

“Klarerweise brauchen wir andere Menschen um uns. Aber ich kann auch Beziehung zu einem guten Buch haben oder zur Natur, ich muss diesen Sinn nicht unbedingt im Anderen finden. Wir müssen auch mit uns selbst gut zurecht kommen, damit es uns gut geht. Die Beziehung zu mir ist essenziell.”

Christoph Schlick schreibt von sinnerfüllten Beziehungen in seinem Buch “Was meinem Leben echten Sinn gibt

Im Zoom-Interview erzählt er uns, wofür er in diesem Jahr besonders dankbar ist und wie er dem Jahr 2021 entgegenblickt:


Seit diesem Jahr bietet Christoph Schlick seine Vorträge und Beratungen auch online an.

Mehr erfahren: www.christophschlick.com

Mit dem SinnZENTRUM Salzburg hat Christoph Schlick einen Ort geschaffen, an dem er die von Viktor Frankl gegründete Logotherapie in Form von Ausbildungen weitergibt: www.sinnzentrum.at

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Interview mit Carina Köberl von Carina and the Boys "2020: Trotzdem dankbar"

Als Mama von 3 Söhnen und Family-Bloggerin hat Carina immer viel zu tun. Trotz Krise hat sie sich im Jahr 2020 ihren lang gehegten Traum vom eigenen Online-Shop verwirklicht.

Sie ist eine echte Power-Mom und ein Vorbild für viele Frauen. Gekonnt jongliert sie das Mama-Sein mit Lifestyle, Fashion und ihrer authentischen Lebensfreude. Im Interview erzählt die 3-fach-Mama (ihre Jungs sind 13, 2 und 1), Bloggerin und Unternehmerin von den Herausforderungen des ersten Lockdowns, wieso sie ihre Traum-Hochzeit in letzter Minute doch noch auf das nächste Jahr verschoben hat und wofür sie tagtäglich dankbar ist.


Im persönlichen Interview reden wir über …

… die Planung ihrer Traumhochzeit:

“ich war da mit ganz vielen aus meiner Community im Austausch! Nach den Höhen und Tiefen voll Vorfreude und Stress haben René und ich dann am Ende entschieden, die Hochzeit doch auf das nächste Jahr zu verschieben .”

… ihre Beziehung zu ihrem Verlobten, dem ehemaligen Olympioniken René Pranz:

“er ist meine Stütze! René ist immer positiv und motiviert mich dazu, immer weiterzumachen.”

… kritische Kommentare auf social media:

“ich habe erst lernen müssen, damit umzugehen. Meistens weiß ich: Das darf ich nicht so persönlich nehmen und ich spare meine eigene Energie, bevor ich auf solche negative Kommentare oder Nachrichten zurückschreibe. Aber das gelingt mir halt auch nicht immer.”

… den Druck, guten Content zu produzieren:

“die meiste Zeit macht uns das wirklich Spaß. Manchmal ist es schon ein bisschen schwierig, wenn zum Beispiel die Kinder nicht mitspielen. Aber durch gute Planung klappt es meistens sehr gut!”

… ihren eigenen Online-Shop:

“ich hatte schon lange den Traum, meine eigene Kollektion zu designen und mein eigenes Geschäft zu haben. Aber ich habe immer wieder gezögert. Jetzt bin ich 33, ich habe mir gedacht: Wenn ich scheitere, dann scheitere ich halt, wenn nicht, dann ist es gut!”

… ihr Kollektion:

“es sollen Kleidungsstücke sein, die zu echten Lieblingsteilen werden und sich gut kombinieren lassen.”

… ihren Umgang mit den Herausforderungen als Selbstständige:

“es ist immer viel zu tun und man muss echt geduldig sein bei so einem Projekt. Grundsätzlich kann das ja jeder machen, aber es ist ganz wichtig, am Ball zu bleiben und nicht aufzugeben. Ich möchte jeden Tag arbeiten und genau das tun, was mir Spaß macht. Das motiviert mich dazu, nicht aufzugeben, auch wenn es mal anstrengend ist.”

… ihre positive Einstellung zum Leben:

“wir achten darauf, dass wir uns auf das positive Fokussieren und schätzen die kleinen Dinge, etwa, dass wir ein Dach über dem Kopf haben und wir alle gesund sind.”

Außerdem erzählt sie uns, wofür sie in diesem Jahr besonders dankbar ist und was sie sich für das Jahr 2021 wünscht.


Auf ihrem Blog Carina and the Boys zeigt Carina, wie sich Familie, Life-Style und Fashion gekonnt vereinen lassen. Im Herbst 2020 hat sie einen lang gehegten Traum verwirklicht und ihren eigenen Online-Shop eröffnet - eigenes Mode-Label inklusive: andsimple.at




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Interview mit Kerstin Kögler von kerstinloves "2020: Trotzdem dankbar"

Auf ihrem Blog schreibt die Content Creatorin über Yoga, gesunden Lifestyle und Mindset. Im Zoom-Interview erzählt die Kärntnerin von ihrem ungewöhnlichen Start ins Jahr 2020, ihrem Umgang mit negativen Gefühlen und wofür sie in diesem Jahr trotz allem dankbar ist.

Von der Yoga-Ausbildung auf Bali direkt in den Lockdown in Klagenfurt - für Kerstin hat das Jahr 2020 mit einem extremen Kontrast begonnen. Im Zoom-Interview erzählt die Content Creatorin vom Glück, wieder nahe an der Natur zu leben, Herausforderungen und Chancen im Krisenjahr 2020, ihren Umgang mit negativen Gefühlen und den vielen Facetten von social media.

Im persönlichen Interview reden wir über …

… die Vorteile von digitalen Yoga-Klassen:

“Ich konnte von Klagenfurt aus mit meinem liebsten Yoga-Studio in Graz praktizieren.”

… Mut trotz Herausforderungen:

“Voll viele Menschen haben Dinge einfach ausprobiert und sich getraut, ihre Bedenken zu überwinden. Man hat ja nichts zu verlieren - wenn es nicht funktioniert, funktioniert es halt nicht.”

…ihren Umgang mit Existenzängsten:

“Ich hab da keinen Trick, ich denke, dass da jeder Selbstständige damit zu kämpfen hat.”

…die Trennung von Beruf und Privatleben auf social media:

“Gerade in unserem Beruf ist das superschwierig, man ist schon dazu verleitet, absolut alles zu zeigen. Aber je mehr ich von mir preis gebe, desto mehr gebe ich auch von mir auf."

…ihre persönliche Motivation hinter dem Bloggen:

“Ich hab an 9 von 10 Tagen absolut Bock auf meinen Job. Mir macht der Austausch mit der Community total viel Spaß und es ist ein gutes Gefühl, einen positiven Einfluss auf andere Menschen zu haben. Es freut mich total, wenn jemand schreibt: Hey, durch dich habe ich gelernt, Sport zu machen, weil es mir gut tut und nicht um abzunehmen.”

…kritische Kommentare auf Instagram:

“ich ruf mir immer wieder ins Gedächtnis, dass das was die Person über mich gesagt hat ja so nicht stimmt. Das hat ja viel mehr mit dieser Person zu tun als mit mir. Außer natürlich es handelt sich um konstruktive Kritik.”

…Sorgen von Followern um ihre Katzen:

“Das ist einer der größten Kontras in meinem Job: Jeder versucht dir seine Meinung aufzuzwingen: Wieso fütterst du dieses Futter, wieso machst du das und das, man sieht, dass es den Katzen doch gar nicht gut geht… Das ist schon wirklich heftig. “

Außerdem erzählt sie uns, wofür sie besonders dankbar ist und was sie sich für das Jahr 2021 wünscht.

Auf ihrem persönlichen Blog kerstinloves erzählt die leidenschaftliche Content Creatorin über Yoga, gesunden Lifestyle und Mindset inklusive Tipps für die eigene Zielerreichung, wohltuenden Rezepten und ihrem E-Book.

Mehr über Kerstin: kerstinloves.com

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Quarantäne-Talk mit Joachim Bergauer

Der Salzburger Fotokünstler Joachim Bergauer findet mit seinen Werken international Anerkennung. Er ist regelmäßig in Indien, Bangladesch und Afrika unterwegs, um mit seinen Bildern gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen. Im persönlichen Gespräch erzählt er von durchkreuzten Reiseplänen, seiner Hoffnung auf eine bessere Welt und dem Privileg, in Zeiten von Corona in Österreich zu leben.

1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?

Mit meiner Lebensgefährtin.

2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?

Morgens drehe ich gleich nach dem Aufstehen ein Runde am Kapuzinerberg, eine Stunde, um das Gehirn auszulüften. Danach setzte ich mich in mein Büro, checke meine Mails, kümmere mich um meine Vernetzungen und anstehende Reiseplanungen. Danach schreibe ich Geschichten oder beantworte Interviewanfragen. Meine Lebensgefährtin und ich arbeiten gemeinsam, unser Büro und Studio befindet sich in unserem Zuhause.

3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?

Die größte Einschränkung ist wohl, dass ich nicht reisen kann. Dadurch, dass ich in Salzburg generell nicht so viel unterwegs bin, ist der Unterschied zuhause gar nicht so groß. Ich merke schon, dass es viel ruhiger geworden ist. Man spürt am Kapuzinerberg die Ruhe – das mag ich auch mal ganz gerne. Außerdem ist es schon eine Besonderheit, der Salzburger Sternenhimmel so klar zu sehen! Was ich wirklich vermisse sind die sozialen Kontakte.

4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?

Zum Lesen und Filme schauen, an dieses Mehr an Zeit gewöhnt man sich schnell. Ich bin ein totaler SPIEGEL-Junkie und lese mir gerne mehrere Meinungen durch. Und höre befreundeten Experten zu, wie sie über Corona denken. Aus meiner Sicht kann ich sagen: In Österreich kommen wir mit dieser Situation gut zurecht, klarerweise passieren Fehler, aber das ist überall so, wo Menschen arbeiten.

5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?

Ich hätte einen früheren Flug nach Bangladesch genommen. Dort wäre eine Reportage geplant gewesen, in Zusammenarbeit mit den Austrian und German Doctors über die Arbeitsbedingungen und Krankenhäuser vor Ort. Bangladesch ist eines der ersten Länder, das die Klimakrise unmittelbar mitbekommt. Doppelt so groß wie Österreich, mit mehr als 160 Millionen Einwohnern.

 6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?

Also mit Klopapier bin ich jetzt auf jeden Fall eingedeckt! Scherz beiseite! Ich merke auf jeden Fall: Humor hilft, um mit den Herausforderungen umzugehen.

7. Wird dein Leben “danach” genau so weiter gehen wie bisher?

Für mich persönlich wird es wohl kaum Veränderungen geben. Doch ich denke so eine Krise bringt die Menschen zum Nachdenken. Man muss die Dinge schon relativ positiv sehen. Gerade wir in Österreich haben es in unserer Blase wirklich gut. Wenn man das mit anderen Ländern vergleicht , da kann man nur demütig werden.

8. Wenn Corona morgen vorbei wäre - was würdest du tun?

Ich würd mich ins Franziskischlössl in den Gastgarten setzten, mir einen Radler bestellen und mit den anderen Gästen anstoßen!

9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?

Die globale Situation. Die Ökologie, der Ressourcenkampf, mögliche weitere Pandemien und drohende Rezensionen… Corona wird nicht die einzige Herausforderung bleiben. Das Nationaldenken soll aufhören, wir leben alle gemeinsam in einer Welt. Grenzen können den Virus nicht aufhalten. Wir hätten jetzt die Möglichkeit für einen Neuanfang. Das ist vielleicht ein bisschen naiv, aber die einzige Möglichkeit, die Menschen zu retten. Menschen ticken aus, weil sie keine Perspektiven haben. Deshalb brauchen sie Perspektiven und Hoffnung. Wir können nicht alles mit Isolation lösen, wir brauchen einen Plan B. Ich denke mir immer wieder: Jetzt wäre die Chance, etwas zu verändern. Man könnte zum Beispiel das bedingungslose Grundeinkommen einführen.  

10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?

Angst ist der schlechteste Berater. Durch die Ängste kommen so viele Dinge hoch. Sie führt zu brutaler Distanz, dann kommt auch eine aggressive Haltung und die wiederum begünstigt andere Krankheiten . Es gibt immer viele positive Dinge, die man machen kann. Man kann sich alte Geschichten und Fotos ansehen. Man kann sich mit Literatur, Fotografie und Kunst auseinandersetzen. Raus gehen, wann immer es möglich ist. Nicht 14 Stunden lang vor der Playstation sitzen. Leben bedeutet Bewegung, wer das einstellt, tut sich selbst nichts Gutes! Das merke ich auch selbst: Wenn man das schon am Morgen sportlich war, spürt man diese Befriedigung den ganzen Tag über.

Ich bedanke mich für das wunderbare Gespräch!

Joachim Bergauer ist der meist ausgezeichnete Fotograf Österreichs. Er ist für seine Fotokunst in aller Welt unterwegs. In seinen Workshops und Vorträgen erzählt er von seinen Erfahrungen und gibt persönliche Einblicke in die unterschiedlichsten Lebenswelten: bergauer.cc

Einblicke in seine Kunstwerke gibt es auf z.B. auf 500px und Instagram. Hier findest du sein Interview über das Leben im Lepradorf in Senegal im SPIEGEL .

fotocredit © René Wenzel

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Quarantäne-Talk mit Michaela Gründler

Die Chefredakteurin der Salzburger Straßenzeitung “Apropos” erzählt darüber, wie sie diese außergewöhnliche Zeit mit mehr Ruhe und Bewusstsein erlebt, über ihre Reaktion auf den Entzug ihrer Freiheit und ihren Umgang mit anfänglichem Widerstand.

1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?

Mit mir.

2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?

Eigentlich sehr strukturiert. An drei Tagen in der Woche mache ich Homeoffice, an zwei Tagen bin ich in der Redaktion. Seit Jahren beginne ich meinen Tag, indem ich meditiere. Das gibt mir eine gute Ausrichtung für den Tag. Ein bis zweimal die Woche kommt noch Yoga dazu. Ich bin zudem eine Ganzjahresradlerin. Da ich merke, dass mir der tägliche Weg in die Arbeit als Bewegung fehlt (zwischen Josefiau und Schallmoos), habe ich seit Beginn der Quarantäne begonnen, täglich in die Au und entlang der Salzach spazieren zu gehen. Daraus hat sich ergeben, dass ich jetzt mit dem Laufen begonnen habe. Es ist nach zwei Wochen des Ausprobierens zwar noch immer eine Mischung aus Laufen, Gehen, Laufen, Gehen, aber es erfreut mich. Abends lese ich oder ich höre mir erbauliche Impulse meiner Facebook- und Youtube-Kanäle an. Ab und zu treffe ich mich mit Freund*innen und Familie virtuell per Videotelefonie.

3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?

Der Entzug der Freiheit. Mein Lebensrhythmus ist jetzt nicht großartig anders. Ich habe auch zuvor gerne Zeit zuhause verbracht. Das Wissen, dass ich das jetzt muss, verändert die Wahrnehmung allerdings schon immer wieder. Dass ich meine Familie in Linz und meine Freundinnen nicht treffen und umarmen darf, fehlt mir sehr. Daher gehe ich wohl auch derzeit so gerne spazieren, weil ich da - wie in einer Art Kaffeehaus - zwar alleine, aber doch in Gesellschaft bin. Schön finde ich, dass sich fremde Menschen jetzt grüßen und anlächeln auf der Straße. Das erzeugt ein Gefühl der Verbundenheit.

4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?

Da ich alleine lebe, genieße ich den Luxus, Zeit für mich zu haben. Das war auch zuvor schon der Fall. Insofern kann ich eigentlich nur sagen: ich habe jetzt noch mehr Zeit zu spüren, was mir im Leben wichtig ist.

5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?

Ich hatte das ungeheure Glück, eine Woche vor der Ausgangsbeschränkung mit 18 Menschen, die mir wichtig sind, meinen Geburtstag in meiner Wohnung zu feiern – auch meine Familie aus Linz kam zu Besuch. Somit habe ich (fast) alle Menschen, die mir am Herzen liegen, ganz nah gehabt. Welch schöne Fügung, die mich nährt.

6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?

Zu Beginn war ich im inneren Widerstand wegen der Freiheitsbeschränkung, wegen der Sorge um die Auswirkungen auf die Gesellschaft und wie es unseren Straßenzeitungs-Verkäufer*innen ergeht. Wir haben seit Mitte März die Zeitungsausgabe gestoppt. Da war es gut, dass ich die ersten Wochen  normal wie zuvor arbeitete (einen Teil eben von zuhause aus), weil ich gemeinsam mit meinem Team die nächste Zeitung fertig machte und es viele Dinge zu regeln galt, um Unterstützungsangebote für die Straßenzeitungs-Verkäufer*innen zu organisieren. Im Wissen, jetzt alles getan zu haben, was möglich ist, genieße ich es jetzt, an einigen Nachmittagen frei zu haben – und gerade bei diesem schönen Wetter schätze ich diese geschenkte Zeit. Mir kommt zudem vor, dass dies eine Chance für einen Wertewandel sein könnte. Bei meinen Spaziergängen nehme ich Familien wahr, die untertags zusammen spielen in ihren Gärten. Viele Menschen sind nun in der Natur. Der Konsum ist zwangsweise gedrosselt - und da nehme ich bei manchen Straßenzeitungs-Verkäufer*innen, mit denen ich in Kontakt bin, eine Entspannung wahr. Wenn niemand einkaufen kann, macht das "gleicher", kommt mir vor. Es ist ruhiger auf den Straßen und man kann mehr bei sich bleiben. Man ist weniger abgelenkt. Zudem ist es schön, auf einmal wieder von Menschen zu hören, mit denen man schon länger keinen Kontakt hatte. Es wird einem bewusster, wer und was wichtig im Leben ist.

7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?

Jede Krise birgt eine Chance – auch wenn dies einem währenddessen nicht immer bewusst ist. Jeder und jede ist derzeit auf sich und das Existentielle in irgendeiner Form zurückgeworfen und gefragt, sich mit sich (und der Welt) auseinanderzusetzen. Das ist nicht immer angenehm, aber langfristig lohnenswert. Da die ganze Welt ihr System herunterfährt, wird jetzt sichtbar, wie unser System funktioniert. Man sieht das Gute, aber auch die Schwachstellen. Jetzt ist die Chance, zu sehen, was man davon behalten möchte und was nicht. Es heißt ja, eine Gewohnheit ist nach 21 (oder je nach Denktradition 40) Tagen gebrochen und eine neue Gewohnheit lässt sich etablieren. Insofern sehe ich eine berechtigte Hoffnung, dass Werte wie Solidarität (etwas, das in diesen Tagen sehr sichtbar geworden ist mit vielen tollen Projekte im Kleinen wie im Großen), Nachhaltigkeit, bewusster Umgang mit Ressourcen, Konzentration auf das Wesentliche etc. eine Chance haben, sich intensiver zu verwurzeln.

8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?

Nach Linz fahren, um meine Mama, meine Schwestern und ihre Familien zu besuchen.

9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?

Zu Beginn war es die Sorge um unsere Verkäufer*innen – auch wenn jeder Mensch Eigenverantwortung für sein Leben hat. Mir ist noch viel stärker als zuvor bewusst geworden: Es ist so wichtig, zu schauen, dass es einem selbst gut geht. Dass man sich gut nährt, Dinge macht, die einen stärken, um gut in die eigene Kraft zu kommen und in ihr zu bleiben. Denn wenn es einem selbst gut geht, strahlt man dies auch auf andere aus. Wie im Flugzeug: da heißt es, dass sich Eltern zuerst die Sauerstoffmasken aufsetzen sollen und dann erst ihren Kindern. Denn dann können sie gut für diese sorgen.

10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?

Jeder Mensch ist anders. Ich kann nur sagen, was mir gut tut. Ich übe mich darin, Dinge so anzunehmen wie sie sind und das Beste daraus zu machen. Also auch den inneren Widerstand, den ich während der ersten Wochen hatte oder die Ängste, die hochgekommen sind. Und ich merke sehr, dass mich die tägliche Bewegung in der Natur erdet.

Hier geht`s zur Straßenzeitung Apropos.

fotocredits © Verena Siller-Ramsl

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Quarantäne-Talk mit Caro von Gute Güte

Mit ihrem Blog “Ach du gute Güte!” geht Caro auf “kulinarische und kulturelle Entdeckungsreise” durch die Mozartstadt. Im Interview erzählt sie darüber, mit wem sie das Mehr an Zeit verbringt, wie sie andere in der Krise unterstützt und was sie gegen “Pseudonachrichten” unternimmt. Außerdem wagt sie eine Prognose für die Zukunft - die sowohl optimistisch als auch kritisch ausfällt.

1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?

Ich bin mit meinem Mann in Quarantäne, unser „Quartier“ ist die 56 m2 große Wohnung, in der wir seit mittlerweile drei Jahren wohnen. Sie hat zwar weder Terrasse noch Balkon, aber wir wissen, dass wir damit trotzdem sehr privilegiert sind. Wir haben alles, was wir brauchen und sind nicht mit der Herausforderung konfrontiert, Kinder durch diese herausfordernde Zeit zu begleiten. Es geht uns also sehr, sehr gut.

2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?

Eigentlich nicht viel anders als vor der Isolation. Ich arbeite im Digitalmarketing für eine Werbeagentur und habe auch vorher schon sehr ortsunabhängig und häufig vom Home Office aus gearbeitet. Ich stehe also auf, setze mich mit meinem Laptop an den Esstisch – Schreibtisch habe ich leider keinen – arbeite dort bis Mittag, koche und schiebe den PC für das gemeinsame Mittagessen mit meinem Mann beiseite. Dann folgt eine zweite Arbeitsschicht bis in den Abend hinein, gefolgt vom gemeinsamen Abendessen. Im großen und ganzen ist es eigentlich ein recht „normaler“ Tagesablauf, was fehlt ist der berufsbedingte Ortswechsel. Die Abende gestalten wir immer ganz bewusst und versuchen, für Abwechslung zu sorgen.

3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?

Die größte Veränderung für mich ist, dass ich viel mehr Zeit mit meinem Mann verbringe. Wie die meisten Paare sehen wir uns üblicherweise erst zum Abendessen, oder manchmal auch erst später. Jetzt sitzen wir den ganzen Tag gemeinsam in der Wohnung, ich im Wohnzimmer, mein Mann im Schlafzimmer und man trifft sich an der Kaffeemaschine – fast wie im Büro.

4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?

Ich genieße sehr, dass ich momentan zwei Mal am Tag kochen kann und nicht nur schnell ein „Weckerl“ am Schreibtisch esse. Außerdem hab ich mehr Zeit zu lesen und sämtliche Kästen in der Wohnung durchzusortieren. Und ich mache viel mehr Sport als vor der Krise. Die Zeit, die ich dafür aufwende, ist allerdings die, die ich sonst mit Freunden oder Familie verbracht hätte. Mein Arbeitspensum ist mindestens gleich geblieben.

5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?

Ich wäre wahrscheinlich noch einmal ausführlich mit Freundinnen essen gegangen oder hätte meine Familie besucht. Das vermisse ich schon sehr.

6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?

Absolut. Ich war schon lange nicht mehr so entspannt, weil ich das Gefühl habe, dass die Welt endlich etwas langsamer geworden ist und man sich allem mit viel mehr Ruhe widmet. Ich hoffe, dass wir etwas davon aufrechterhalten können, wenn die Gesellschaft wieder auf Normalbetrieb läuft.

7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?

Ich bin da in vielen Bereichen optimistisch, in manchen aber auch pessimistisch. Optimistisch, weil wohl viele Menschen erkennen, dass man auch mit weniger, einem langsameren Leben glücklich sein kann, Prinzipien wie Home Office sehr gut funktionieren können und Anwesenheitskultur im Büro nicht alles ist. Pessimistisch sehe ich, dass viele Dinge wie Kinderbetreuung oder gewisse soziale und berufliche Arbeit aufgrund einer gigantischen allgemeinen Kraftanstrengung momentan „trotzdem funktionieren“. Hier sehe ich ein wenig die Gefahr, dass dieses „es funktioniert ja trotzdem“ zu einem Totschlagargument gegen Verbesserungen in vielen Bereichen werden könnte. Stichwort: Unbezahlte Care-Arbeit.

8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?

Ich würde mir zum ersten Mal seit Wochen wieder ein Kleid anziehen, Lippenstift auftragen und in die Stadt fahren, Kaffee trinken gehen, oder mir ein Glas Wein gönnen und mich mit Freunden zum Essen treffen.


9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?

Ich persönlich bin mit meiner sozialen und beruflichen Lage absolut privilegiert. Das sehe ich jetzt mehr denn je, weil mein Leben aktuell fast gleich funktioniert wie vor der Krise. Was mich wegen meines Blogs und jüngsten Buches vielleicht am meisten bewegt, ist die Lage vieler kleiner Betriebe, von Gastronomen, Geschäften, Floristen – aber vor allem auch von Künstlerinnen und Künstlern sowie Veranstaltern, die in vielen Fällen sehr unter der Quarantäne leiden und ums wirtschaftliche Überleben kämpfen. Hier bemühe ich mich, zu helfen, soweit ich kann, indem ich noch bewusster als sonst schon lokal einkaufe, bereits gebuchte Tickets nicht storniere, Gutscheine kaufe und am Blog und auf Instagram davon erzähle. Auch, wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.


10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt befugt bin, aus meiner Lage irgendwem Tipps zu geben. Was ich aber empfehlen kann, ist das folgende: Ich habe mir angewöhnt, nur noch einmal täglich Nachrichten zu konsumieren und das Internet auch einfach einmal abzudrehen – um nicht permanent mit Pseudo-Nachrichten, Meinungen, Verschwörungstheorien und Negativität konfrontiert zu werden. Seit ich das tue, bin ich noch entspannter als zuvor.

Ich bedanke mich für das feine Gespräch!

Caro ist digital als “die Gute Güte” bekannt und zählt mit ihrem mehrfach ausgezeichneten Kultur- und Lifestyle-Blog zu den Urgesteinen des Salzburger Bloggerszene. Sie ist unter anderem für ihre genialen Genusstouren bekannt - von der “Tour de Frühstück” bis zur “Tour de Gesund Essen”. Ihr kulinarischer Stadtführer “Genießen in Salzburg” erzählt von 200 Genusserlebnissen abseits von Mozartkugel und Salzburger Nockerln.

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Quarantäne-Talk mit Claudia Braunstein

Einsamkeit, Isolation, Unsicherheit, Existenzsorgen… Claudia Braunstein hat bereits lange vor Corona schwierige Zeiten durchgemacht. Die Spätfolgen ihrer schweren Krebserkrankung mit massiven Auswirkungen begleiten sie bis heute. Allen Umständen zum Trotz genießt die Food-, Lifestyle-und Reise-Bloggerin ihr Leben heute in vollen Zügen. Im persönlichen Gespräch erzählt sie von Hamplerei vorm Laptop, ihrem Traum vom Eiskaffee im Tomaselli und wieso sie versucht, nachhaltiger zu leben.

1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?

Ich bin gemeinsam mit meinem Mann, unserem ältesten Sohn und seiner Lebensgefährtin zuhause. Die beiden haben bereits zuvor bei uns gewohnt, da sie gerade darauf warten, bis ihr neues Zuhause bezugsfertig ist.

2. Wie schafft ihr es, euch gegenseitig nicht auf die Nerven zu gehen?

Für uns funktioniert das Miteinander sehr harmonisch. Wir haben immer in einem Mehrgenerationenhaushalt gewohnt. Als meine vier Kinder noch klein waren, hat meine Großmutter bei uns gelebt. Das Großfamilien-Gefühl kennen wir schon gut. Die schwierigen Zeiten, die wir miteinander in der Vergangenheit erlebt haben (meint ihre Krebserkrankung sowie die Privatinsolvenz) haben uns eng zusammen geschweißt. Außerdem können wir alle gut aufeinander Rücksicht nehmen. Unser Wohnzimmer ist zu unserem Großraumbüro geworden! Gemeinsam mit meiner Schwiegertochter hab ich dort ein gemütliches Coworking eingerichtet.

3. Wie sieht dein Tagesablauf aus?

Der unterscheidet sich nicht so von meinem normalen Alltag, aber ich bin in den vergangenen Wochen zur Langschläferin geworden! Das liegt bestimmt auch daran, dass wir abends gemeinsam länger aufbleiben und Netflix für uns entdeckt haben. Wir haben uns angewöhnt, zu viert zu brunchen und gemeinsam zu kochen. Ein Mal pro Woche lassen wir uns etwas Feines zum Abendessen liefern. Wir haben jetzt mehr gemeinsame Zeit und mehr Struktur im Alltag. Ich merke, dass mir die Bewegung fehlt. Außerhalb der Quarantäne war ich ständig zu Fuß unterwegs. Jetzt habe ich begonnen, mich mit einem Online-Personaltraining fit zu halten. Die Hamplerei vorm Laptop ist schon ungewöhnlich, aber sie tut gut.

4. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?

Ich empfinde meine persönliche Situation nicht als schwierig. Das liegt vielleicht daran, dass ich aufgrund meiner Erkrankung bereits viel Zeit im Krankenhaus und auf Reha verbracht habe. Außerdem bin ich bereits einmal in Quarantäne gewesen, als ich mich mit einem Krankenhauskeim angesteckt hatte. Ich habe gelernt, mit solchen Situationen umzugehen. Das hat mich Resilienz und Akzeptanz gelehrt.  Selbstverständlich habe auch ich finanzielle Einbußen, da einige Aufträge von heute auf morgen weggebrochen sind. Den Umgang mit finanziellen Verlusten habe ich jedoch in meiner Privatinsolvenz gelernt. Mir ist bewusst: Vielleicht muss ich mich ein bisschen einschränken. Doch ich kann meine Miete bezahlen, ich habe genug zu essen, ich bin privilegiert.

5. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?

Für das gemeinsame Kochen und Essen mit meiner Familie. Wir genießen das sehr! Ich denke, es geht vielen Menschen so  - mein Foodblog erfreut sich vieler Zugriffe!

6. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?

Für mich ist die Ausgangssperre nicht überraschend gekommen. Als Anfang März die ITB in Berlin abgesagt wurde, war mir schon klar, dass da noch Einiges auf uns zu kommt. Am Freitag, dem 13., bin ich noch einmal ausgiebig spazieren gegangen, habe mir gekauft, was ich unbedingt wollte und bin nach Hause gekommen mit dem Wissen, dass ich jetzt für längere Zeit meine Wohnung kaum mehr verlassen werde.

7. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?

Ich genieße, dass wir uns in der Familie so gut umeinander kümmern. Viele Menschen, von denen ich lange nichts mehr gehört habe, melden sich plötzlich wieder bei mir. Das freut mich einerseits. Andererseits kommt es immer wieder vor, dass die Leute kurz fragen, wie es mir geht, bevor sie anfangen, schier unendlich von sich selbst zu erzählen. Verständlich, wenn man so alleine zuhause ist. Aber das kann auch ganz schön anstrengend sein.

8. Wird dein Leben “danach” genau so weiter gehen wie bisher?

Das hängt zu einem gewissen Teil davon ab, wie lange die Quarantäne noch dauert. Viele Menschen gehen jetzt in sich und fragen sich: Will ich so weiter leben? Möchte ich wirklich Teil dieser Leistungsgesellschaft bleiben? Ich denke, und hoffe, es gibt wichtige Veränderungen im Konsumverhalten der Menschen. So zum Beispiel beim Thema Reisen. Nachhaltiger Urlaub, am besten in der Region, wird immer attraktiver. Ich muss schmunzeln: Zu Jahresbeginn habe ich einen Beitrag zum Thema #staycation verfasst, der sich jetzt großer Beliebtheit erfreut! Ich versuche auch selbst seit einigen Jahren, nachhaltiger zu leben. Ich reise kaum mehr in weit entfernte Destinationen, auch wenn mir das gar nicht leicht fällt. Aber ich denke, das sind wir unseren Kindern und Enkelkindern einfach schuldig.

9. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?

Dann setzte ich mich ins Cafè Tomaselli ins Salettl, bestelle mir einen Eiskaffee und beobachte fünf Stunden lang die Leute, die vorbeilaufen! Herrlich!

© Claudia Braunstein/ Claudia on tour: Die “Silent City” bietet ein ungewöhnliches Stadtbild von Salzburg.

© Claudia Braunstein/ Claudia on tour: Die “Silent City” bietet ein ungewöhnliches Stadtbild von Salzburg.

10. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?

Auf der einen Seite bin ich bewegt von der Solidarität und dem starken Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Ich sehe viele positive Veränderungen. Auf der anderen Seite bin ich aber auch schockiert von den Anfeindungen und Hassattacken, die vor allem in den sozialen Netzwerken passieren. Ich habe selbst aufgehört, öffentliche Diskussionen rund um das Thema Corona zu führen, weil das leicht ausartet. Teilweise bin ich wirklich erstaunt, wie egoistisch manche Menschen reagieren und wie viele auf ihre eigenen Befindlichkeiten verharren.

11.  Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?

Jeder von uns hat in seinem Leben schon einmal eine Krise erlebt, hat einen lieben Menschen verloren oder eine harte Zeit durchgemacht. Und wenn es nur der erste Liebeskummer in der Schule war. An solche schwierigen Momente kann man sich zurück erinnern und daraus lernen. Damals hat man sich auch gedacht: Das schaffe ich nicht. Und im Endeffekt hat man es dann doch irgendwie überlebt. Davon kann man lernen! Das Leben ist trotzdem weitergegangen. Die eigene Grundeinstellung ist schon vorrangig. Ich kann morgens aufwachen und mich fragen: Was kann ich heute Schönes erleben? Selbst wenn es nur von zuhause aus ist. Mein Mann hat gerade seine Begeisterung für Naturfilme entdeckt! Meine Töchter haben wieder begonnen, zu zeichnen. Diese Auszeit ist ideal, um wieder ein bisschen kreativer zu werden. Da gibt es zum Beispiel wunderbare Museen, die man sich online ansehen kann. Das ist auf jeden Fall sinnvoller, als ständig Nachrichten zu schauen oder irgendwelche Verschwörungstheorien zu verfolgen.

Vielen Dank für das wundervolle Gespräch, ich freue mich schon auf unseren nächsten gemeinsamen Kaffee “draußen”.

Durch die Folgen ihrer Krebserkrankung leidet Claudia Braunstein an Dysphagie. Diese Schluckstörung macht es ihr unmöglich, herkömmliche Speisen zu genießen. Ihre Suche nach ansprechenden barrierefreien Rezepten verlief erfolglos. So startete sie kurzerhand ihren eigenen Foodblog, auf dem sie ihre Rezepte mit anderen Betroffenen teilte - der Start Ihrer Bloggerkarriere! Heute gehört sie mit ihren beiden Blogs “Geschmeidige Köstlichkeiten” und “Claudia on tour” zu viel beachteten Blogs im deutschsprachigen Raum. Als eine der wenigen 50+-Blogger in Österreich ist sie ein Vorbild für viele.

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Quarantäne-Talk mit Anne-Liese Prem

Sie erzählt Geschichten über die Zukunft und ist mit ihrem Trendradar ständig auf der Suche nach neuen Ideen, Konzepten und Innovationen. Im Gespräch aus ihrem Quaranänte-Domizil im Pongau erzählt Anne-Liese Prem über die positiven und die schwierigen Seiten der Coronakrise, über die Herausforderung “Homeoffice mit Kind “ und wie sie mit unangenehmen Gefühlen umgeht.

1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?

Ich bin mit meiner engsten Familie zusammen. Nachdem die Schule geschlossen wurde, bin ich mit meinem Sohn in den Pongau in meine Zweitwohnung gefahren.

2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?

Wir halten uns an eine gewisse Routine: Etwas später als sonst aufstehen, Vormittag Home Schooling, Mittagessen, am Nachmittag im Garten spielen, Abends fernsehen/lesen/Internet. Und dazwischen irgendwie im Home Office arbeiten!

3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?

Der Tag ist weniger durchgetaktet: Normalerweise bin ich immer auf dem Sprung von hier nach da. Jetzt spielt sich alles zuhause ab und die vielen Wege fallen weg. So ist mein Alltag definitiv entschleunigt und bietet mehr Freiräume.

4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?

Naja, eigentlich habe ich nicht viel zusätzliche Zeit durch die Krise geschenkt bekommen - was wahrscheinlich jede Mutter im Home Office bestätigen wird. Nur das Ausschlafen in der Früh, das ist großartig!

5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?

Ich hätte unser tomorrow designfestival früher angesetzt. Leider hätte es vom 16.-18. April stattgefunden und musste jetzt abgesagt werden. Wir haben monatelang darauf hingearbeitet.

6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?

Nicht wirklich. Nur das Ausschlafen! ;) Leider hat die Krise vieles gestoppt, auf das ich mich sehr gefreut hätte. Aber vielleicht ist genau das das Gute an der Zwangspause: Ich konnte in den letzten Wochen über mein Leben reflektieren und bin zum Schluss gekommen, dass es eigentlich eh voll ok ist, wie es ist.

7. Wird dein Leben “danach” genau so weiter gehen wie bisher?

In den ersten Wochen habe ich gedacht, dass sich vieles ändern wird. Aber ich vermisse mittlerweile meinen Alltag und hoffe schon, dass es so weiter geht wie bisher! Ich möchte vieles noch bewusster machen und bewusster genießen. Ich bin viel klarer geworden, fokussierter. Wir suchen gerade nach einem Ausweichtermin für das Festival, aber wie es aussieht, wird das heuer schwierig.

8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?

Ich würde Freunde treffen und meinem kleinen Sohn ermöglichen, endlich wieder seine Freunde zu treffen.

9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?

Ich entdecke gerade an mir, wie sehr ich meine Freiheit liebe und wie sehr ich es schätze, dass ich in einem Land und in einer Kultur leben darf, in der ich mich normalerweise frei bewegen kann. Die Krise zeigt auch, wie sehr wir auf diesem Planeten miteinander verbunden sind - wir Menschen miteinander überall auf der Welt und die Natur. Leider befürchte ich aber, dass sich diese Erkenntnis in Sachen Klimaschutz nicht zum Positiven durchsetzen wird.

10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?

Mir fällt manchmal abends die Decke auf den Kopf. Dann hilft es mir, daran zu denken, dass nichts von Dauer ist und alles irgendwann vorübergeht. Und das es ganz normal ist, sich jetzt irgendwie komisch zu fühlen. Ich versuche, meine Frustration und meinen Ärger nicht hinunter zu schlucken, sondern zuzulassen. Dabei hilft mir das Online-Training theclass.com und Meditation mit der Headspace-App. Die Podcasts vom Happiness Lab sind auch toll. Außerdem tut es mir gut, ein konkretes Ziel zu haben: Ich mache jetzt eine Online-Fortbildung, die mir extrem viel Spaß macht und mir am Ende dieser eigenartigen Zeit auch etwas bringen wird, auf das ich stolz sein kann.

Ich bedanke mich für das wundervolle Gespräch!

Lisi Prem ist Kommunikationsexperten, Zukunftsdetektivin und Geschichtenerzählerin. Sie hat bereits in Sydney und Uganda gelebt und für nationale und internationale Magazine geschrieben. Ihre Begeisterung für Fashion, Lifestyle und Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch ihre Arbeit.

www.tomorrowstories.at

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Quarantäne-Talk mit Vicky Heiler

Mit ihrem Blog “Bikinis & Passports” zählt Vicky Heiler in Österreich zu den berühmtesten Influencerinnen im Bereich Mode und Lifestyle. Im persönlichen Interview erzählt sie von ihrem Tagesablauf während der Corona-Quarantäne, über ihren Umgang mit großen Umsatzeinbußen und warum sie in diesen schwierigen Zeiten dennoch positive Veränderungen erkennen kann.

1. Mit wem gemeinsam bist du in Quarantäne?

Ich verbringe die Quarantäne mit meinem Freund, da wir bereits seit über 10 Jahren den gemeinsamen Wohnsitz haben.

2. Wie sieht dein Tagesablauf aus?

Der Wecker klingelt von Montag bis Freitag um 7.30 morgens. Eigentlich wie sonst auch immer. Die erste halbe Stunde des Tages verbringe ich alleine auf der Terrasse und starte ohne Handy oder Ablenkung in den Tag. Die Ruhe, frische Luft und (fast tägliche) Sonne tut unheimlich gut. Danach mache ich entweder gegen 8.30 oder 9.00 Sport, oder ich frühstücke und richte mich anschließend. Im Idealfall so wie sonst für's Büro auch. Dann mache ich Emails, arbeite an Content für The Daily Dose oder Instagram und strukturiere meinen Tag anhand einer To-Do Liste. Seit der Quarantäne kochen wir sowohl mittags als auch abends, was früher kaum der Fall war. Mittagessen gibt es gegen 13.00 und danach geht es wieder in's Home Office. Da zur Zeit weniger Jobs, Reisen und Events anstehen als sonst, versuche ich mich den Buchhaltungsthemen und anderen Dingen, die ich sonst gerne aufschiebe, zu widmen. Gegen 15.00 gibt es dann einen Iced Coffee in der Sonne und eine kurze Pause, bevor ich am späten Nachmittag die letzten Emails abarbeite. Früher hat mein Arbeitsalltag meist bis nach dem Abendessen gedauert, jetzt klappe ich fast immer gegen 18.00 den Laptop zu. Wenn ich morgens noch keinen Sport gemacht habe, dann trainiere ich um 18.00 mit Oti2Go via Instagram live oder gehe joggen. Anschließend gibt's Abendessen und ein paar Folgen This Is Us.

3. Was ist für dich persönlich die größte Veränderung?

Die größte Veränderung ist für mich tatsächlich das Ausbleiben von Aufträgen. Home Office und freie Zeiteinteilung haben bereits vor der Corona Krise zu meinem Alltag als Selbstständige gehört. Doch abgesehen davon, dass rund 80% meiner Jobs abgesagt oder verschoben wurden, kommen auch kaum neue Anfragen rein. Sprich: Ich habe weniger Kundenbetreuung, Freigaben und Co. auf der Agenda. Hinzu kommt natürlich auch die psychologische Komponente. Ich habe eine Mitarbeiterin, und wie alle anderen auch, Lebenserhaltungskosten zu tragen. In den ersten beiden Wochen habe ich mich über die "Auszeit" gefreut, nun stellt man sich immer öfter die Frage wie lange das wohl anhalten wird und wie schnell sich die Wirtschaft anschließend wieder erholt.

4. Wofür hast du jetzt endlich wieder Zeit?

Kochen! Eigentlich kochen mein Freund und ich total gerne und auch ziemlich gut, wenn man das über sich selbst sagen darf. Im stressigen Alltag war der Kühlschrank meistens leer und wir haben viel zu oft Essen bestellt oder sind spontan ins Restaurant gegangen. Jetzt gehen wir 1x pro Woche groß einkaufen, schreiben wohl-überlegte Einkaufslisten, probieren neue Rezepte und lieben die gemeinsame Zeit in der Küche und am Esstisch.

5. Was hättest du gerne noch getan, wenn du gewusst hättest, dass die Quarantäne kommt?

Wir hatten für Ende April eine große Reise geplant, die seit vielen Jahren auf unserer Bucketlist stand: Vietnam. Diese ist nun natürlich ausser Frage. Das sind absolute First World Probleme und ich weiß, wir werden diese Reise irgendwann nachholen. Doch leider sehen wir in nächster Zeit keine Möglichkeit das zu tun. Abgesehen davon vermisse ich meine Familie sehr. Zum Glück waren wir aber am Wochenende vor Inkrafttreten der Ausgangssperre noch bei meinen Eltern in Zell am See.

6. Gibt es für dich auch Vorteile dieser Zwangspause?

Definitiv. Erst heute ist mir aufgefallen, dass ich wieder 20, 30 Seiten in einem Buch am Stück lesen kann, ohne dass meine Gedanken die ganze Zeit rattern und ich ständig den Faden verliere. Auch wenn mir die aktuelle fehlende Auftragslage auch Sorge bereitet, merke ich, dass das langsamere Leben mir gut tut. Ich schlafe abends leichter ein, ich kann mich besser auf einzelne Tätigkeiten konzentrieren und höre viel auf meinen Körper.

7. Denkst du, dass sich die Welt "danach" verändern wird?

Ich hoffe es. Ich denke wir alle haben viele Dinge als selbstverständlich genommen, die man jetzt mehr zu schätzen weiß. Ich für meinen Teil möchte das bewusste Wahrnehmen von Privilegen gerne auch nach der Krise mitnehmen. Mal schauen wie lange das anhält bevor wir wieder in unseren gewohnten Trott fallen.

8. Wenn die Quarantäne morgen vorbei wäre - was würdest du tun?

Eine Dinner Party mit meinen Eltern, Geschwistern und deren Partner abhalten. Und am nächsten Tag direkt mit einer großen Runde Freunde brunchen gehen. Und meine beste Freundin umarmen!

9. Was bewegt dich in dieser Zeit am meisten?

Vieles. Vor allem aber der Zusammenhalt. Ich finde es unheimlich bewegend, wie sehr sich die Menschen (in meiner Bubble) in's Zeug legen um für einander da zu sein. Live Trainings als Ablenkung und um fit zu bleiben. Bananenbrot vor der Türe von meiner Schwester, selbstgeflückter Bärlauch von der besten Freundin oder fast tägliche Anrufe von Menschen die einem viel bedeuten - das sind alles Zeichen, dass wir für einander da sind!

10. Dein Tipp für alle, die sich jetzt besonders schwer tun?

Ich denke man muss sich bewusst sein, dass nicht jeder Tag gut sein kann. Das ist im "normalen" Leben auch nicht so. Auch ich habe Tage an denen ich mich kaum aufraffen kann, an denen ich nicht mehr zustande bringe als zum 100x Instagram zu refreshen oder ich mich im Pyjama vor den Laptop setze - weil's eh egal ist. Zu glauben es müsse einem immer gut gehen, übt mehr Druck als Motivation aus.

Ich bedanke mich für das wunderbare Gespräch!

Hier geht es zu Vicky`s Blog: bikinisandpassports.com.

Gemeinsam mit ihrer besten Freundin hat sie das Lifestyle-Magazin “The Daily Dose” gegründet: lovedailydose.com.

© privat.

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